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Stadtmutanten (German Edition)

Stadtmutanten (German Edition)

Titel: Stadtmutanten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Strahl
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sich zu mir. Ich merkte, wie ich langsam klarer im Kopf wurde. Mehmet bemerkte das.
    »Na, wirst langsam wieder klar? Ich habe dir nur eine kleine Dosis gegeben, damit der Pförtner keinen Verdacht schöpft. Dein Freund Enrico dagegen wird noch ein wenig schlafen.«
    Er zog eine Spritze aus der Hemdtasche und knallte sie mir in den Oberschenkel.
    »Was ist das?«, keuchte ich heiser.
    »Genau das, wonach du gesucht hast, mein Freund. Es wird dich zu einem von denen machen. Allerdings nur, wenn von dir noch etwas übrig bleibt. Sie kommen immer hierher, wenn die Sonne untergeht. Das machen sie immer. Früher ging es hier zu den Kleingartensiedlungen. Aber die Soldaten haben alles dichtgemacht. Trotzdem kommen die Toten jeden Abend hierher, weil ich ihnen manchmal etwas zu essen gebe.«
    Mir fiel auf, das Mehmet nun weit weniger tuntig war als vorher.
    »Ich muss schon sagen, du bist ein ganz schön gerissenes Arschloch. Ich wusste doch, dass das ganze schwuchtelige Gehabe nur Fassade war.«
    Mehmet nickte stolz.
    »Du ahnst nicht, wie gut das funktioniert. Keiner nimmt dich als Gegner ernst, wenn du die kleine nette Schwuchtel spielst. Als ich damals entdeckte, dass ich schwul bin, wusste ich noch nichts damit anzufangen und habe es versteckt. Aber dann habe ich gelernt, es einzusetzen.«
    »Was sagt eigentlich deine Familie dazu? Ich dachte immer, türkisch und schwul schließt sich gegenseitig aus?«
    »Ja, mein Vater und mein Bruder finden das peinlich. Aber meine Mutter liebt mich, wie ich bin. Und meine Schwester findet das sogar toll.«
    Plötzlich ging mir ein Licht auf.
    »Heißt deine Schwester Fatima?«
    Mehmet war sichtlich überrascht.
    »Woher weißt du das?«, fragte er scharf.
    Ich konnte trotz meiner misslichen Lage ein kleines Triumphgefühl nicht leugnen.
    »Ich kenne Egor und Dimitri.«
    »Das Pack!« Mehmet spuckte die Worte beinahe aus. Ich war ihm in die Parade gefahren. Das machte ihn wütend. Vielleicht würde er mir ein schnelles Ende bereiten, wenn ich ihn noch ein wenig ärgerte. Ich würde hier sterben, das war klar. Aber ein schneller Tod war mir deutlich lieber als von einer Meute von Totenmännern in Stücke gerissen zu werden.
    »Dein Koks ist weg«, kicherte ich. »Ich war in deinem beschissenen Horrorhaus und habe es dir weggenommen. Und dein Freund Andrej ist jetzt auch Geschichte. Er ist entweder in Egors Bauch oder schlurft als sabbernder Idiot auf der Suche nach Menschenfleisch durch die Straßen.«
    Mehmet war erschüttert. Er griff in seine Tasche und holte eine Schusswaffe heraus. Er richtete die Waffe auf mein Gesicht. Er zitterte vor Anspannung. Ich schloss voller Erwartung die Augen. Los komm, tu es!
    Aber der Schuss fiel nicht.
    Ich machte die Augen auf und sah, wie Mehmet die Waffe wieder wegpackte.
    »Na schön, du hast mir die Tour vermasselt. Aber das bedeutet nichts. Egor ist einer von denen, sagst du?«
    »Ja, freiwillig, um sich an Andrej zu rächen.«
    »Also ist Dimitri tot, ja?«
    Ich nickte.
    »Nicht schlecht. Die verdammten Russen sind aus dem Weg. Meine Schwester wird traurig sein. Aber mein Vater hätte Andrej sowieso nie anerkannt. Ein Verbrecher, kein Türke und dann noch nicht einmal Moslem.«
    Er klopfte mir auf die Schulter und stand auf.
    »Ich muss gehen. Ich komm dich morgen früh besuchen. Mal sehen, wie du dann aussiehst.«
    »Was wird mit Enrico?«
    Er hob die Schultern.
    »Du hast mein Lieblingshaus kaputtgemacht. Ich muss mir ein Neues schaffen. Enrico wird mir dabei helfen, du verstehst.«
    »Arschloch.«
    »Danke.«
    Dann war Mehmet verschwunden. Ich spürte, wie mir die Sinne wieder langsam entglitten. Was immer Mehmet mir gespritzt hatte, es würde mich bald in den Schlaf wiegen. Ich konnte nur hoffen, dass ich das Aufwachen noch erlebte. Oder mich noch im Tiefschlaf befände, wenn ich auseinander gerissen würde. In meinen letzten klaren Minuten dachte ich über Mehmets Worte nach. Er hatte gesagt, das Mittel würde mich zu einem von denen machen. Ha! Dafür war es wohl etwas zu spät. Die Infektion brauchte mich nicht zu schockieren, sie war eh schon ein Teil von mir. Viel mehr Sorgen bereitete mir die Frage, was das Mittel mit einem bereits infizierten Körper machen würde. Und woher hatte er das Zeug überhaupt? Er hatte es mit Sicherheit nicht selbst hergestellt, dafür fehlte ihm das nötige Know How. Wer war überhaupt in der Lage, so ein Teufelszeug zu produzieren? Also hatte er es gestohlen. Aber wo und von wem? Ich bedauerte, dass

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