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Stadtlust - vom Glueck, in der Großstadt zu leben

Stadtlust - vom Glueck, in der Großstadt zu leben

Titel: Stadtlust - vom Glueck, in der Großstadt zu leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Barbara und Trippel Schaefer
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an sich waren da schon ein alter Hut. Die Römer hatten sich von den Griechen abgeschaut, wie man viele Menschen in ein Gemeinwesen packt. Doch die Geschichte der Städte ist noch älter, begann vor etwa sechstausend Jahren.
Ur, im heutigen Irak gelegen, hundertzwanzig Kilometer westlich des Zusammenflusses von Euphrat und Tigris, gilt als die erste nicht mehr dörfliche Ansiedlung. In seiner Blütezeit hatte Ur wohl zwanzigtausend Einwohner. Es folgten in derselben Region Uruk, Babylon und Ninife.
Weiter entfernt, in China, Indien und in der Türkei, entwickelten sich ebenfalls Großstädte.
Die geografischen Bedingungen ähnelten sich jeweils, wichtig waren Verkehrswege, entweder Flüsse, das Meer oder Karawanenstraßen, günstig ein angenehmes Klima, nicht zu heiß, nicht zu kalt, mit einer fruchtbaren Umgebung; beliebt war eine Hügellage, die vor Angriffen und Überschwemmungen schützte. Voilà, die Stadt konnte werden.
    Zu Augustus’ Zeit hatte Rom eine Million Einwohner, eine für damalige Verhältnisse unvorstellbar große Menschenmenge, die auf sieben Hügeln am Tiber siedelte. Doch Augustus’ Großzügigkeit kannte Grenzen, etwa in der Freizügigkeit. So verbannte er den Dichter Ovid unter anderem wegen erotischer Gedichte aus der Stadt, ins ferne Tomi am Schwarzen Meer, in die hinterste Provinz des Römischen Reichs. Ovid dichtete weiter, lobte Rom hymnisch, flehte seine Freunde in Briefen an, sich für ihn einzusetzen; er klagt, ihm fehle im Exil, im Kaff, wie Christoph Ransmayr in seinem Ovid-Roman Die letzte Welt schreibt, die Anregung durch Literatur für seine Poesie. Er sehnt sich nach Roma Aeterna, wie er sein Stadtlob-Gedicht genannt hatte.
    Die Verbannung der intellektuellen Elite zeigt erst, welch Stellenwert ihr in den Städten beigemessen wurde. Mit den Dichtern versuchte man zugleich, den Geist aus den Metropolen zu vertreiben. Auch Mussolini, Italiens faschistischer Diktator, griff darauf zurück. Er verbannte Schriftsteller wie Cesare Pavese und Carlo Levi in den Süden Italiens. Dort schrieb Levi sein Cristo si è fermato a Eboli (Christus kam nur bis Eboli ), die düstere Beschreibung eines Dorfs, das zivilisationsfern im Aberglauben verharrt. Auch Leone Ginzburg wurde aus Turin in die Abruzzen verbannt, und wie schon Ovid sehnte er die Rückkehr in die Stadt herbei.
    Europa holt auf – im Mittelalter
    Mitteleuropa hinkte im Vergleich zum alten Rom in der Entwicklung der Städte hinterher. Um etwa tausend Jahre. Erst im Mittelalter entstanden Städte, die auf einem eigenen Stadtrecht fußten. Vom 10. bis zum 14. Jahrhundert verdoppelte sich die Bevölkerung in vielen Ländern Europas, auch weil die Landwirtschaft produktiver wurde, etwa durch die flächendeckende Einführung der Dreifelderwirtschaft sowie den neuen, schollenwendenden Pflug. Diese Menge an Menschen brauchte Nahrung und Wohnung. Auch bisher unattraktive Täler und Höhen wurden besiedelt, etwa von den Walsern in den Alpen – und die Menschen strömten in die Städte. Im 11. und 12. Jahrhundert verzehnfachte sich ihre Zahl. Manche entwickelten sich aus Römersiedlungen, andere bildeten sich um Burgen und Klöster herum, manche entstanden aber auch an ganz neuen Plätzen »aus wilder Wurzel«, wie das genannt wurde. »Die Städte des Mittelalters wuchsen ungebremst«, schreibt Jörg Schwarz, denn »die Attraktivität der Städte schien grenzenlos«. Nur sie waren ein Tor zur Freiheit. Stadtluft macht frei. So lautete ein Gesetz im Mittelalter. Wer »Jahr und Tag« in der Stadt gelebt hatte, war seinen vorigen Herren nicht mehr untertan. Was eine Stadt außerdem ausmachte, waren Märkte, Münze und Mauern; das Stadtrecht umfasste Marktrecht, das Recht auf Selbstverwaltung, Gerichte, Zoll, auf Einfriedung und Währung.
    Die Beweglichkeit der Menschen nahm zu, das Reisen begann. Kaufleute, Handwerker, Pilger, Scholaren, Boten, alle zogen durch die Länder, mussten essen und schlafen, Hospize zum Übernachten wurden gebaut, und zahlreiche neue Berufszweige entstanden: Schildermaler etwa. Schilder mit grün belaubten Kränzen wiesen auf Wirtshäuser hin, die meisten Menschen konnten ja nicht lesen. »Zum grünen Kranze«, das erkannte der Reisende, würde ihm einen Teller Suppe und ein Lager bieten. War ihm nach Vergnügungen, gab es Spielleute, Gaukler, Bärenführer, Wahrsager, Moritatensänger. Die Hochkultur war in Mitteleuropa, anders als in der Antike, eine höfische Kultur.
    Das Ansteigen der Bevölkerung setzte

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