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Stadtlust - vom Glueck, in der Großstadt zu leben

Stadtlust - vom Glueck, in der Großstadt zu leben

Titel: Stadtlust - vom Glueck, in der Großstadt zu leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Barbara und Trippel Schaefer
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Gesundheitsbusiness die Konkurrenz das Geschäft belebt, geben sich die meisten Großstadtmediziner und ihre Helfershelfer sogar Mühe, um die Kundschaft zu halten. Die Praxen sind modern möbliert, die Apothekerinnen freundlich und diskret, die Öffnungszeiten flexibel, die Wartezeiten moderat. Kinder freuen sich über Gummitierchen als Geschenke, mittelalte Menschen über Check-up-Erinnerungen, betagte oder gebrechliche Herrschaften über Hausbesuche. Und ist der Patient mal nicht zufrieden mit Behandlung oder Zuwendung, geht er eben woandershin.
    Gesundheit in der Stadt: von Leib und Seele
    Klar, sagen nun womöglich einige: Wer in der Großstadt wohnt, wird auch eher krank. Der Lärm! Der Stress! Der Feinstaub und die Abgase! Und erst die irren Nachbarn, die einen selbst ganz verrückt machen! Natürlich kann einem das Großstadtleben an die Nieren und auf den Zeiger gehen. Die Empfindlichkeit gegenüber Krach und Trubel ist aber sehr individuell. Dauernder Verkehrslärm etwa kann bei sensiblen Menschen das Immunsystem schwächen, andere schätzen das Grundrauschen der Großstadt, manchen dient es gar als sonore Quelle der Inspiration. Die TV-Moderatorin Katrin Bauerfeind, die vor Kurzem reumütig aus der Vorstadt zurück ins Zentrum von Köln zog, sagt: »Ich kriege schon sonntags die Krise, wenn die Stadt so leise ist und kein Mensch auf der Straße.«
    Verkehrslärm ist, ganz nebenbei, auch nicht auf die Stadt beschränkt, er brummt und röhrt genauso außerhalb. Außerdem fällt er nicht einfach so vom Himmel, er wird produziert von Autofahrern – darunter viele Pendler aus der Vorstadt und vom Land.
    Zur allgemeinen Beruhigung: Nie waren die Umweltbedingungen in den Großstädten besser als heute. Sie sind nicht mehr der Hort von Elend und Epidemien wie im Mittelalter und auch nicht mehr von schwarzem Ruß bedeckt wie zu DDR -Zeiten. Die Großstadt hat sich gesäubert, gefiltert, geordnet. Die Politik hat Gesetze zum Wohlergehen der Bewohner erlassen, Lärmschutzbestimmungen verabschiedet, Feinstaubfilter und Umweltzonen eingeführt, Grünflächen und Sportplätze gebaut. Natürlich könnte sie noch viel mehr tun, um das Stadtleben so gesund wie möglich zu gestalten. Doch flächendeckender Tempo-30-Verkehr, Bauverbote zwecks Lärmschutz und Tai-Chi-Pflichtkurse zur Entspannung für alle Bürger sind offensichtlich nicht mehrheitsfähig, sonst wären unsere Städte verkehrsberuhigte Wellness-Zonen.
    Fakt ist: Wie alt ein Mensch wird beziehungsweise wie früh er stirbt, hängt nicht davon ab, wo, sondern wie er lebt. Zahlen des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung von 2010 belegen zwar, dass Menschen, die »im Umkreis westdeutscher Großstädte« leben, im Schnitt die höchste Lebenserwartung haben (76,7 Jahre) und Menschen, die »im ländlichen Raum Ostdeutschlands« leben, die geringste (74,4 Jahre). Doch ein kausaler Stadt-Land-Zusammenhang lässt sich statistisch nicht feststellen. Oliver Razum, Epidemiologe an der Universität Bielefeld, erklärt: »Zu den Faktoren, die die Lebenserwartung positiv beeinflussen, gehören das Einkommen, der Bildungsstand und die berufliche Position der einzelnen Bürger, aber eben auch die materielle Ausstattung einer Stadt und die dort herrschenden Umweltbedingungen – von Grünanlagen bis zu einer möglichst niedrigen Arbeitslosenquote.«
    Ob ein Mensch gesund lebt – und Gesundheit ist ein Garant für Zufriedenheit –, hängt hingegen schon vom Wohnort ab. Und obwohl die Public-Health-Forschung erst beginnt, Stadt-Land-Unterschiede zu beobachten, hat sie schon einige Überraschungen zu bieten.
    Überraschung 1: Städter sind sportlicher
    Städter bewegen sich rund zwanzig Prozent mehr als Dorfbewohner – das hat Ingo Froböse, Professor an der Deutschen Sporthochschule Köln, bei einer Befragung von rund tausend Stadt- und Dorfbewohnern herausgefunden. Zum einen aus beruflichen Gründen: Rennt auf dem Land vielleicht noch die Försterin durch den Wald und der Landwirt über Hof und Felder (wenn er nicht auf dem Traktor sitzt), schuften in der Stadt Leute auf dem Bau, flitzen als Fahrradkuriere umher, turnen in Yogaschulen oder Wassergymnastikkursen vor, tragen als Kellner Teller und Drinks durch die Kneipen. Zum anderen, sagt Froböse, sei die urbane Lebensweise »grundsätzlich mobiler«. Städter gehen zu Fuß zum Bäcker oder in den Supermarkt, steigen mit Einkaufstüten oder Taschen täglich Treppen in ihre Wohnungen oder Büros im zweiten,

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