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Stadtmutanten (German Edition)

Stadtmutanten (German Edition)

Titel: Stadtmutanten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Strahl
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mir den Hals rettete. Sie wirbelte herum und schwang einen Elektroschocker, der nur Zentimeter vor meinem Gesicht entlang sauste. Ben konnte sie nicht daran hindern. Ihre Hände waren nicht gefesselt. Unter dem Kissen hatte sie die ganze Zeit eine 10.000 Volt-Keule verborgen gehabt. Sie setzte sich auf und zeigte mit dem Ding auf mich, während ihre Finger immer wieder den Auslöser drückten. Ben musste all seine Kraft aufwenden, um sie einigermaßen im Zaum zu halten. Ich brachte mich schnell aus der Gefahrenzone und auch Ben rollte sich vom Bett. So standen wir uns schließlich gegenüber: Ben und ich vor dem Bett, sie darauf stehend und drohend ihre Waffe schwingend. Ben war bestürzt.
    »Marek, tut mir leid. Wirklich. Ich hätte vorher nachsehen müssen, ob sie bewaffnet ist.«
    »Schon gut, ich hab ja auch nicht nachgeguckt.«
    »Aber ich hatte alle Zeit der Welt, so lange du unten warst. Tut mir leid, Marek.«
    »Schon gut, Ben.«
    »Ich werde verrückt. Ein gottverdammter Elektroschocker.«
    Ich nickte.
    »Hey Marek, tut mir wirklich leid.«
    »Hör gefälligst endlich auf, dich zu entschuldigen, oder ich hau dir eine rein! Sag mir lieber, wie wir jetzt an das Koks kommen.«
    »Ich will sie nicht verletzen.«
    »Das weiß ich, verdammt!«, sagte ich etwas schärfer, als ich es wollte. Langsam ging mir das Gesäusel auf die Nerven. Und ja: Ich war sauer, dass Ben lieber die Totenfrau angegafft hatte, anstatt sie zu durchsuchen. Ben merkte das natürlich, aber seine Entschuldigungen machten mich nur noch wilder. Schließlich sagte er etwas, das uns weiter brachte:
    »Schade, dass es hier keine Musik gibt.«
    Da fiel mir der MP3-Player im Abstellraum hinter der Küche ein. Dieses Mal schickte ich Ben, um mein Bein ein wenig zu schonen. Während er weg war, humpelte ich vor dem Bett auf und ab und überlegte, wie wir ihr die Kopfhörer aufsetzen sollten. Bens Traumfrau bewachte mich dabei auf Schritt und Tritt. Mir fiel nichts ein. Nach Bens Rückkehr beschlossen wir schließlich, anstelle einer ausgeklügelten Taktik einen Frontalangriff zu wagen. Ich würde sie von vorne angreifen, um sie zu entwaffnen. Ben sollte die Verwirrung ausnutzen, sich von hinten anschleichen und ihr den Kopfhörer aufsetzen. Ich zog also meine Lederjacke aus und bewegte mich wie ein Torero um die Totenfrau herum. Zunächst lief alles wie am Schnürchen: Ich begab mich kurz in ihre Reichweite, woraufhin sie die Hand mit dem Elektroschocker ausfuhr und den Auslöser betätigte. Ich machte einen schmerzhaften Ausfallschritt und wuchtete meine Jacke über die Waffe. Dann griff ich zu und es entstand ein erbittertes Ringen um den Schocker unter der Jacke. Ben schlich sich von hinten an und platzierte den Bügelkopfhörer auf ihrem Kopf. Sie wirbelte wütend herum, dabei rutschte die Jacke von dem Elektroschocker. Ein Blitz! Und wieder einmal gingen für mich alle Lichter aus.
     

 
     
     
     
    13 UNVERSCHLOSSENE TORE
     
     
    Als ich erwachte, kniete Ben über mir. Er sah besorgt aus. Als er mein Erwachen bemerkte, hellte sich sein Gesicht auf. Er gab mir zu trinken. Ich wollte mich aufsetzen, aber er hielt mich sanft zurück.
    »Noch nicht, mein Freund. Ich will erst sicher gehen, dass du mir nicht gleich wieder ohnmächtig wirst.«
    »Wie lange war ich ausgeknipst?«
    »Nicht lange, vielleicht 20 Minuten.«
    »Was ist mit ihr?«
    »Hört Musik.«
    Ich nickte. Als ich mich umschaute, bemerkte ich, dass ich mich nicht mehr im Schlafzimmer befand. Der Verrückte hatte mich bis ins Badezimmer getragen, wo er mir feuchte Umschläge gemacht hatte. Auf meine Frage, woher er wusste, was in einem solchen Falle hilft, zuckte er mit den Achseln.
    »Keine Ahnung. Vielleicht ist das sogar falsch. Aber ich wollte irgendwas tun.«
    »Danke.«
    »Keine Ursache.«
    Ich setzte mich auf und lehnte mich mit dem Rücken gegen die Badewanne. Ben ließ sich neben mir nieder und reichte jedem von uns eine Zigarette. Ich hatte keine Ahnung, ob Zigarettenrauch in meinem Zustand ratsam war, ließ es aber darauf ankommen. Während wir rauchten, erzählte er mir, was ich verpasst hatte. Nach meinem Zusammenbruch hatte es einen kurzen Kampf zwischen ihm und seiner Angebeteten gegeben, in dessen Verlauf er ihr erfolgreich den Kopfhörer aufsetzte. Sie hatte ihn dabei in die Seite unterhalb des linken Armes gebissen, aber das tat in unserer Situation nicht viel zur Sache. Ben war sogar stolz darauf. Die Musik hatte am Ende ihre Wirkung gezeigt. Also hatte Ben

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