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Stadtlust - vom Glueck, in der Großstadt zu leben

Stadtlust - vom Glueck, in der Großstadt zu leben

Titel: Stadtlust - vom Glueck, in der Großstadt zu leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Barbara und Trippel Schaefer
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Leipzig wäre das im Innenstadtkreis, das Viertel ist mir eigentlich egal. Die Wohnung muss auch nicht besonders groß sein, sie sollte aber einen Balkon haben.

Kapitel 7

    Von Ärztewahl bis Schwimmhalle: Gesundheit in der Stadt
    Gesundheit: Ein Mensch ist gesund, wenn er sich physisch, psychisch und sozial so entfalten kann, wie es seinen persönlichen Zielvorstellungen und den äußeren Lebensbedingungen entspricht. Eine gute medizinische Versorgung ist dann gewährleistet, wenn sie für alle zugänglich, finanzierbar und von hoher Qualität ist.
    Mein Bekanntenkreis ist vermutlich nicht kränker oder gesünder als der Durchschnitt. Beginne ich dann aber aufzulisten, unter welchen Gebrechen die werten Freundinnen, Kollegen oder Nachbarn nebst ihrer Kinder, Partner und Anverwandten in jüngster Zeit litten oder noch leiden, kommt doch erstaunlich viel über der Schmerzgrenze zusammen: Bänder rissen entzwei, Bandscheiben knirschten, ein kompliziert gebrochener Fuß musste mehrfach operiert werden. Es gab eine rätselhafte Tropenerkrankung und eine Psychose, bei den Frauen Fehlgeburten, bei den Männern Hexenschuss und die Diagnose Multiple Sklerose. Ein Baby kam mit Downsyndrom zur Welt und ist gesundheitlich labil, die Teenagertochter eines Kollegen kämpft gegen Magersucht.
    Ihr gemeinsames Glück im Unglück: Alle bekamen innerhalb kürzester Zeit Termine bei Fachärzten, und im Notfall war das nächste Krankenhaus nur eine Taxifahrt entfernt. Für eine zweite ärztliche Meinung standen und stehen diverse Experten zur Verfügung, bei der Nachversorgung kann jeder frei wählen zwischen verschiedenen Hausärztinnen, Therapeuten oder mehr oder weniger exotischen Alternativheilern. Nicht alle Erkrankten sind wieder fit und gesund, aber alle fühlen sich halbwegs gut versorgt. Das haben sie vor allem einem Umstand zu verdanken: Sie leben in der Großstadt.
    Lebten sie auf dem Land – autsch. Patienten und Politiker stöhnen im Duett über den Ärztemangel vor den Stadtgrenzen, denn der hat vielerorts solche Ausmaße angenommen, dass schwere Krankheiten zum existenziellen Problem werden. Fast täglich greifen die Medien einen besonders tragischen Fall auf. Allein die Landlust schweigt zum Thema und publiziert stattdessen Hustenteerezepte aus dem Kräutergarten. Sie hat wohl nicht mitgekriegt, dass selbst der »ZDF-Landarzt« nach 26 Jahren Weißkittel-im-Landrover-Romantik seine Praxis im fiktiven Dörfchen Deekelsen dichtgemacht hat?
    In der Stadt kriegt man Hustentee an jeder Ecke in der Apotheke, und zwar in wirksamer Dosis und nicht nur als Placebo für Gartenromantiker. Und alle anderen Medikamente auch. Nicht nur, aber auch deswegen ist das Vorurteil vom »ungesunden Leben in der Großstadt« längst überholt, genau wie das vom scheinbar so »gesunden Landleben«. Viele Studien zeigen, dass es ein Irrglaube ist, der Alltag auf dem Land mache Leib und Seele robust und Städter seien im Vergleich zu Dorfbewohnern per se kränker oder anfälliger. Für manche Krankheiten gilt sogar das genaue Gegenteil – allem Lärm und Staub zum Trotz. Warum das so ist und welche gesundheitlichen Vorteile die Großstadt noch zu bieten hat, das steht im folgenden Kapitel.
    Versorgt werden in der Großstadt
    Hamburg-Schnelsen, Albertinen-Krankenhaus, Notfallambulanz. Ein gewöhnlicher Dienstagnachmittag in einem Großstadtkrankenhaus in Stadtrandlage, der Laden brummt. Das Wartezimmer ist voll, auch in den Gängen warten Patienten in Betten, die Ärztinnen und Ärzte der Spätschicht wirbeln emsig, freundlich, professionell um sie herum. Eine betagte Dame krümmt sich wegen Bauchkrämpfen, ein Junge hat sich beim Klettern über einen Zaun die Wade aufgeschlitzt, ein Rentner leidet unter Herzschmerzen. Sie sind drei Patienten unter Dutzenden, die heute zum Teil stundenlang auf ihre Behandlung warten müssen. Aber immerhin, hier werden sie behandelt – zu Hause leider nicht.
    Die drei kommen nicht aus der Nachbarschaft im Hamburger Norden, sondern aus dem Umland. Sie sind, wie die meisten im Warteraum, auch kein echter »Notfall«, bei dem es um Leben und Tod geht. Aber sie wussten einfach nicht, wo sie sonst medizinische Hilfe finden würden. Darum haben ihre Angehörigen sie nach Hamburg-Schnelsen gefahren, die Frau des Herzpatienten sogar aus einem fast dreißig Kilometer entfernten Ort in Schleswig-Holstein. »Mir blieb nichts anderes übrig«, sagt sie, während die Oberärztin ihren Mann ans EKG anschließt. »Der einzige

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