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Stadtmutanten (German Edition)

Stadtmutanten (German Edition)

Titel: Stadtmutanten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Strahl
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Frage, denn sie lenkte das Gespräch auf eine von mir völlig ungewollte Ebene. Andererseits: Warum fragte ich überhaupt? Ich entschloss mich zu einer ehrlichen Antwort.
    »Vielleicht. Ich weiß nicht. Ich bin verwirrt. Ich weiß nicht, ob das gut ist. Aber… ich möchte, dass du bleibst.«
    »Na dann.«
    »Und Ben natürlich auch.«
    »Natürlich.«
    »Ja, und Marty.«
    »Klar.«
    Verdammt, was machte ich da nur? Ich machte ihr Hoffnung, wo keine war. Oder gab es eine? Ich wollte wirklich, dass sie bleibt. Aber wollte ich es, weil ich mir keine Sorgen um sie machen wollte? Weil Ben und ich durch das Gemetzel ihre WG unbetretbar gemacht hatten? Oder weil ich sie mir warm halten wollte? Wollte ich das?
    Nachdem Marty gegangen war, offerierten Ben und ich Lila unseren Plan. Ich ließ Ben ihn in seiner eigenen Art erklären.
    »Wir gehen zu Egor. Dimitri ist sicher schon einer von diesen Pissern geworden. Also geben wir ihm eine Ladung Koks und - puff - ist er wieder normal. Egor wird vor Dankbarkeit spendabel sein und gibt uns Koks zum Sonderpreis.«
    »Und wenn Dimitri schon tot ist?«
    Ben zuckte mit den Achseln.
    »Dann haben wir ein Problem. Aber das kriegen wir hin, nicht wahr, Marek?«
    Ich nickte.
    Und das meinten wir tatsächlich. Wir hatten gerade eine Line gezogen und fühlten uns großartig. Warum die Sache weiter planen, wenn es so einfach war? Das Ding war ein Selbstläufer. Egor würde doch seinen Bruder nicht umgelegt haben! Und dass er auf die Idee mit dem Koks selbst kommen könnte: Quatsch! Darauf konnten nur so geile Typen wie wir kommen. Später waren mir diese Gedanken abgrundtief peinlich und ich war froh, dass ich sie für mich behalten hatte.
    Wir brachen etwa eine Stunde nach Marty auf. Die Straße, in der Egor wohnte, lag ein paar 100 Meter hinter dem Waller Friedhof, allerdings auf der Gröpelinger Seite. Wir mussten also nur durch den Waller Park und den angrenzenden Friedhof spazieren und dann ein paar Minuten durch hoffentlich leere Straßen laufen. Wir wollten gerade den Park verlassen und den Eingang zum Friedhof passieren, als wir Marty rufen hörten.
    »Marek! Marek! Scheiße! Hilfe! Bitte! Marek!«
    Ohne ein Wort machten wir kehrt und rannten zum nahen Spielplatz. Ich kannte den Spielplatz, weil ich mit Kai dort oft im Sandkasten spielte. Zielbewusst rannte ich mit Ben im Schlepptau zur großen Rutsche am Ende des Geländes. Oben saß Marty mit einem seiner Kumpels fest, umringt von drei taumelnden Gestalten, die sich linkisch daran versuchten, das Gerüst zu erklimmen. Einer der Totenmänner trug Martys Knüppel. Ein Wunder, dass die beiden Jungs noch am Leben waren. Als Marty uns sah, verstummte er. Leider zu spät: Sein Geschrei hatte unerwünschte Zuschauer angelockt. Von der Waller Heerstraße her kamen weitere Gestalten zielstrebig auf den Spielplatz zu. Wir mussten schnell handeln. Ben und ich hoben im Lauf unsere Waffen und knüppelten den ersten Totenmann mit einem gemeinsamen Hieb nieder. Blieben zwei. Der mit Martys Knüppel war im Begriff, das Gerüst hochzuklettern, während der andere es über die steile Rutsche versuchte. Ich vergeudete keine Zeit und Energie mit unnötigen Kampfgebärden und streckte den Beißer auf der Rutsche mit zwei gezielten Schlägen nieder. Ben packte den Totenmann auf dem Gerüst am Bein, riss ihn herunter und ließ seinen Knüppel mehrmals auf dessen Schädel niedersausen. In weniger als einer Minute war alles vorbei. Marty und der andere Junge starrten uns staunend an.
    »Marty, schnell!« rief ich, »runter!«
    Aber Marty war genau wie sein Kumpel wie zur Salzsäule erstarrt.
    »Verdammt, kommt in die Hufe! Da kommen noch mehr!«
    Und die waren nicht mehr weit. Einer hatte bereits das Tor zum Spielplatz erreicht. Er machte sich nicht die Mühe es zu öffnen und stieg einfach darüber. Dabei fiel er vornüber und landete im Dreck. Er brüllte wütend, als er sich wieder aufrappelte. Das weckte die beiden Jungs aus ihrer Versteinerung. Wir rannten zum nächst gelegenen Zaun. Es war ein mit Efeu bewachsener Metallgitterzaun von etwa zwei Metern Höhe. Davor standen einige Bänke und Tische aus Holz. Ein gesunder, einigermaßen sportlicher Mensch konnte von hier aus über den Zaun auf den Waller Friedhof gelangen. Ich betete, dass die Totenmänner dafür zu ungeschickt waren. Drüben ließen wir uns auf den Boden fallen und versteckten uns hinter der Kletterpflanze. Ich wagte einen Blick durch das Gitter. Es waren inzwischen fünf oder sechs

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