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Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten

Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten

Titel: Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armistead Maupin
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einiger Zeit des Schweigens, »Jimbo hat was Geschäftliches zu erledigen, wenn wir heute nachmittag anlegen. Wie wär’s, wenn wir zwei Sitka unsicher machen? Es gibt eine entzückende russische Kirche dort und ein paar phantastische Geschäfte mit Muschelschnitzereien. Zwei Mädels auf Landgang … was halten Sie davon?«
    Frannie zögerte. »Na ja … ich …«
    »Ich weiß, wie umwerfend das Angebot ist, aber überschlagen Sie sich mal nicht vor Begeisterung!«
    Frannie lächelte entschuldigend. »Ich habe nur überlegt … na ja, die Kinder.«
    »Kann Ihr Mr. Starr sie Ihnen nicht eine Weile abnehmen?«
    Frannie zog die Augenbrauen hoch. »Das hat er mir eigentlich angeboten.«
    »Wunderbar! Dann ist es abgemacht!«
    »Ich habe aber das Gefühl, daß ich ihn ausnütze.«
    »Hören Sie mal, Liebes, wenn der Kerl auf Kinder steht, dann ist das sein Problem und nicht Ihrs. Sie sollten lernen, ein Geschenk des Himmels anzunehmen, wenn es Ihnen in den Schoß fällt!«
    Frannie gab lächelnd nach. »Sie haben recht. Schließlich soll das ja ein Urlaub sein.«
    »Genau«, sagte Claire.
    Als Frannie die Zwillinge eine halbe Stunde später abholen ging, fand sie sie kichernd unter einem »Fort«, das Mr. Starr aus zwei Liegestühlen und einer Decke gebaut hatte. Vor langer, langer Zeit hatte Edgar für DeDe so was auch häufig gebaut.
    Ohne sich bemerkbar zu machen, blieb Frannie vor dem Wolldeckenunterschlupf stehen und genoß die fröhliche Musik, die die Stimmen ihrer Enkelkinder für sie waren.
    Dann sang Mr. Starr ihnen etwas vor:
    »Bye baby bunting, Daddy’s gone a-hunting, gone to get a rabbit skin to wrap the baby bunting in …«
    Das Vertrautheitsgefühl, das dieses alte Kinderlied auslöste, war genau die Bestätigung, die die Matriarchin brauchte.
    Das Wissen, daß sich bestimmte Dinge nie änderten, war beruhigend.

Aber bitte mit Vorhaut!
    Mrs. Madrigals kantiges Gesicht wirkte noch strahlender als sonst, als sie nach der schweren gußeisernen Bratpfanne griff, die in der Barbary Lane 28 immer Frühstück bedeutete.
    »Ich kann’s noch gar nicht glauben«, sagte sie. »Zwei Eier oder drei, mein Lieber?«
    »Drei«, sagte Michael. »Ich auch nicht. Ich hab den beiden monatelang zugeredet, aber nicht gedacht, daß sie schon reif sind für eine so feste Bindung. Mary Ann vielleicht noch eher als Brian.«
    Mrs. Madrigal schlug drei Eier in die Pfanne, warf die Schalen weg und wischte sich an ihrer paisleygemusterten Schürze die Finger ab. »Ich hab die beiden miteinander bekannt gemacht. Hast du das gewußt?«
    »Nein.«
    »Ja, es stimmt«, sagte die Vermieterin strahlend. »Gleich, nachdem Mary Ann eingezogen war. Ich hab ein kleines Abendessen veranstaltet, und dabei hat Mary Ann mir von ihrer Befürchtung erzählt, daß es in San Francisco vielleicht nicht genug normale Männer gibt.« Mrs. Madrigal lächelte wehmütig. »Das war natürlich, bevor sie über mich Bescheid wußte. Hätte sie’s damals schon gewußt, hätten wir sie wohl für immer an Cleveland verloren.«
    Michael lächelte. »Sie haben sie und Brian also miteinander bekannt gemacht?«
    »Nicht direkt. Ich hab Brian gesagt, daß Mary Ann Hilfe beim Möbelrücken braucht. Für den Rest waren sie dann selber zuständig. Weizentoast oder Roggen, mein Lieber?«
    »Weizen, bitte.«
    »Selbstverständlich ist ein völliges Desaster draus geworden. Brian war ein schamloser Weiberheld, und Mary Ann war grade furchtbar in Beauchamp Day verliebt – Gott steh ihr bei.« Die Vermieterin schüttelte wehmütig und halb belustigt den Kopf. »Danach ist sie immer mit dem Detektiv ausgegangen, den Monas Mutter auf mich angesetzt hatte.«
    Michael nickte ernst.
    »Ich war immer recht froh drüber, daß er verschwunden ist. Du nicht auch?« In ihrem Grinsen lag alle Schadenfreude, zu der sie fähig war. »Obwohl ich mich frage, was mit ihm passiert ist.«
    Michael wand sich wie ein Aal. Er ging diesem Thema aus dem Weg, so gut es nur ging. Nur Mary Ann war Zeugin gewesen, als der Detektiv bei Land’s End eine Klippe hinuntergestürzt war, und sie hatte dieses Geheimnis niemand außer Michael offenbart. Es gab ein paar Dinge, die man selbst vor Mrs. Madrigal lieber geheimhielt.
    »Danach war Burke Andrew dran«, setzte Michael die Aufzählung einfach fort. »Und mit ihm die Kannibalen aus der Grace Cathedral.«
    Mrs. Madrigal verdrehte theatralisch ihre untertassengroßen Augen. »Sie hat vielleicht ein Händchen, was?«
    »Ja. Aber ich glaub, sie

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