Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stadtlust - vom Glueck, in der Großstadt zu leben

Stadtlust - vom Glueck, in der Großstadt zu leben

Titel: Stadtlust - vom Glueck, in der Großstadt zu leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Barbara und Trippel Schaefer
Vom Netzwerk:
Großkönigs Xerxes I. in einer Schlacht gegen die Griechen, die nur acht Jahre zuvor stattgefunden hatte.
    Sämtliche Werke von Aischylos und allen anderen berühmten Autoren zu versammeln war das Anliegen der legendenumwobenen Bibliothek von Alexandria. So wurden Städte zu leuchtenden Sonnen des Wissens, zum Zentrum des Geistes und der Geistesgrößen. Der größte Coup für seine Bibliothek in Alexandria gelang Ptolemaios I. um 330 v. Chr. Im fernen Athen herrschte Unmut darüber, dass die Dramen von Aischylos, Sophokles und Euripides durch Umschreiben von Theaterleuten stark verändert worden waren (welch moderne Klage). Athen gab also eine Staatsausgabe heraus mit den Originalfassungen, die von nun an bei den Dionysien aufgeführt werden sollten. Das sprach sich bis nach Alexandria herum, denn Bücher waren ein Thema. Ptolemaios wollte seiner Bibliothek ebenfalls so ein Exemplar einverleiben. Um die Dramen abschreiben zu lassen, fragte er an, diese eine Ausgabe leihweise zu bekommen. Und er zahlte eine unerreicht hohe Summe, die Leihgebühr betrug fünfzehn Talente, das entsprach dem sechstausendfachen durchschnittlichen Monatslohn eines griechischen Arbeiters, wie der Altphilologe Martin Hose erforschte. Für die Herstellung eines einzigen Buchs. Was für ein grandioser Kulturetat …
    Auch Ptolemaios II., Herrscher in Ägypten um 280 v. Chr., war bemüht, die Bibliothek immer auf dem neuesten Stand zu halten. Schiffe, die im Hafen einliefen, wurden durchsucht. Wenn sie Bücher an Bord hatten, wurden diese beschlagnahmt, abgeschrieben und dann zurückgegeben. Bücher – das hieß Papyrusrollen, die etwa zweihundert Jahre hielten; jeder Text wurde wieder und wieder kopiert. Meist existierten ohnehin nur wenige Exemplare. Wer im Drama König Ödipus von Sophokles blättern wollte, wer lesen wollte, wer in Euripides’ Medea wen und warum tötete, der musste eine weite Reise auf sich nehmen. Geballtes Wissen war ausschließlich in den Städten zu Hause. Auf dem Land wurden Schafe gehütet.
    Um die Gelehrten, die in den Städten lebten, scharten sich Wissbegierige. In Marseille etwa machte im 5. Jahrhundert n.Chr. ein gewisser Johannes Cassianus von sich reden, der in Israel und Ägypten gelebt hatte. Er gründete eine Abtei am Hafen von Marseille. Cassianus sei ein Mann von einer großen Ausstrahlung gewesen, schreibt Jörg Schwarz in seinem Buch Stadtluft macht frei . Um Cassianus herum bildete sich eine »regelrechte theologische Schule heraus«. Und: »Wer zu Cassianus wollte, um von ihm zu lernen, musste nach Marseille kommen.« Das machte eine Stadt attraktiv.
    Auch Städte wie Jerusalem. Dort lag die Bibel. DIE Bibel, sprich: diese eine Sammlung von Schriftrollen diesen Inhalts. Doch in den großen Städten wurde nicht nur Originäres geschrieben, sondern auch übersetzt. Ptolemaios II., der Herrscher von Alexandria, erbat sich für seine Bibliothek vom Hohepriester von Jerusalem leihweise die Bibel sowie Übersetzer. Die Papyri wurden geschickt, 72 Übersetzer kamen mit, und jeder für sich übersetzte 72 Tage lang vom Hebräischen – das die Juden in den äußeren Provinzen nicht mehr überall sprachen – ins Griechische. Der Legende nach gerieten alle 72 Übersetzungen identisch.
    Verbannt aus Roma Aeterna – Stadtflucht als Strafe
    Augustus, erster römischer Kaiser um die Zeitenwende, legte sich ins Zeug, die Massen Roms zufriedenzustellen. Um die Bildung zu fördern und die Weisheit der Welt in seinem Machtbereich zu sammeln, gründete er gleich zwei Bibliotheken. Er ließ aber auch eine öffentliche, geheizte Therme, in die jedermann Zutritt hatte, sowie ein Amphitheater bauen. In Friedenszeiten kam Rom zu kultureller Blüte, die Bibliotheken waren der Mittelpunkt des geistigen Lebens. Unter Augustus lebten und arbeiteten Vergil, Ovid, Horaz, Livius und der erste Architekturtheoretiker, Vitruv.
    Untrennbar zu Rom gehörten öffentlich inszenierte Aufführungen, die aber einen anderen Zweck erfüllten als in Athen, keine Wissensvermittlung, sondern panem et circensis , Brot und Spiele: Das sollte das Volk vom Alltag ablenken. Aggressionen oder aufgestaute Wut der Untertanen konnten sich entladen und wurden kanalisiert. In Sachen Ablenkung funktionierte das so gut wie der Heimatfilm im Kino der Nazizeit – das Volk kam, sah und trollte sich nach Hause.
Es werde Stadt
    Rom war die erste Millionenstadt: Schon im 1. Jahrhundert v. Chr. lebten an der Tibermündung eine Million Menschen. Aber Städte

Weitere Kostenlose Bücher