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Stadtmutanten (German Edition)

Stadtmutanten (German Edition)

Titel: Stadtmutanten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Strahl
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gefesselt. An den Stuhl gebunden. Von dem netten jungen Mann war nicht mehr viel zu erkennen. Am Tisch saß stattdessen ein blutrünstiges Monster, ein Beißer, ein Totenmann. Ob wir zu spät gekommen waren? Konnte man ein solches Monster zurück holen? Ein Blick zu Ben verriet mir, dass er ähnliche Gedanken hatte. Schweiß perlte von seiner Stirn. Egor ging zu Dimitri hinüber und legte ihm die Hand auf die Schulter. Dimitris Brüllen schwoll an. Er erkannte seinen Bruder nicht mehr. Es war schrecklich. Man konnte sehen, wie sehr es Egor verletzte. Und wie wütend es ihn machte.
    »Und? Zufrieden? Habt ihr euch genug an seinem Elend geweidet?«
    Ich war sprachlos. Konnte nichts sagen. Ben sprang ein.
    »Du hast ihn leben lassen, das ist gut.«
    »Natürlich habe ich das! Er ist mein Bruder!« Egors Augen blitzten gefährlich.
    »Nein, es ist auch sonst gut.«
    »Und warum?« Er schaute mich an.
    »Vielleicht können wir helfen.«
    Egor lachte bitter. Er setzte sich, beinahe hysterisch lachend.
    »Helfen! Sag mir: Wie willst du mir helfen, Familienvater?«
    »Woher weißt du…«
    »Es scheint dir durch alle Poren. Außerdem trägst du einen Ehering. Du bist, was du bist und du bist es gern. Und jetzt sag mir, wie du auf die Idee kommst, meinem Bruder helfen zu können.«
    »Ich zeig’s dir.«
    Ohne eine Reaktion abzuwarten, machte ich meinen Oberkörper frei und zeigte Egor die Wunde an meiner Schulter. Egor erkannte sofort die Situation.
    »Wann ist das gewesen?«
    »Am Tag nach dem Inferno. Ben ist auch infiziert.«
    Egor war verblüfft.
    »Wie habt ihr das gemacht?«
    »Wir haben gekokst.«
    »Ihr habt was?« Egor schüttelte ungläubig mit dem Kopf. Ben kam mir zur Hilfe.
    »Ja. Wir waren beide ziemlich im Arsch. Besonders Marek sah richtig schlimm aus. Die Veränderungen gingen schon über den ganzen Oberkörper.«
    »Und da habt ihr euch die Nase gepudert und es war weg?«
    »Genau. War ein schöner Zufall.«
    Ich schaltete mich wieder ins Gespräch ein.
    »Und dann mussten wir an Dimitri denken und den Biss. Und, nun ja… Wir dachten, es wäre einen Versuch wert.«
    Egor schaute von dem Einem zum Anderen. Er war sichtlich verwirrt, aber sein Blick verriet noch etwas anderes: Hoffnung. Ben holte unser verbliebenes Kokain aus der Tasche und bewies damit gutes Timing. Egors Augen glänzten förmlich.
    »Ihr habt was dabei? Gut. Ich hab nämlich nichts. Lieferschwierigkeiten. Die ganze Scheiße macht mir das Geschäft kaputt.«
    »Willst du es versuchen?«
    Egor lächelte. »Darauf kannst du einen lassen. Aber wie wollt ihr meinen Bruder überreden, das Zeug zu nehmen?«
    Wir waren im Rennen. Zum ersten Mal seit Minuten wagte ich, Egor direkt ins Gesicht zu sehen.
    »Hol Dimitris Lieblingsmusik. Und Kopfhörer.«
    Egor tat achselzuckend wie ihm geboten. Er verließ die Küche und kam wenig später mit einem alten tragbaren CD-Player samt Kopfhörern wieder. Dann holte er eine CD hervor. Ich schaute auf das Cover und konnte es nicht fassen.
    »Das ist nicht dein Ernst!«
    »Ich kann nichts dafür, aber Dimi liebt diese Scheiße. Und er hält Dieter Bohlen für einen großen Mann. Ich hab immer wieder versucht, die Scheiße zu verstecken, aber Dimi findet die CD immer wieder und stellt You’re my heart, you’re my soul auf Repeat. Und das machen wir jetzt auch…«
    Egor pirschte sich von hinten an und setzte Dimitri schnell und behutsam die Kopfhörer auf. Dann gab er ihm wie versprochen die volle Ladung Modern Talking. Der Effekt trat augenblicklich ein. Dimitris entstelltes Gesicht bekam zunächst einen verwirrten Ausdruck, dann stellte sich ein verträumter Blick ein. Dimitri war ausgeschaltet. Ich fragte mich, wie wir ihn dazu bringen würden, das Koks zu schnupfen, aber Egor hatte bereits eine Idee. Er holte einen kleinen Zerstäuber aus dem Schrank, wie man sie bei Schnupfenerkrankungen benutzt.
    »Dimi hat ständig Probleme mit den Schleimhäuten. Das ist gut. Einige Kunden brauchen manchmal einen Weg, ihr Kokain unauffällig im Büro einzunehmen.«
    Er füllte eine Ladung Kokain ein, schraubte den Deckel auf und gab dem noch immer teilnahmslosen Dimitri eine Ladung ins rechte Nasenloch. Dimitri zeigte zunächst keine Reaktion. Dann weiteten sich seine Augen. Geistesgegenwärtig erkannte ich, dass er im Begriff war, mit dem Gesicht auf den Tisch zu schlagen und schob den Tisch schnell außer Reichweite. Dimitri fiel kopfüber auf den Küchenboden. Ich tippte Egor an.
    »Schnell, er bekommt gleich

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