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Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten

Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten

Titel: Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armistead Maupin
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Übliche. Nicht viel.«
    »Bis man’s nicht mehr hat«, sagte Mary Ann.
    »Bis man’s nicht mehr hat«, sagte DeDe. Sie schaute einen Augenblick schweigend aufs Meer hinaus, ehe sie sich wieder an ihre Begleiterin wandte. »Ich bin froh, daß ich Sie habe. Sie sind eine unvoreingenommene Zuhörerin. Und Sie finden sich schnell mit allem zurecht.«
    Mary Ann lächelte. »Da hat Billy Jean King eine Menge geholfen.«
    »Hm?«
    »Wahrscheinlich haben Sie das noch gar nicht gehört.«
    »Ist sie auch lesbisch?«
    »Na ja«, sagte Mary Ann. »Sie hatte eine Affäre mit einer Frau. Macht sie das schon zur Lesbe?«
    »Wenn sie es richtig angestellt hat, schon«, erwiderte DeDe.

Überschwult
    Schon seit fast einer Woche schien dauernd die Sonne, so daß Michael und Ned bei God’s Green Earth alle Hände voll zu tun hatten. Weil das Geschäft in der Gärtnerei so lebhaft war, wurde es drei, bis sie sich zwischen all den anderen lebendigen Dingen, die etwas Schatten nötig hatten, hinsetzten und sich mit ihrem Yoplait befaßten.
    »Was meinst du, was ich machen soll?« fragte Michael.
    »Ich weiß nicht, wovon du redest.«
    »Von der Parade.«
    Ned zuckte mit den Schultern. »Du gehst doch hin, oder?«
    »Klar. Aber was soll ich anziehen? Der All-American-Boy-Look steht ganz hoch im Kurs, und den hab ich ziemlich gut drauf. Andererseits haben mich die Sisters of Perpetual Indulgence gefragt, ob ich dieses Jahr nicht als Nonne gehen will.«
    Ned löffelte sich Joghurt in den Mund. »Ich würd mich für die Nonne entscheiden«, sagte er.
    Michael überlegte. »Hast du schon mal versucht, als Nonne jemand aufzureißen?«
    »Was spricht dagegen? Es muß Nonnen geben, die’s getan haben.«
    »Keine Hürde ist für uns zu hoch, hm?«
    Ned lachte. »Du könntest ja als All-American-Nonne gehen.«
    »Was brauch ich da? Ein Ordenskleid aus Jeansstoff?«
    »Jeans unter dem Kleid«, sagte Ned lächelnd.
    »Genau. Dann kann ich blitzartig in Aktion treten. Wie Superman. Die Idee gefällt mir, Ned – Stil und Inhalt. Du findest auch auf alles eine Antwort.«
    Der Gärtner musterte ihn von oben bis unten und sagte dann lächelnd: »Schwester Mary Mouse, hm?«
     
    Sie blieben im Halbschatten sitzen und aßen schweigend zu Ende.
    Dann sagte Michael: »Wird es dir manchmal über?«
    »Meinst du die Gärtnerei?«
    »Nein. Das Schwulsein.«
    Ned lächelte. »Was glaubst du?«
    »Es geht mir nicht ums Schwulsein an sich«, sagte Michael. »Das würd ich um nichts auf der Welt hergeben. Ich liebe Männer.«
    »Das hab ich bemerkt.«
    »Ich meine eher die schwule Kultur«, fuhr Michael fort. »Die Parties im Galleria. Die T-Shirts mit den Laß-uns-vögeln-Slogans. Die Jockstraps in vierzehn verschiedenen Schattierungen und diese blöden verspiegelten Sonnenbrillen, die dir dein eigenes Gesicht zurückwerfen, wenn du in eine Kneipe gehst. Falsche Soldaten, falsche Polizisten, falsche Sportler. Geil hier, geil da. Ich hab die Nase dermaßen voll davon, Ned. Man muß doch noch auf andere Art nicht normal sein können.«
    Ned warf grinsend seinen Joghurtbecher in den Abfalleimer. »Du kannst ja lesbisch werden.«
    »Keine schlechte Idee«, erwiderte Michael. »Die Lesben machen ’ne Menge Dinge, die ich gern tun würde. Sie haben richtige Rendezvous! Sie schreiben sich gegenseitig schlechte Gedichte. Weißt du … wir ziehen so oft über sie her, weil sie gern kerlig sein wollen, aber was tun wir denn? Als Teenager hab ich mir in Orlando auf der Straße immer Sorgen gemacht, ob ich … na ja, ob ich auch wie ein richtiger Mann daherkomme. Jetzt geh ich hier die Castro Street lang und mach mir die gleichen Sorgen. Wo ist da der Unterschied?«
    Ned zuckte mit den Schultern. »Hier verprügelt dich deswegen keiner.«
    »Das stimmt natürlich.«
    »Und es zwingt dich niemand, ins Fitnesscenter zu gehen, Mouse. Es zwingt dich niemand, einen auf Kerl zu machen. Wenn du gern ein schwächlicher Dichter sein und irgendwo in einer Dachkammer vor Weltschmerz vergehen möchtest, hält dich sicher niemand davon ab.«
    »Die Möglichkeiten stehn mir offen, hm?«
    »Sie stehn allen offen«, sagte Ned.
    »Warum nutzen sie sie dann nicht?«
    »Sie?« fragte Ned.
    »Na ja, ich hab …«
    »Du hast schon ›sie‹ gemeint. Du hast alle außer dir gemeint. Denn du bist der einzige empfindsame, der einzige wirkliche Mensch, stimmt’s?«
    Michael verzog das Gesicht. »Das ist nicht fair.«
    »Sieh mal«, sagte Ned und legte Michael den Arm um die Schulter,

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