Stadtmutanten (German Edition)
irgendwie politisch unterwegs, ihr versteht? Und die Leute die ich kenne, hatten anscheinend Informationen über etwas, das für ihn wichtig war. Wenn ich gewusst hätte, worum es sich handelt, oh mein Gott.«
Wieder hielt er sich die Hand vor den Mund und kicherte affektiert. Langsam war ich mir sicher: Dieser Mehmet war schwul, alles klar. Aber das ganze tuntige Gehabe war aufgesetzt. Der Junge verschwieg mir etwas. Aber so leicht wollte ich mich nicht geschlagen geben. Ich hakte noch etwas nach.
»Ich würde diese Leute gern treffen und sehen, was Leon gesehen hat. Kannst du für mich den Kontakt herstellen?«
Mehmet wurde für einen Moment ernst. Er schien zu überlegen. Dann lächelte er wieder.
»Kontakt herstellen kann ich nicht, die Telefone sind tot, du verstehst. Aber ich kann dir auf der Karte zeigen, wo sie wohnen. Aber erst wollen wir mal etwas trinken. Ich habe gerade Tee gemacht. Ich hoffe, ihr mögt türkischen Tee?«
Wir nickten beide, obwohl wir gerade Tee getrunken hatten. Ich tat es, damit sich Mehmet angesichts der ausgeschlagenen Gastfreundschaft nicht doch noch dagegen entschied, mir zu helfen. Enrico - so vermutete ich - nahm das Angebot wegen guter Nachbarschaft und nicht zuletzt wegen seiner Katze an. Mehmet verschwand in der Küche und schloss die Tür hinter sich. Ich tippte Enrico an die Schulter.
»Wenn er noch einmal ihr versteht sagt, hau ich ihm eine rein.«
Enrico schmunzelte. »Ja, das macht er immer. Nervig, oder?«
»Ist er immer so tuntig?«
Enrico runzelte die Stirn. »Also, tuntig ist er immer, das ist so seine Art. Aber heute ist er besonders in Form. Vielleicht ist er aufgeregt wegen dir.«
Enrico sah mich schmunzelnd an. Ich nickte, obwohl ich nicht glaubte, dass ich wirklich Mehmets Geschmack entsprach. Dann war Mehmet schon wieder da, servierte den Tee in kleinen Teegläsern und legte einen Stadtplan von Bremen auf den Tisch. Er zeigte mir eine Adresse in Gröpelingen und notierte Straße und Hausnummer auf einem Stück Papier. Dann hob er sein Teeglas.
»Lasst es euch schmecken!«
Mehmet leerte sein Glas in einem Zug. Enrico und ich taten es ihm gleich. Ich bemerkte, dass Mehmet uns prüfend ansah, nachdem wir ausgetrunken hatten und nickte anerkennend, da ich annahm, er warte auf einen Kommentar bezüglich des Tees.
»Danke für den Tee. Nicht genau wie wir ihn in Ostfriesland trinken, aber sehr gut.«
»Dann habt Ihr nichts gegen eine zweite Runde einzuwenden, nehme ich an?«
Damit verschwand Mehmet wieder in der Küche. Ich wandte mich wieder zu Enrico, um einen weiteren amüsanten Kommentar zu geben, aber Enrico schien es nicht gut zu gehen. Er war kreidebleich und schaute durch mich durch.
»Enrico alles klar?«
Jetzt spürte ich es auch. Ich wurde benommen und mein Blickfeld wurde zusehends eingeschränkt, hinzu kam ein taubes Gefühl auf den Ohren. Benommen stellte ich fest, dass Mehmet zurückgekehrt war. Er hatte keinen Tee dabei. Natürlich nicht, der hatte ja seinen Zweck bereits erfüllt. Stattdessen trug er eine Rolle Klebeband in der Hand.
»Ah, ich sehe, euch geht’s schon gut. Na dann wollen wir mal loslegen.«
Während ich immer tiefer ins Sofa sank sah ich, wie Mehmet mit geübten Händen Enrico fesselte und dann in stabiler Seitenlage auf den Boden legte. Dann widmete er seine Aufmerksamkeit mir.
»So mein Freund, dann lass uns mal gehen.«
Ich wollte ihn fragen, wohin wir gehen würden, aber mein Sprechwerkzeug versagte mir den Dienst. Mehmet bemerkte meine Versuche.
»Quäle dich nicht, mein Lieber. Das Zeug hat den schönen Nebeneffekt, dass ich mit dir machen kann, was ich will und du dabei schön den Mund hältst.«
Dann hob er mich hoch und beförderte mich wie einen Betrunkenen zur Tür. Schemenhaft nahm ich wahr, wie ich in den Aufzug geschleppt wurde. Unten angekommen, zerrte Mehmet mich zum Ausgang. Der Wachmann fragte besorgt, ob er helfen könne. Mehmet winkte lachend ab.
»Schon OK, der liebe Marek muss nur an die frische Luft. Verträgt das Kiffen nicht, du verstehst?«
»Aber passt auf, dass Ihr nicht überfallen werdet.«
»Keine Sorge, er wohnt um die Ecke. Ich liefere ihn ab und bin dann gleich zurück.«
Mehmet brachte mich natürlich nicht heim, sondern schleppte mich einen kleinen Weg hinunter bis zu den Eisenbahnschienen. Dort gab es einen kleinen Tunnel, dort zog er mich hinein. Am Ende des Tunnels stand eine Liege, komplett mit Gurten. Dort legte Mehmet mich nieder und zurrte mich fest. Dann hockte er
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