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Stadtmutanten (German Edition)

Stadtmutanten (German Edition)

Titel: Stadtmutanten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Strahl
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mich schief an.
    »Das tut gut. Wo habt ihr das her, das und das andere Zeug?«
    »Von Murats Kiosk im Steffensweg.«
    »Kenn ich. Und das Auto?«
    »Ist seins.«
    »Er hat es euch geliehen?«
    »Sozusagen.«
    Peter nahm noch einen Schluck und sah mich strafend an.
    »Marek. Ich kenne dich gut genug um zu wissen, dass du mir etwas verheimlichst. Also raus mit der Sprache. Was ist los?«
    Ich seufzte. Und begann mit der Beichte.
    »Also schön. Ich schätze, du weißt, was hier vor sich geht und warum wir evakuiert werden sollten?«
    »Ja. Ich habe ein paar von den Figuren gesehen.«
    Ich nickte. »Und was ist mit euch? Alles in Ordnung?«
    »Später. Erst möchte ich hören, was bei Murat passiert ist.«
    »Also gut, aber es wird dir nicht gefallen.«
    »Mir gefällt vieles nicht.«
    »OK. Wir waren da, aber der Kiosk schien verlassen. Aber dann sahen wir, dass die Tür offen war. Murat war im Hinterzimmer, aber er war nicht mehr er selbst. Du weißt schon.«
    Peter nickte und machte eine Geste, die sagte, ich solle weiterreden.
    »Na gut, er lag im Dunkeln und hatte Kopfhörer auf, deshalb dachten wir zuerst, er sei in Ordnung. Aber dann hat Martin ihm die Kopfhörer abgenommen und da hat er uns angegriffen.«
    »Und dann?«
    »Dann haben wir ihn getötet.«
    »Ihr?«
    »Nein.«
    »Also?«
    »Ich war es. Ich allein. Hab ihm den Schädel eingeschlagen. Dann haben wir ihm sein Auto geklaut und den Kofferraum voll Sachen gepackt. Draußen waren noch mehr von denen. Wir mussten noch zwei weitere töten.«
    »Musstet?«
    »Ja, mussten wir. Sie hören niemals auf. Kämpfen immer weiter. Haben keine Angst.«
    Wieder nickte Peter.
    »Und hast du die beiden draußen getötet?«
    »Einen. Den anderen hat Ben überfahren. Mein Gott, das hört sich so unwirklich an.«
    »Ja, in der Tat. Aber ich glaube dir. Und? Wie fühlst du dich jetzt?«
    »Wie meinst du das?«
    »Jetzt, wo du gebeichtet hast, wie fühlst du dich jetzt? Besser, hoffe ich. Dazu habt ihr Christen doch die Beichte, oder?«
    »Ja, mir geht’s besser. Und nein, das Ziel der Beichte ist die Vergebung der Sünden. Außerdem bin ich evangelisch-lutherisch. Wir beichten nicht.«
    »Na und? Hat es gut getan, oder was?«
    »Ja, verdammt. Hat es. Aber warum interessiert dich die Beichte? Ich dachte, du bist Jude?«
    »Ich bin eben weltoffen und helfe gern meinen Freunden, auch wenn sie zum Tätervolk gehören und noch dazu die Illusion haben, der Messias sei schon gekommen.«
    »Ist Jesus das nicht?«
    »Ach komm! Jesus war sicherlich ein weiser Mann, aber sei mal ehrlich: Findest du nicht, dass die Geschichte etwas konstruiert wirkt? Und ihn dann noch als Religionsstifter anzusehen.«
    »Wieso?«
    »Erstens war Jesus Jude. Und er selbst hat nie behauptet, etwas Anderes zu sein. Gott als Vater zu bezeichnen, ist auch nichts wirklich Neues. Und was hat er bis auf ein paar Lebensrichtlinien und die angeblichen Wunder gemacht?«
    Ich schaute ihn erwartungsvoll an.
    »Er ist mit lauter bewaffneten Männern herumgezogen und hat sich mit der Obrigkeit angelegt. Dazu hat er allen, die es hören wollten, auf die Nase gebunden, er sei aus dem Hause Davids. Und die Römer haben ihm bei seiner Hinrichtung eine symbolische Krone mit der Bezeichnung INRI aufgesetzt: Jesus von Nazareth, König der Juden. Warum nicht INFD? Jesus von Nazareth, Filius Dei - Sohn Gottes? Nein, ich sage dir: Der liebe Jesus war ein ausgezeichneter Rabbiner aus einem ebenso ausgezeichneten, weil königlichen Geschlecht. Und er wollte keine neue Religion! Nein, er wollte die römische Fremdherrschaft beseitigen und verdammt noch mal auf den Thron von Judäa! König der Juden, jawohl!«
    Wir schwiegen eine Weile. Dann fiel mir Trudi ein.
    »Wie geht es Trudi?«
    »Wechselnd. Im Moment ist es gut, aber gestern war sie ganz woanders.«
    »Seid ihr deswegen noch hier?«
    »Ja. Hier ist es vertraut für sie. Hier kann ich sie wieder zurückholen, wenn sie abdriftet. Könnte ich das an einem anderen Ort, der ihr nicht vertraut ist? In einem Hotel etwa? Ich weiß es nicht. Und dann noch ihr Bein… Nein, wir sind hier besser aufgehoben.«
    Wir tratschten noch eine Weile, dann ließ ich Trudi durch Peter liebe Grüße ausrichten und machte mich auf den Weg. An der Tür hielt Peter mich kurz zurück.
    »Eine Sache noch: Nur für den Fall, dass du dir Sorgen um meine Meinung von dir machst: Sie ist unverändert. Wenn ich die Situation richtig einschätze, hast du nicht anders handeln können. Und ich sehe, dass dir

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