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Stadtluft Macht Frei

Stadtluft Macht Frei

Titel: Stadtluft Macht Frei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Schwarz
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Tuchscherer, Weißgerber und Tirteiweber; vom Eisenmarkt und mit denen, die mit uns vereidigt und verbunden sind und wir mit ihnen; vom Schwarzenhaus mit den Waidnern und Leinenfärbern und denen, die mit uns vereidigt und verbunden sind und wir mit ihnen [...] 2
    Es war eine lange Liste, die hier zusammengestellt wurde; noch im Druck der Urkunde umfasst sie über eine Seite. Ersetzt wurde die bisherige Herrschaft der Geschlechter durch eine Verfassung, die auf der Basis einer „Schwureinung“ beruhte. Der Text spricht es immer wieder aus – „die mit uns vereidigt sind und wir mit ihnen“. Der Verbundbrief gewährte über vier Jahrhunderte lang die Teilnahme der |82| Stadtbevölkerung an der Stadtregierung – bis zur endgültigen Absetzung des Rates und der Einsetzung des Provisorischen Magistrates am 5./7. September 1797. Der Verbundbrief – er wurde das eigentliche „Grundgesetz“ Kölns, bestimmte das Gefüge der Macht! Vor allem die Wahl des Rates und die entscheidende Frage, wie dieser sich zusammensetzen sollte, hat der Brief neu geregelt.
    Nur noch einen einheitlichen Rat sollte es in Köln fortan geben, der aus 49 Mitgliedern bestand. 36 davon wurden von den Gaffeln (vgl. S. 76) gestellt, die restlichen 13 Mitglieder wurden von den 36 aus der gesamten Bürgerschaft dazugewählt. Die Amtszeit der Ratsherren sollte ein Jahr dauern, erst nach zwei Jahren war eine Wiederwahl möglich. Die eigentliche Vertretung der Stadt nach außen, das heißt fremden Mächten gegenüber, sollte in der Hand zweier Bürgermeister liegen, die auch die Ratssitzungen selbst zu leiten hatten. In einen Umhang gekleidet, dessen rechte Hälfte aus rotem, dessen linke aus schwarzem Tuch gefertigt war, versahen sie ihre Amtsgeschäfte. Ein Bürgermeisterstab wurde ihnen – wenn sie den Ratssaal betraten – feierlich vorangetragen. Auch das neue, von Gaffeln und Zünften gelenkte Köln hatte seine stolzen Rituale der Macht.
    Die Hinrichtung des Nürnberger
    Patriziers Niklas Muffel
    Bürgerkämpfe in der mittelalterlichen Stadt. Immer wieder und wieder: Die Zünfte gegen die Patrizier und umgekehrt oder auch die Zünfte im Verein mit den Patriziern gegen die Zünfte oder auch die Patrizier gegen andere Patrizier. Ein verwirrendes Bild, in dem sich oben und unten, reich und weniger reich manchmal aufzulösen scheinen. Doch nicht nur Gruppen kämpften gegeneinander. Auch gegen Einzelne innerhalb einer Gruppe konnte – von der selben Gruppe, der er angehörte – entschieden vorgegangen werden. Davon kündet der Fall des Niklas Muffel.
    Am 28. Februar 1469 wurde in der Stadt Nürnberg der Patrizier Niklas Muffel hingerichtet. Muffel entstammte einer alten, reichen
    |83| Losunger – Das höchste politische Amt
    Der Name „Losunger“ leitet sich von daher ab, dass der jeweilige Amtsinhaber die ergiebigste städtische Finanzquelle kontrollieren konnte. Die zunächst in unregelmäßigen Abständen und seit dem Beginn des 15. Jahrhunderts jedes Jahr regelmäßig erhobene allgemeine Vermögenssteuer wurde „Losung“ genannt. Ebenfalls seit dem Beginn des 15. Jahrhunderts waren die „Losunger“ zugleich die beiden Obersten Hauptleute, sie hielten alle Schlüsselpositionen im zunächst 34-, dann 42-köpfigen Kleinen Rat der Stadt besetzt. Christoph Scheuerl, der selbst im Rat der Stadt unter die Räder geriet, brachte es auf den Punkt: Ratsherr zu sein, gelte als groß, Alter Bürgermeister zu sein (eine eher repräsentative Funktion, ohne wirkliche Macht) gelte als noch größer, am größten aber sei es, zum Amt des Älteren Herrn oder gar zum Losunger aufzurücken.
    Nürnberger Patrizierfamilie, einer Familie, die schon seit langem zu den führenden Geschlechtern der Stadt gehört hatte. Als Einundzwanzigjähriger wurde Muffel mit Margarethe Löffelholtz verheiratet, einer Frau aus vornehmem Hause. Muffel kam früh in den Rat, und hier stieg er auf bis zum höchsten politischen Amt in der Stadt, zu dem eines Losungers.
    Als einen Höhepunkt seines Lebens – noch kurz vor seinem Tode hat er es rückblickend so gesehen –, hatte Muffel 1452 die ehrenvolle Aufgabe, die Reichskleinodien, die seit den Tagen Kaiser Sigmunds in der Heiliggeistkirche seiner Vaterstadt verwahrt wurden, zur Kaiserkrönung Friedrichs III. nach Rom zu bringen. Mit 18 Pferden soll Muffel für Nürnberg in Rom eingeritten sein. In der Ewigen Stadt schließlich hatte er zu denjenigen gehört, die am Palmsonntag Papst Nikolaus V. den Baldachin trugen, die

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