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Stadtmutanten (German Edition)

Stadtmutanten (German Edition)

Titel: Stadtmutanten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Strahl
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soll die Scheiße?«
    »Was meinst du genau mit Scheiße?«, wollte ich wissen, »Dass dein Cousin uns im Stich gelassen hat? Dass er uns verrecken lassen wollte?«
    Egor hob eine Augenbraue, stellte sich neben Andrej und erfasste ihn mit seinen Adleraugen.
    »Ist das wahr, Andrej? Sag es mir!«
    Andrej sagte nichts. Auch Ben blieb stumm und nickte mir zu. Egor hatte von Anfang an mich als Kontaktperson gewählt, das wusste er. Ich nahm den Gesprächsball an und schaute Egor ins Gesicht.
    »Was hat er dir erzählt, Egor?«
    »Er hat gesagt, ihr seid tot und es gibt kein Koks.«
    »Das, mein Freund, ist eine Lüge.«
    Ich öffnete den Rucksack und präsentierte das beachtliche Paket Kokain. Egor nahm es und warf es Dimitri zu, der inzwischen eingetroffen war. Hinter Dimitri stand sein ehemaliger Bewacher, nun offensichtlich wieder freundlicher gesinnt.
    »Da ist noch etwas anderes, das ihr wissen solltet«, sagte ich.
    Egors Adleraugen wanderten erst zu mir, dann durch durchbohrten sie Andrej.
    »Was?«
    »Ich habe den Verdacht, dass Andrej jemanden erwartet.«
    Egor tippte Ben an die Schulter und deutete ihm, zurückzutreten. Ben gehorchte. Egor packte Andrej an den Schultern und schaute ihm gefährlich blitzend in die Augen.
    »Wer kommt zu Besuch, Andrej? An wen hast du mich verraten? Habe ich nicht alles für dich getan? Dir eine Chance gegeben, etwas aus deinem erbärmlichen Leben zu machen?«
    Andrej blieb stumm und senkte den Blick. Er schwitzte. Einige Sekunden geschah nichts. Dann klingelte es an der Haustür. Andrej hob den Blick, schaute jedoch nicht zu Egor, sondern an Egor vorbei zu dem jungen Mann neben Dimitri. Dann ging alles sehr schnell. Dimitris ehemaliger Bewacher erwies sich als doch nicht ganz so freundlich. Er hob seine Pistole und schoss Dimitri von hinten in den Kopf. Egor ließ von Andrej ab, wirbelte herum und stürzte sich auf den jungen Mann, der nun die Waffe auf Egor richtete. Doch nun zeigte Egor, was für ein gefährlicher Mann er sein konnte. Er schob mit einer schnellen Bewegung die Schusshand des Widersachers beiseite, dann versetzte er ihm einen einzigen Schlag. Sein Handballen traf ihn in einer Aufwärtsbewegung unterhalb der Nase und trieb so das Nasenbein des Gegners ins Gehirn. Der Mann war auf der Stelle tot. Inzwischen hatte Andrej die entstandene Verwirrung genutzt und den Türöffner betätigt. Ben stürzte sich auf ihn und riss ihn zu Boden, während ich mit meinem Stahlknüppel neben der Wohnungstür Position bezog. Schwere Schritte auf der Treppe, dann brachen zwei Angreifer in die Wohnung. Der Erste von ihnen bekam meinen Knüppel in den Magen gewuchtet und ging zu Boden. Dabei riss er den Knüppel mit, der mit der Schlaufe an meinem Handgelenk befestigt war. Ich verlor das Gleichgewicht und plumpste neben ihn, rappelte mich aber sofort auf und nagelte ihn am Boden fest. Sein Kompagnon hob seine Pistole und feuerte ungezielt in den Raum. Egor wurde am linken Oberarm getroffen, doch er war offenbar zu wütend und zu sehr mit Adrenalin vollgepumpt, um sich davon beirren zu lassen. Er sprang auf den Schützen zu und trat ihm mit einem gekonnten Fußtritt die Waffe aus der Hand. Ein Handrückenschlag ins Gesicht machte den Gegner für eine Sekunde benommen. Genug Zeit für Egor, die Waffe aufzuheben. Ohne einen Moment zu zögern, exekutierte Egor gnadenlos die gerade eingetroffenen Männer durch Schüsse in den Kopf. Dann wurde es ruhig. Egor taumelte zu Dimitris Leiche und nahm seinen geliebten Bruder in den Arm. Er weinte wie ein Schlosshund, immer wieder Dimitris Namen rufend. Nach einiger Zeit wurde aus dem Rufen ein Flüstern. Ohne auf seine Umgebung zu achten, hob er Dimitris schlaffen Körper schließlich hoch, trug ihn ins Schlafzimmer und schloss die Tür hinter sich. Ben hielt noch immer Andrej im Schwitzkasten. Ich verschloss Haus- und Wohnungstür und zündete mir eine Zigarette an.
    »Kannst du noch?«, fragte ich Ben zwischen zwei tiefen Zügen.
    »Ja. Aber Stunden will ich das hier nicht machen müssen.«
    Andrej sagte nichts. Sein Blick ging ins Leere. Sein Kampfgeist war mangels Mitstreitern erloschen. Er hatte viel Schaden angerichtet, aber dennoch sein Ziel nicht erreicht. Ich ging in die Küche und fand eine Rolle Klebeband. Ich schlug vor, Andrej wie vorher Dimitri an den Stuhl zu fesseln. Einige Minuten später war Andrej demobilisiert. Wir hatten beide Beine an die Stuhlbeine gefesselt, die Arme an den Körper gelegt und zusammen mit dem Oberkörper

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