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Stadtgeschichten - 04 - Tollivers Reisen

Stadtgeschichten - 04 - Tollivers Reisen

Titel: Stadtgeschichten - 04 - Tollivers Reisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armistead Maupin
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Monate vergangen, doch sie litt mehr denn je unter dem Verlust. Um Abstand zu gewinnen von dieser Tragödie, mußte man sich erst einmal bewußt machen, wie erschreckend und unbegreiflich sie war.
    Michael löste sich von ihr. »Also … wie wär’s mit einem Kakao, du Medienstar?«
    »Prima«, sagte sie.
    Sie setzte sich an den Küchentisch, während er den Kakao machte. Am Kühlschrank, gehalten von einer Muschel mit einem Magneten, hing noch immer das Foto, das sie von Jon und Michael auf einem Kürbisfeld an der Half Moon Bay gemacht hatte. Sie schaute weg und ermahnte sich, nicht erneut in Tränen auszubrechen. Für einen Abend hatte sie schon genug Schaden angerichtet.
    Als der Kakao fertig war, nahm Michael eine blaue Tasse vom Wandbord und stellte sie auf eine graue Untertasse. Einen Augenblick betrachtete er die Zusammenstellung mit leichtem Stirnrunzeln, dann ersetzte er die graue Untertasse durch eine in Altrosa. Mary Ann beobachtete das Ritual und schmunzelte über seine exzentrische Art.
    Michael entging ihre Reaktion nicht. »So etwas ist wichtig«, sagte er.
    »Ich weiß«, erwiderte sie mit einem Lächeln.
    Er nahm sich eine gelbe Tasse und stellte sie auf die graue Untertasse, bevor er sich zu ihr an den Tisch setzte. »Ich bin froh, daß du reingeschaut hast.«
    »Danke«, sagte sie. »Ich auch.«
    Während sie ihren Kakao schlürften, erzählte sie ihm von DeDe und Mrs. Halcyon, von ihrem rebellischen Team und den rücksichtslosen Polizisten und von den paar kurzen Augenblicken, in denen sie die Queen zu sehen bekommen hatte. Die Monarchin, sagte sie, sei ihr so unwirklich vorgekommen; unwirklich und doch völlig vertraut – wie ein Schneewittchen aus dem Trickfilm, das sich unter gewöhnliche Sterbliche mischt.
    Sie blieb lange genug, um ihn mehrmals laut zum Lachen zu bringen, und sagte ihm dann gute Nacht. Als sie in ihre Wohnung kam, war Brian nicht da. Sie stellte die Rollschuhe ins Wohnzimmer und stieg die Treppe hinauf zu dem Häuschen auf dem Dach. Dort fand sie ihren Mann wie üblich schlafend im flackernden Lichtschein von MTV. Sie kniete sich vor das Sofa und legte ihm sanft die Hand auf die Brust. »He«, flüsterte sie, »wer soll’s denn sein … ich oder Pat Benatar?«
    Er wurde wach und rieb sich mit den Fingerknöcheln die Augen.
    »Also?« hakte sie nach.
    »Ich überlege noch.«
    Sie strich ihm über die Brust, und ihre Fingerspitzen folgten den Windungen seiner gelockten Haare. »Tut mir leid, daß ich unsere Verabredung nicht einhalten konnte.«
    Er lächelte sie schläfrig an. »Schon gut.«
    »Hast du mich gesehn?« fragte sie.
    Er nickte. »Ich hab’s mir mit Mrs. Madrigal angesehen.«
    Sie wartete auf seine Reaktion.
    »Du warst toll«, sagte er schließlich.
    »Sagst du das auch nicht bloß so?«
    Er stützte sich auf die Ellbogen und rieb sich noch einmal die Augen. »So was sag ich nie bloß so.«
    »Na ja … das mit den Glücksplätzchen fand ich schon ganz fabelhaft. Natürlich …« Sie verstummte, als er die Hand ausstreckte und sie zu sich auf das Sofa zog.
    »Mund halten«, sagte er.
    »Mit Vergnügen«, gab sie zurück.
    Sie küßte ihn lange und heftig, beinahe wild – mit jener Intensität, die ihren ganzen Arbeitstag geprägt hatte. Je mehr sie zu einer öffentlichen Figur wurde, desto stärker genoß sie solche Augenblicke, die sie ganz für sich hatte. Sekunden später hatten Brians Hände den Saum ihres Tweedrocks ertastet und schoben ihn über ihre Hüften hoch. Er faßte sie unter die Arme und drückte sie sanft gegen das Rückenpolster aus grobem Baumwollstoff. Dann fing er an, ihre Knie zu küssen. Sie kam sich ein wenig lächerlich vor.
    »Laß uns nach unten gehn«, flüsterte sie.
    Er schaute von seiner hingebungsvollen Tätigkeit auf. »Warum?«
    »Na … damit ich wenigstens mal diesen Hut loswerden kann.«
    Ein jungenhaft lüsternes Grinsen erschien auf seinem Gesicht. »Behalt ihn auf, ja?« Sein Kopf ging wieder nach unten, und sie spürte das Schaben seiner unrasierten Wange an ihrer Strumpfhose, als er seine Zunge an der Innenseite ihrer Schenkel aufwärts gleiten ließ. »Was ist das?« fragte sie. »Deine Evita-Phantasie?«
    Er lachte, hauchte sie mit seinem ’ warmen Atem an und zerrte ihr mit einem geübten Ruck die Strumpfhose herunter. Sie schlang ihre Finger in seine kastanienbraunen Locken und zog sein Gesicht fest an sich heran, Wärme zu Wärme, Nässe zu Nässe. Leise stöhnend bog sie den Rücken durch und ließ sich nach

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