Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten
Sie können mit Emma drüber reden. Das is so sicher wie Fort Knox.«
Die Lippen der Matriarchin öffneten sich zu einem leisen Schluchzen. Dann schlug sie die Hände vors Gesicht und schaukelte stumm mit dem Oberkörper vor und zurück. Erst als das Hausmädchen sich über sie beugte und sie in die Arme nahm, drang irgendwo aus dem tiefsten Inneren von Frannie Halcyon ein tiefes animalisches Stöhnen.
»Nur weiter so«, sagte Emma. »Nur weiter so. Heulen Sie.«
Also lag Frannie einige Minuten lang in den Armen der alten Frau und schluchzte.
Dann sagte sie: »DeDe glaubt, daß Jim Jones die beiden hat.«
Emma machte sich los und schaute ihre Herrin an.
»Was reden Sie denn da?«
»Jim Jones«, wiederholte Frannie. »Aus Guyana.«
»So ein Quatsch, Miss Frannie! Jim Jones ist tot!«
Frannie schüttelte lethargisch den Kopf. »Miss DeDe … sie glaubt … sie hat gesagt, daß er nicht gestorben ist … sie sagt …«
»Beruhigen Sie sich jetzt erst mal. Schlafen Sie.«
»Nein … Sie sollten das wissen, Emma. In Guyana ist ein anderer gestorben. Mr. Starr … er ist Jim Jones. Er …«
»Sssch.«
»Die armen Kinderchen! Ich hab sie Jim Jones ausgeliefert, Emma. Ich hab sie ihm einfach so …«
»Jetzt hören Sie mir mal zu, Miss Frannie! Sie ham Mr. Starr gesehen, oder? Jeder Idiot würd Jim Jones auf den ersten Blick erkennen! Jim Jones ist tot, Miss Frannie!«
»Nein … er hatte eine Gesichts …«
»Ruhig jetzt.«
»… Operation … er hat sich … Emma …«
Dann wurde die Matriarchin ohnmächtig.
Zwanzig Minuten später klingelte das Telefon.
Emma hob in der Küche ab. »Halcyon Hill.«
»Oh … Sprech ich mit Edna?«
»Emma.«
»Hier ist Ms. Giroux, Emma. Ich muß dringend mit Mrs. Halcyon sprechen.«
»Tut mir leid, Miz Giroux. Sie schläft.«
»Emma, ich muß mit …«
»Ich werd es ihr bestellen, Miz Giroux. Sie is nich mehr ansprechbar.«
»Emma … bitte … Sie müssen sie aufwecken … sofort! Sagen Sie ihr, daß die Kinder bei mir zu Hause sind und daß ihnen keine Gefahr mehr droht …«
»Gelobt sei Jesus Christus!« rief Emma.
»Aber sie muß sofort das Haus verlassen. Mr. Starr ist nämlich unterwegs.«
»Zu uns?«
»Er kann jede Minute kommen, Edna! Er ist wahnsinnig … er hat völlig den Verstand verloren. Ich hab solche Angst, daß er … sehen Sie bloß zu, daß Sie wegkommen. Bitte. Hat Mrs. Halcyon ihren Wagen da?«
»Ja, Ma’m, aber ich glaub nich …«
»Sagen Sie ihr, sie soll sich gar nicht erst anziehen. Laufen Sie einfach … verschwinden Sie aus dem Haus! Verstehen Sie, Edna?«
»Ja, Ma’m.«
Sie verstand nur zu gut.
So, wie sie waren
Als sie kurz nach zehn in Michaels Wohnung zurückkamen, war Michael sehr viel entspannter.
»Ehrlich gesagt«, meinte er, als er sich auf das Sofa fallen ließ, »ich war überrascht, daß du’s so gut aufgenommen hast.«
»Was?« fragte Jon, der sich für den Lehnstuhl entschied.
»Ach … das mit unserer Keller-Bambi.«
Der Doktor zuckte mit den Schultern. »Ich hab doch mal hier gewohnt.«
Michael lächelte. »Es hat sich nichts geändert, hm?«
»Nicht viel. Ich war auf beinah alles vorbereitet.«
»Vernünftige Einstellung.«
Langes Schweigen.
»Und«, sagte Jon, »läuft die Gärtnerei gut?«
»Sehr gut … eigentlich sogar hervorragend.«
»Wie lang machst du das schon?«
Michael überlegte kurz. »Mehr als drei Jahre … drei Jahre denselben Job. Mein Gott … ist es Zeit, beim Guinness Buch der Rekorde anzurufen?«
Der Doktor lächelte »Freut mich, daß es dir gefällt. Das macht viel aus.«
Michael nickte. »Es kann auch nur so klappen. Wenn man sich länger mit was beschäftigt, wird einem alles über.«
Der Doktor musterte ihn einen Augenblick. »Und auch jeder, mit dem man länger vögelt, hm?«
»He …«
»Entschuldige. Das war unter der Gürtellinie.«
»Allerdings.« Michael fühlte sich stärker getroffen, als er erwartet hatte.
»Gehört die Gärtnerei immer noch Ned?« fragte Jon, der sich offensichtlich auf weniger Persönliches zurückziehen wollte.
Michael nickte. »In letzter Zeit redet er davon, daß er mich zum Teilhaber machen will.«
»Schön. Das ist ja eine gute Nachricht. Du solltest zu sparen anfangen.«
»Ich weiß«, sagte Michael. »Nerv mich nicht damit.«
Jon bat mit seinem Lächeln um Verzeihung. »Hab ich mich so angehört?«
Michael schüttelte den Kopf und erwiderte sein Lächeln. »Es ist nur … na ja … ein wunder Punkt.«
»Das
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