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Stadtmutanten (German Edition)

Stadtmutanten (German Edition)

Titel: Stadtmutanten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Strahl
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sie ebenfalls gefesselt waren. Sie stand im Gegensatz zu allem, was wir bisher erlebt hatten. Kein Zweifel, sie war eine von ihnen. Sie musste es sein, alles andere machte keinen Sinn. Aber dennoch weckte sie in mir das Bedürfnis, ihr zu helfen. Sie von ihren Fesseln zu befreien. Ich schaute zu Ben herüber. Sein Gesichtsausdruck verriet, dass auch ihm die Anmut der schlafenden Schönheit nicht entgangen war. Wie hypnotisiert bewegte er sich vorsichtig um das Bett herum.
    »Sie trägt das Koks am Bauch.«
    Ich eilte zu ihm. Nun, da ich näher dran war als vorhin, sah auch ich die Lagen von Plastikbeuteln und Paketband unter ihrem Nachthemd. Ich kannte die Art von Klebeband. Es war sehr stark. Wir würden es aufschneiden müssen, um die Pakete zu entfernen. Ich konnte noch immer nicht sehen, ob ihre Hände gefesselt waren. Sie waren unter dem Kopfkissen versteckt.
    »Ben?«
    Ben starrte gebannt auf die schlafende Schönheit.
    »Ben! Was machen wir jetzt?«
    Ben nickte verträumt.
    »Ben!«
    »Sie ist wunderschön.«
    »Ich weiß.«
    »Sie hat keine Wunden. Sie muss irgendwie anders infiziert worden sein.«
    »Ja, sehr interessant. Wie gehen wir vor?«
    »Was?«
    »Verdammt noch mal, komm zu dir, Ben! Wie nehmen wir ihr das Koks ab? Eins auf die Rübe und los, oder wollen wir uns erstmal nach einer Schere oder so umschauen?«
    »Keins auf die Rübe.«
    »Was?«
    »Ich will ihr nichts tun, schau sie dir doch an!«
    »Ben! Sie ist tot, verdammt.«
    Er warf mir einen bedeutsamen Blick zu. »So tot wie Dimitri?«
    Ich stöhnte. Verdammt, er meinte es ernst.
    »Und was hast du jetzt vor, sie sanft wecken und höflichst fragen, ob wir uns ihr Kokain ausborgen können?«
    »Ist mir scheißegal. Aber wir krümmen ihr kein Haar.«
    »Ben…«
    »Kein Haar, OK?«
    Er blickte mich scharf an. Sein Blick sprach Bände. Wenn ich sie tötete, waren wir die längste Zeit Freunde gewesen. Ich holte tief Luft.
    »Also gut, versuchen wir es. Aber ich kann nicht versprechen, dass sie beim Abschneiden der Pakete nicht hier und da einen kleinen Piekser abkriegt, OK?«
    Wütend drehte ich mich auf dem Absatz um und schlurfte zurück in die Küche. Vor lauter Wut spürte ich den Schmerz kaum. Ich hätte Ben bitten können, für mich zu gehen, aber ich musste Dampf ablassen. So kurz vor dem Ziel und Ben brachte uns unnötig in Gefahr für eine Frau. Eine Totenfrau noch dazu! Was bildete er sich ein? Dass wir ihr das Koks abnehmen, ihr ein Näschen einflößen und sie ihn dann auf ewig dafür lieben würde? Verdammt, sie kannte ihn überhaupt nicht. Und wer weiß, ob sie nicht schon zu weit mutiert war, um wieder normal zu werden?
    Als ich mit der Schere zurückkam, pochte mein Bein wie verrückt. Ben hockte vor dem Bett und starrte seine Angebetete mit entrücktem Blick an.
    »OK«, keuchte ich, »und jetzt?«
    Ben lächelte. »Ich halte sie fest und du schneidest. Aber vorsichtig!«
    Also legte Ben sich hinter die Totenfrau auf das Bett und umarmte sie in Löffelchenstellung. Ein kurzes Zucken in ihrem Körper zeigte, dass sie nicht tot war. Sie schlief weiter. Ich hockte mich so vorsichtig es meine Wunden erlaubten neben das Bett und betrachtete den zu erledigenden Job.
    »Ich muss das Nachthemd aufschneiden, OK?«
    Ben nickte. »OK.«
    Ich kam mir vor wie ein Perverser, als ich auf Kniehöhe beginnend ihr Kleidchen aufschnitt. Egal, ob die Frau vor mir nun ein Monster war, das mir ohne Skrupel die Eingeweide herausgerissen und vor meinen Augen verspeist hätte, ich drang in ihre Intimsphäre ein. Ich fühlte mich unwohl dabei. Das Nachthemd lag eng an und bot nur zwischen den Beinen genügend Platz, um die Schere anzusetzen. Das machte es nicht besser. Als ich mich zu ihrem Schoß vorgearbeitet hatte, begann ich zu schwitzen und versuchte krampfhaft, ihre Unterwäsche zu ignorieren. Sie bewegte leicht die Schenkel, nur minimal. Ich merkte, dass sich in meiner Lendengegend etwas regte und schämte mich dafür. Schließlich gelang es mir, den Schnitt so anzusetzen, dass ich wenigstens ihre Brüste bedeckt lassen konnte. Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und machte ich mich daran, die Pakete mit dem Kokain abzuschneiden. Als ich die Schere am unteren Ende des Klebebandes ansetzte, erwachte sie aus ihrem Schönheitsschlaf. Weiß der Teufel, was sie so lange schlafen gelassen hatte, aber jetzt war es damit vorbei. Ihr Körper verkrampfte sich, sie stieß Luft aus, dann riss sie die Augen auf. Erschrocken wich ich ein wenig zurück, was

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