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Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten

Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten

Titel: Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armistead Maupin
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–, »daß es auf der Welt viel zuviel Häßliches gibt, und wenn jeder von uns auch nur eine kleine Kerze anzünden würde … na, Sie wissen ja.«
    Frannie sah ihren Anknüpfungspunkt. »Ich vermute, Sie wissen um meine Tochter.«
    »Ja.« Die Kolumnistin setzte ein tragisches Gesicht auf. »Es muß schrecklich gewesen sein für Sie.«
    »Ja, das war es. Und ist es noch.«
    »Ich kann mir nicht mal vorstellen, wie so etwas ist.«
    »Das kann kaum jemand.« Frannie trank einen Schluck Mai Tai. »Außer Catherine Hearst vielleicht. Sie kommt manchmal zu Besuch. Sie war wahnsinnig lieb. Äh … dürfte ich Ihnen etwas zeigen?«
    »Natürlich.«
    Die Matriarchin entschuldigte sich und kam kurz darauf mit den Beweisstücken zurück, die inzwischen fast bis zur Unkenntlichkeit ramponiert waren. »Die haben mal DeDe gehört«, sagte sie.
    Die Kolumnistin lächelte. »Pompons. Ich war auch mal Cheerleader.«
    »DeDe hat sie sich schicken lassen«, fuhr Frannie fort, »als sie in Jonestown war. Sie hatte sie schon im Sacred Heart, und sie fand den Gedanken hübsch, in Guyana bei den Basketballspielen damit aufzutreten.« Sie nestelte an ihrer Cocktailserviette herum. »Man hat sie unter ihren Sachen gefunden … hinterher.«
    »Sie … äh … war in Guyana Cheerleader?«
    Die Matriarchin nickte. »Nur so zum Spaß. Wußten Sie nicht, daß es dort ein Basketballteam gab?«
    »Nein«, sagte Prue vorsichtig. »Das wußte ich nicht.«
    »DeDe war ein Tatmensch, Prue. Sie hat das Leben über alles geliebt. Jedenfalls steht fest, daß sie und die Kinder nicht unter den Toten von Jonestown waren … und tief in meinem Herzen weiß ich, daß sie dort lebend rausgekommen sind.«
    »Wann?«
    »Ich weiß nicht. Vorher. Wann auch immer.«
    »Aber, vermuten die Behörden denn nicht …?«
    »Die vermuten viel, diese Idioten! Sie haben mir schon gesagt, daß DeDe tot ist, bevor sie noch festgestellt hatten, ob ihre Leiche überhaupt dort war.« Frannie beugte sich vor und blickte Prue flehend an. »Sie kennen das wahrscheinlich alles schon, ich weiß. Aber ich habe Sie gerufen, weil ich Ihre Hilfe brauche, um eine neue Entwicklung an die Öffentlichkeit zu bringen.«
    »Bitte«, sagte die Kolumnistin, »sprechen Sie weiter.«
    »Ich habe diese Woche mit einem Medium gesprochen. Mit einem sehr seriösen. Sie sagt, daß DeDe, ihre Freundin und die Zwillinge leben und in einem kleinen südamerikanischen Dorf wohnen.«
    Schweigen.
    »Ich bin keine Hysterikerin, Prue. Ich halte normalerweise nicht viel von solchen Dingen. Aber diese Frau war sich ihrer Sache dermaßen sicher. Sie hat alles gesehen: die Hütte, ihre Schlafmatten, die Dorfbewohner auf dem Markt, die süßen kleinen Zwillinge, wie sie nackt …« Frannies Stimme versagte; sie spürte, daß sie kurz vor dem Zusammenbruch stand. »Bitte helfen Sie mir«, bettelte sie. »Ich weiß nicht, an wen ich mich sonst wenden sollte.«
    Prue nahm ihre Hand und drückte sie. »Sie wissen, daß ich Ihnen helfen würde, Frannie, wenn es eine Möglichkeit gäbe … na ja, die Tagespresse oder das Fernsehen sind sicher eher in der Lage, so was in Angriff zu nehmen.«
    Ein Ruck ging durch die Matriarchin. »Mit denen habe ich schon gesprochen. Denken Sie etwa, ich würde Sie als erste anrufen?«
     
    Es hatte keinen Sinn! Dieses lächerliche Frauenzimmer war nicht besser als alle anderen, die sie bloß geduldig ertrugen wie ein seniles, aufdringliches altes Weib. Frannie ließ das Thema fallen und brachte ihren Gast ohne weitere Umstände und in aller Eile durch das Mittagessen und an die Tür.
    Um drei lag sie wieder im Bett, trank Mai Tais und schaute auf dem »Bauchflimmi« fern, den DeDe und Beauchamp ihr nach Edgars Tod geschenkt hatten. Als Nachmittagsfilm lief Traum meines Lebens mit Katherine Hepburn, einer von Frannies Lieblingsfilmen.
    Während der »Unterbrechung« gab eine hübsche junge Frau den Zuschauern Einkaufstips: wo man im Gebiet Walnut Creek und Lafayette gute zweite Wahl kaufen konnte. Frannie drehte den Ton weg und schenkte sich noch einen Mai Tai ein.
    Als sie wieder auf den Fernseher schaute, fiel ihr fast der Drink aus der Hand.
    Dieses Gesicht! Natürlich! Das war Edgars ehemalige Sekretärin. Frannie hatte sie schon mindestens vier Jahre nicht mehr gesehen. Seit Beauchamps Beerdigung wahrscheinlich.
    Wie hieß sie überhaupt? Mary Jane Dingsbums. Nein … Mary Lou?
    Die Matriarchin drehte den Ton wieder an. »Mary Ann Singleton«, zwitscherte die junge Frau,

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