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Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten

Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten

Titel: Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armistead Maupin
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sind hier, Schnuckelchen! Das heißt, irgendwo hier.«
    »Was!«
    »Jon hat sie während der Rückreise auf dem Schiff gesehen. Jon Fielding. Er ist Schiffsarzt auf der Sagafjord! «
    »Das hast du dir ausgedacht!«
    »Wenn’s mal so wäre! Hat denn niemand nachgesehen, ob sie an Bord waren? Ich meine … für mich hört sich das überhaupt nicht nach Entführung an. Und mittlerweile haben wir hier im Keller ein ziemlich verbiestertes Frauenzimmer sitzen.«
    »Ich weiß. Darum kümmer ich mich schon. Ist sich Jon denn sicher?«
    »Er ist sich sicher.«
    Schweigen.
    »Was jetzt, mein Schatz?«
    »Gott!«
    »Ich fürchte, das ist keine Antwort.«
    »Hör zu, Mouse … weiß Jon denn, wo sie hinwollten?«
    »Er hat angenommen, daß sie in Halcyon Hill abgeliefert werden.«
    »Das kannst du vergessen.«
    »Jon hat gesagt, der Kerl ist ein Freund der Familie.«
    »Tja, grade das ist er nicht, Mouse. Er lügt. Der Kerl ist Amok gelaufen. Er hat die Kinder entführt!«
    »Und ist dann ganz gemütlich mit ihnen auf dem Schiff nach San Francisco zurückgefahren.«
    »Mouse … ich weiß, daß sich das verrückt anhört … aber das kommt daher, daß er verrückt ist. An der ganzen Sache ist was faul.«
    »Da widersprech ich dir sicher nicht.«
    »Wenigstens ist den Kindern nichts passiert.«
    »Mhm. Bambi wird auch erleichtert sein, wenn sie das hört.«
    »Ach Gott, Mouse … es tut mir wirklich leid.«
    »Gibst du sie denn jetzt frei?«
    »Hm … nein. Ich meine, die Kinder sind immer noch nicht aufgetaucht, und … Herrgott, ich kann schon nicht mehr klar denken. Laßt sie mal besser eingesperrt, bis ich morgen zurück bin. Ich erklär euch dann alles lieber zu Hause. Sag bitte Mrs. Madrigal, daß sie sich keine Sorgen machen soll … und sag Brian, daß ich ihn liebe. Ich hab versucht, ihn anzurufen, aber bei Perry’s war besetzt.«
    »Ich sag ihm, daß du angerufen hast. Paß auf dich auf, Schnuckelchen.«
    »Du auch. Du fehlst mir.«
    »Du mir auch«, sagte Michael.
    »Ach, und frag Jon doch …«
    »Er bleibt bis zur Hochzeit«, sagte Michael.
    »Wunderbar.«
    »In Burkes Wohnung.«
    »Nicht ganz so wunderbar.«
    »Fang du nicht auch noch an«, sagte Michael.

Wenn die Kinder schlafen
    »Du hast nach den Kindern gefragt«, sagte Luke, der Prue immer noch fest an seine Brust gedrückt hielt.
    »Ja.«
    Er schob sie auf Armeslänge von sich weg, betrachtete sie kurz und strahlte dann wie ein stolzer Vater. »Komm mit. Es wird dunkel. Wir sollten sie holen.«
    Er führte sie über die Böschung in die Rhododendrensenke und faßte sie am Arm, als er sie durch das labyrinthartige Dickicht lotste.
    Sobald sie die Senke hinter sich hatten, folgten sie dem U-förmigen Kamm, bis durch eine lichte Stelle im Unterholz der weiter unten liegende Sumpfsee zu sehen war. Und auch zwei kleine Gestalten, die am Ufer herumtollten.
    »Edgar!« rief Luke. »Anna! Kommt her, Kinder. Zeit zum Schlafengehen.«
    Die Zwillinge schauten zu ihnen hoch und protestierten lautstark.
    »Keine Widerrede!« rief Luke. »Es ist schon fast dunkel.«
    Also hasteten die Kinder über den steilen Pfad zum Kamm hoch. Als sie Prue erblickten, riefen sie freudig erregt ihren Namen. Sie ging vor den beiden in die Knie, ließ sich von ihnen umarmen und hatte ein merkwürdig mütterliches Gefühl dabei.
    »Sie sehen gut aus«, sagte sie zu Luke. Und das stimmte tatsächlich.
    »Sie spielen am liebsten im Dreck«, sagte er und verwuschelte Edgars Haare. »Hab ich recht, du Rauhbein?«
    Prue zupfte ein Stückchen Zweig aus Annas Pullover.
    »Sie werden so was von erleichtert sein«, sagte sie.
    »Wer?« fragte Luke.
    »Frannie und DeDe.«
    Schweigen.
    »Wir können aus der Telefonzelle am de Young ein Taxi rufen«, sagte Prue. »In einer Stunde haben wir sie nach Hause gebracht. Ach, Luke, mir fällt ein Stein …«
    »Ich will nicht, daß du vor den Kindern so redest! «
    Seine Augen sprühten wieder vor Zorn.
    »Ich wollte nicht …«
    »Sie sind zuHause, Prue! Ich hab gedacht, daß wenigstens du das verstehst!«
    »Luke …«
    »Sei still, Prue! Wir reden später drüber. Wenn die KIN-DER SCHLAFEN. Verstanden?«
     
    In der Hütte sah sie zu, wie die Zwillinge sich auf zwei über den Boden gebreitete Schlafdecken zusammenrollten. Luke deckte sie zu und drückte jedem von ihnen ein Kaninchenfell in die Hand. Dann schlich er auf Zehenspitzen in den Nebel hinaus. Prue nahm er mit.
    »Wir gehen fort«, flüsterte er.
    »Wir können sie nicht einfach hierlassen

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