Stadtlust - vom Glueck, in der Großstadt zu leben

Leben stehen«. Warum ködert sie dann in ihrer Vermittlungsagentur Kundinnen damit, für Damen kostenlos zu arbeiten?
    Unverbindliche Anbahnungen werden wenig geschätzt, wenn es um Ackerbau und Viehzucht geht. Liebe komme hier immer unter praktischen Erwägungen in Betracht, als Vorform des Sozialsystems Familie, analysierte die Süddeutsche nicht unfreundlich. Es geht schließlich um Haus und Hof, während es in der Stadt zunächst nur um zwei Menschen geht. Oder drei, vier Menschen, wenn sich Patchworkhälften zu neuen Familien finden (wollen). Besitztümer spielen nicht gleich so eine Rolle. Mein Haus, mein Carport, mein Pool, das sind keine Kriterien in verdichteten Innenstädten. Besitz wird weniger zur Schau gestellt, Liebe weniger dinglich. Klar, man kann im tiefergelegten BMW vorfahren, und in mancher Szene muss man das auch. Möglicherweise hat der Fahrer aber schon verloren, wenn die Frau mit dem Fahrrad zum Date kam. In anderen Städten oder Vierteln wird vielleicht der Pelzmantel oder der handgefertigte Lederschuh als Statussymbol präsentiert. Aber es geht nicht gleich um Scholle und Schulden.
    Der Deutsche Bauernverband monierte anlässlich der zweiten Staffel von »Bauer sucht Frau«, es werde der Eindruck vermittelt, Bauern hätten es schwer bei der Partnersuche. Pressesprecherin Agnes Scharl findet, das Gegenteil sei der Fall. Durch die guten sozialen Strukturen auf dem Land sei es einfach, potenzielle Partner kennenzulernen: »Beim Feuerwehrfest kommen sich die jungen Leute näher«, verriet sie der Nürnberger Zeitung . Na, immerhin. Das findet ja einmal jährlich statt.
    Sex and the City
    »London als Heiratsmarkt«, so heißt gleich ein ganzes Kapitel in Edward Glaesers seriösem Buch Triumph of the City . Den Harvardprofessor, der sonst über Hochhäuser und Innenstadtverdichtung schreibt, begeistert in der englischen Großstadt das bunte Treiben. Welch Auswahl an Menschen ist da an der Themse unterwegs! Die Reichhaltigkeit menschlichen Talents an einem Ort wie London, so schreibt Glaeser, »bietet die Möglichkeit, mit Menschen zu interagieren, die dich interessieren«. Wohl wahr! Gute Cocktails, so schreibt der Professor weiter, seien nur ein Teil der Barerfahrung. Bars bieten die Gelegenheit für romantische Treffen. Seit nichts Verwerfliches mehr daran ist, sich entspannt und vor den Augen aller dem Dolcefarniente hinzugeben, sind die Fußgängerzonen zu Anbandelgebieten geworden. Diese Mediterranisierung unserer Innenstädte trägt weiter zu einem belebten Stadtbild bei. 15000 gastronomische Betriebe hat die DEHOGA in Berlin gezählt. Und wozu das alles: um tief ins Glas, aber noch tiefer in die Augen des Gegenübers zu blicken. Mag er oder sie ein neues Date oder der schon Vertraute sein.
Flirten urban: Romantische Plätze in der Stadt
    Berlin
    Strandbar an der Spree : Weil das Ambiente romantisch ist, aber auch urban. Die (potenziellen) Pärchen sitzen am Ufer, lassen die Beine baumeln, trinken ganz casual Bier aus der Flasche oder nebenan Cocktails mit Schirmchen. Auf der Spree tuckern Ausflugsboote vorbei, House-Musik hilft beim Chillen, und dann geht auch noch die Sonne hinter der Oberbaumbrücke unter. Stadtromantik!
Leipzig
    Aussichtsplattform Panorama-Tower : Weil einem hier die Stadt zu Füßen liegt. Piccolosekt in die Handtasche, zwei Gläser, und rauf auf die Aussichtsplattform des Uniriesen. So eingestimmt, sucht man sich von oben aus, wo es unten in der Stadt weitergehen soll. Im Barfußgässchen zum Kneipenbummel, ins Grüne des König-Albrecht-Parks, zu einem Kulturevent, je nach Gusto Leipziger Bachfest oder Jazztage, oder in den Zoo – auch das haben nur die großen Städte zu bieten.
München
    Englischer Garten : Weil er schon immer fürs Lustwandeln gedacht war und bis heute lauschige Ecken oder aber Gewusel bietet. Am Eisbach liegen die Nackerten, da wird man sich beim ersten Mal eher verschämt daran vorbeidrücken. Zu Füßen des Monopteroshügels trommeln die Rastas auf ihren Bongos, und am Biergarten beim Chinesischen Turm kommt man sich auf den Bänken näher – weil man zusammenrücken muss. Wie praktisch …
Ruhrgebiet
    Duisburg, LaPa Nord, Kletteranlage : Weil Sportliche sich im ehemaligen Erzbunker gegenseitig sichern und Unsportliche von oben zuschau’n können. Das Ambiente ist ruppig. Aber im stillgelegten Hüttenwerk wuchert das Grün; leicht finden sich verschwiegene Eckchen, und im Kletterpark hilft man sich beim Anlegen der Gurte, Anfassen erlaubt.