Stählerne Jäger.
Patricks Auge reichte, war die Vegetation bis zur Grasnarbe verkohlt. Das Ranchhaus und seine Nebengebäude waren vom Erdboden verschwunden. Jenseits der Grant Line Road – fast eine halbe Meile entfernt – standen andere Gebäude in Flammen. Der Seeboden in seiner Umgebung war mit einer dampfenden Schlammkruste überzogen. Patrick kontrollierte die Funktionen seines Anzugs – er funktionierte weiterhin, aber das Lebenserhaltungssystem verbrauchte ungeheuer viel Energie. Er nahm seinen Helm ab, um einen Teil der überschüssigen Hitze entweichen zu lassen.
»Danke, dass du's versucht hast, Ikarus.« Zu Patricks Erstaunen lebte Reynolds noch. »Beinahe hätte es geklappt.«
»Nicht zu viel reden. Ich bringe Sie so schnell wie möglich in ein Krankenhaus.«
»Bin noch nie im Krankenhaus gewesen und will auch jetzt nicht rein, Kumpel«, sagte Reynolds. »Verdammt, jetzt weiß ich, wie die Lachse sich auf meinem Grill gefühlt haben.« Als er zu Patrick aufsah, war sein Gesicht im Widerschein der fernen Brände gerade noch zu erkennen. »Du siehst wie ein guter Kerl aus, Bruder. Ich hab dich schon mal irgendwo gesehen, stimmt's?«
»Keine Ahnung«, sagte Patrick. »Vielleicht im Fernsehen – als mein Bruder im Krankenhaus gelegen hat. Paul McLanahan, einer der Cops, den der Major angeschossen hat. Gehört er zu Townsends Organisation?«
»Yeah. Die Arische Brigade, so nennen sie sich«, antwortete Reynolds. »Aber mit dem Nazischeiß haben sie nicht viel am Hut, außer wenn Besuch kommt.«
Interessante Information, dachte Patrick und speicherte sie.
»Sind das die Kerle, die den Überfall aufs Sacramento Live! verübt haben?«, fragte er. »Und die hinter diesen Explosionen bei der Satan's Brotherhood stecken?«
»Yeah. Townsend… ein völlig durchgeknallter Typ«, sagte Reynolds. »Ermordet zwei Cops, um das Geld für den Bau meiner Meth-Hydrogeneratoren zu erbeuten, verschenkt sie an die Biker und jagt sie dann alle in die Luft. Vergeudet ein paar hunderttausend Dollar. Erzählt mir, dass wir die Produktion hier auf der Ranch wieder aufnehmen können, und bringt dann Sprengladungen an, um Chemikalien für ein paar zehntausend Dollar hochgehen zu lassen. Ein verrückter Scheißkerl. Ich hätte mich nie mit ihm einlassen sollen.«
»Wo ist er jetzt? Wo kann ich ihn finden?«
»Weiß ich nicht«, keuchte Reynolds. Er schien kaum noch Luft zu bekommen. »Ich bin immer nur hier gewesen.« Er sah zu Patrick auf, aber sein Blick war in weite Ferne gerichtet. »Hey, Mann, tut mir Leid… das mit deinem Bruder und den anderen Cops tut mir echt Leid«, murmelte er mit schwacher Stimme.
»Ich hab nie was gegen Cops gehabt. Ich wollte bloß in Ruhe meinem Geschäft nachgehen…«
Patrick merkte, dass das als Entschuldigung gemeint war; der arme Kerl versuchte zu beichten, um Absolution zu erlangen.
Aber Patrick empfand nur Abscheu. »Mit deinem Geschäft ist jetzt Schluss!«, sagte er und merkte dann, dass Reynolds gestorben war, bevor er seine Antwort hatte hören können.
Wenige Minuten später traf Jon Masters mit dem Hummer ein.
Er war aufgeregt wie ein kleiner Junge in Disneyland. »O Mann, hast du die Explosion gesehen?«, fragte er, als Patrick einstieg, das Notstromaggregat anließ und das Ladekabel einsteckte. »Ein richtiger Explosionspilz wie auf den alten Fotos von oberirdischen Atomversuchen in Nevada – nur ganz aus Feuer. Wie weit warst du vom Nullpunkt entfernt?«
»Ungefähr hundert Meter.«
»Das nenne ich verdammt knapp!«, rief Jon aus. »Hey, wo ist dein Gefangener?«
»Tot«, sagte Patrick. »Hast du ihn nicht dort drüben liegen gesehen? Die Feuerwalze nach der Explosion hat ihn verbrannt.
Aber vor seinem Tod hat er ausgepackt – er hat für eine Bande, die sich Arische Brigade nennt, Meth gekocht und Hydrogeneratoren gebaut.« Er berichtete, was er in der Scheune gesehen hatte.
»Ich glaube, damit ist die Sache erledigt«, meinte Jon. »Nach dem Verlust seines Stützpunkts ist dieser Townsend bestimmt in die Berge unterwegs.«
»Da bin ich mir nicht so sicher. Was ich von Reynolds gehört habe, hat mich nachdenklich gemacht. Pass auf: Townsend hat den Überfall aufs Sacramento Live! geplant, um Geld für den Bau von Meth-Hydrogeneratoren zu beschaffen. Dann hat er sie an Bikergangs verschenkt – und sie alle in die Luft gejagt. Der Deal mit den Bikern hätte ihm jeden Monat Hunderttausende von Dollar eingebracht. Wozu sollte er auf das alles verzichten, nur damit Reynolds wieder
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