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Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten

Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten

Titel: Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armistead Maupin
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auf die Glatze. »Ich liebe diese Hure«, sagte er. »He … soll ich euch das Haus zeigen, Jungs?«
    »Ich glaube, ich passe«, sagte Ned.
    »Hast du eine heiße Verabredung?« fragte _______.
    Ned nickte lächelnd. »Er heißt Scott.«
    Der Liebling aller Frauen wandte sich an Michael. »Was ist mit Ihnen?«
    »Gern«, sagte Michael. »Ich bin dabei.«
     
    Die Hausführung schloß eine große Filmothek, den Pool und die Cabanas, einen Terrassengarten unterhalb des Pools und die Schlafräume im ersten Stock ein.
    In seinem Schlafzimmer stieß _______ die Balkontüren auf, und sie schauten auf die Gäste hinunter. »Der Film müßte gleich anfangen. Dann wird’s auch ruhiger.«
    »Was für ein Film ist es?« fragte Michael.
    Der Schauspieler verzog das Gesicht. » _______. Der absolute Mist, wenn Sie meine Meinung hören wollen.«
    »Ich hab ihn noch nie gesehen«, gab Michael zu.
    »Das hat wohl seinen Grund«, sagte _______ grinsend.
    Michael sah ihn zum erstenmal direkt an. »Ich finde, Sie machen sich viel zu klein. Es muß doch seinen Grund haben, daß die Typen alle da sind.«
    »Welche?«
    »Die ganzen … Scotts und Grants. Das muß Ihnen doch was sagen. Wenn Sie behaupten, daß Sie gar kein Talent haben, dann sind zumindest viele vom Gegenteil überzeugt.« Michael lächelte plötzlich, weil ihm seine Forschheit peinlich war. »Das heißt, wenn Sie meine Meinung hören wollen.«
    Der Filmstar musterte ihn belustigt. »Sie arbeiten mit Ned in der Gärtnerei, hm?«
    »Ja.«
    »Und ihr singt beide in irgend so einer Gruppe?«
    »Mmhm.« Michael konnte seinen Stolz nicht verhehlen. »Im Gay Men’s Chorus. Nächste Woche gehen wir auf eine Tournee durch neun Städte.«
    Der Filmstar runzelte die Stirn. »Ich fürchte, das versteh ich nicht.«
    »Was?«
    »Warum manche Leute so ein Theater um ihr Schwulsein veranstalten.«
    Michael zögerte. Er hatte diesen Spruch schon x-mal gehört, und zwar meistens von älteren Schwulen wie _______, die jahrelang still vor sich hin gelitten hatten, während andere um ihre Homosexualität ein großes Theater veranstaltet hatten. »Wir wollen es den Leuten nur leichter machen«, sagte er schließlich. »Die Heteros sollen es leichter haben, uns zu mögen. Und die Schwulen sollen es leichter haben, auf ihr Erbe stolz zu sein.«
    _______ kicherte mitleidig. »Auf ihr Erbe, hm?«
    Michael merkte, daß er ungehalten wurde. »Das Wort trifft es sehr genau, find ich.« Als er den Filmstar ansah, lächelte er. »Rein zufällig sind Sie ein Teil davon.«

DeDe
    Die Frau, die vor Mary Ann stand, war fast eine Fremde und keineswegs der unreife Marshmallow-Pummel, an den sie sich von früher erinnerte.
    Diese Frau war drahtig und braungebrannt und hatte lange, sonnengebleichte Haare, die ihr in einem Pferdeschwanz über den Rücken fielen. Sie trug eine ihrer alten Hemdblusen – Jahrgang 1975 oder so – und erinnerte in ihrer Unbeholfenheit an eine Schiffbrüchige, die nach Jahren auf einer einsamen Insel wieder in Schuhen zu gehen versucht.
    Mary Ann war sprachlos. Sie starrte DeDe an, bevor sie sich mit offenem Mund wieder an Mrs. Halcyon wandte. »Ich kann nicht … ich hätte nicht im Traum …«
    Mrs. Halcyon strahlte. Sie war offensichtlich erfreut über die Wirkung, die sie erzielt hatte. »Ihr beide müßt erst wieder warm werden miteinander. Ich lasse euch eine Weile allein. Wenn ihr etwas braucht, sagt ihr Emma Bescheid.« Die Matriarchin drückte den Arm ihrer Tochter, hauchte ihr einen Kuß auf die Wange und marschierte durch die Flügeltüren der Terrasse ins Haus.
    Mary Ann fand noch immer keine Worte. Voller Unbeholfenheit ging sie auf die Erscheinung, die vor ihr stand, zu und umarmte sie. »Ich freu mich so«, murmelte sie und fing fast an zu heulen. »Ich freu mich so, DeDe.«
    Sie freute sich in erster Linie darüber, daß die Jonestown-Tragödie für überhaupt jemand zu einem guten Ende gekommen war. Sie hatte DeDe nie besonders gut gekannt. DeDe war schlicht und einfach die Tochter des Chefs gewesen. Und Beauchamps Frau. Die letzte Begegnung der beiden Frauen hatte bei Beauchamps Begräbnis stattgefunden, bei dem sie beide keine besondere Trauer gezeigt hatten.
    Mary Ann ließ von DeDe ab, als ihr plötzlich etwas einfiel: »Ach so … und die Zwillinge?«
    DeDe lächelte. »Sie sind oben. Sie schlafen.«
    »Gott sei Dank.«
    »Ja.«
    »Und … D’orothea?«
    »Sie ist in Havanna«, sagte DeDe.
     
    Sie saßen am Pool und tranken Wein, während DeDe ihre

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