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Stadtmutanten (German Edition)

Stadtmutanten (German Edition)

Titel: Stadtmutanten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Strahl
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ich es wohl nie herausfinden würde und sank ins Koma.
     

 
     
     
     
    18 DAS FLEISCH IST SCHWACH
     
     
    Als ich erwachte, war es bereits dunkel. Ich fühlte mich schwach. Ich hatte seit dem Frühstück nichts gegessen und ewig nichts getrunken, außerdem hatte ich unter dem Einfluss eines starken Betäubungsmittels gestanden. Ich war hungrig. Mir war kalt. Ich fühlte mich beschissen. Und ich war nicht allein. Bei weitem nicht. Um mich herum schlurften mehrere Gestalten, mindestens ein Dutzend. Totenmänner! Ich hielt die Luft an und versuchte mich nicht zu bewegen. Kein Geräusch machen. Als ich leicht den Kopf zur Seite drehte sah ich, dass all meine Bemühungen für die Katz waren. Neben mir kniete ein Totenmann und sah mir aufmerksam ins Gesicht. Er war kräftig gebaut und bis in die letzte Pore mutiert. Ich erkannte den Mann. Es war einer der Muskelmänner, die sich vor dem Inferno einen Kampf mit den mutierten Taxikunden geliefert hatten. Gott, wenn er solange mutiert war, war er brandgefährlich. Eigentlich sollte ich mausetot und ausgeweidet sein. Warum griff er nicht an? Ich betrachtete ihn genauer. Er schien irritiert. Als sich unsere Blicke trafen, machte er eine beklagende Handbewegung und grunzte genervt. Ich schaute an mir herunter und fühlte in mich hinein. Dann hatte ich die Antwort. Ich war schon zu weit mutiert, um als Opfer in Frage zu kommen. Was immer die Beißer an Menschenfleisch fanden, meines gab es nicht mehr her. Wenn er mich nun als einen der ihren betrachtete, konnte ich diesen Zustand vielleicht zu meinen Gunsten nutzen?
    »Kannst du mich losmachen?«, fragte ich den Muskelmann.
    Er schaute mich fragend an. Ich wiederholte meine Frage, fragte auch die anderen Totenmänner um uns herum, aber niemand verstand mich. Ich wurde wütend. Ich war beinahe einer von ihnen und ich war verdammt noch mal hungrig, also sollten sie mir endlich helfen. Ich packte einen Gurt, zerrte daran wie ein Wilder und schaute dabei dem Muskelmann wütend in die Augen. Ich hörte ein kaum mehr als menschlich zu bezeichnendes Grunzen aus meiner Kehle kommen. Mein Gott, ich musste weit hin sein. Aber es half nichts. Kooperation war offenbar nicht die Stärke der Totenmänner, jedenfalls nicht, wenn dabei kein Frischfleisch als Belohnung winkte. Er hätte mir helfen können und zwar mit Leichtigkeit. Sie alle hätten es gekonnt. Aber diese Horde von egoistischen Stinkern - oh ja, sie stanken bestialisch - war viel zu sehr damit beschäftigt, sich zu beklagen, dass es heute kein Fleisch gab. Kurze Zeit später drang das erste Morgenlicht in den Tunnel und die Totenmänner verschwanden einer nach dem anderen, als wäre es nun Zeit zu gehen. Eine Art von Routine schien ihr Handeln zu bestimmen. Ich war frustriert bis ins Mark. Ich öffnete den Mund und heraus kam ein wütendes Brüllen, dass ich meiner Kehle im Leben nicht zugetraut hätte. Dann geschah es. Der Muskelmann blieb am Ende des Tunnels stehen und drehte sich zu mir um. Er schlurfte zurück und riss die Gurte entzwei, als wären sie aus Zucker. Als er fertig war, grunzte er nickend. Ich grunzte zurück, nickte ebenfalls. Dann drehte er sich um und ging seines Weges. Ich setzte mich auf und blieb eine Weile sitzen. Eine weitere Veränderung meines Körperempfindens war eingetreten: Ich fühlte mich gut. Ich fühlte mich sogar erstaunlich gut, von dem unglaublichen Hungergefühl mal abgesehen. Ich versuchte nachzudenken, aber das Denken erforderte eine wahnsinnige Konzentration. Ich begann die Totenmänner zu verstehen. Der Hunger überlagerte alles andere. Bald würde er alles andere verdrängt haben. Nach einer Weile hörte ich die leichten Schritte eines nicht infizierten Menschen. Die Schritte kamen auf den Tunnel zu. Ich wusste, wer hier zu Besuch kam, ich konnte ihn bereits riechen. Mit einem zufriedenen Grunzen versteckte ich mich hinter einem liegen gelassenen Müllsack und wartete auf Mehmet.
    Er ließ nicht lange auf sich warten. Er tapste fröhlich pfeifend durch den Tunnel und blieb vor der Liege stehen. Das Pfeifen erstarb. Ich wagte einen Blick auf meinen Peiniger. Er kratzte sich sprachlos den Kopf und starrte auf die Gurte.
    »Kein Blut? Keine Eingeweide? Nicht mal ein brüllender kleiner Zombiehetero?«, rief er schließlich.
    Ich beschloss, ihn nicht länger schmoren zu lassen. Mit einem lauten Brüllen sprang ich auf und stürzte mich auf ihn. Er fiel hinten über. Wie ein Raubtier auf seiner Beute lag ich auf ihm und drückte in zu

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