Stählerne Jäger.
gefährliche Situation, Merken Sie sich das! Jetzt sind wir bereit.«
Sie fuhren aus der Tiefgarage und warteten auf der Rampe, bis das stählerne Rolltor sich hinter ihnen geschlossen hatte. »Wir holen uns einen Kaffee – bei Starbucks, nicht diese Brühe, die im Gefängnis oder im Präsidium ausgeschenkt wird – und schauen auf der Rückfahrt zur South Area bei Sacramento Live! vorbei«, erklärte LaFortier seinem Partner, als sie auf die Straße hinausfuhren.
»Warum fahren wir bei Sacramento Live! vorbei?«
»Ein Kumpel von mir, der dort nach Dienst jobbt, hat der Einsatzzentrale von einem Stromausfall erzählt. Wir schauen nur kurz bei ihm vorbei.«
»Hat er Unterstützung angefordert?«, fragte Paul. »Ich habe das Gespräch nicht mitbekommen.«
»Nein, er hat keine Unterstützung angefordert, Rookie«, bestätigte LaFortier gelassen. »Aber ich will Ihnen eines sagen, und darauf können Sie Gift nehmen: Nichts ist schöner – außer vielleicht eine Brünette mit großen Titten, die nackt auf Ihrem Schoß sitzt –, als einen Streifenwagen bei sich vorfahren zu sehen. Selbst wenn man Code Vier ist, gar keine Unterstützung angefordert hat und die Sache völlig im Griff zu haben glaubt, ist's ein verdammt gutes Gefühl, einen weiteren Cop bei sich zu haben. Froh darüber sind auch Sheriff's Deputies, Wachleute, Krankenwagenfahrer, Straßenkehrer, Serviererinnen, Tankwarte und alle anderen, die zur Friedhofsschicht gehören.«
»Aber wie wollen Sie das schaffen? Wir können schließlich nicht überall sein.«
»Man hört zu, man beobachtet und man nimmt alles um sich herum wahr«, antwortete LaFortier. »Vor allem achtet man auf Meldungen, die über Funk eingehen – da wir uns heutzutage meistens übers MDT verständigen, ist ein Cop, der sein Funkgerät benutzt, nicht in seinem Wagen, sondern zu Fuß unterwegs, und steht meistens einem Verdächtigen gegenüber, und wer gerade in der Nähe und nicht im Einsatz ist, sollte bei ihm vorbeifahren. Achten Sie auf seine Stimme, seinen Tonfall – der ist wichtiger als die Worte. Horchen Sie auf Hintergrundgeräusche – sind viele Stimmen zu hören, die brüllen, kreischen oder weinen, ist der Cop in gefährlicher Unterzahl und kann bestimmt Unterstützung brauchen, auch wenn er vielleicht vergisst, sie anzufordern oder die Reaktion der Menge auf einen Hilferuf fürchtet. Sehen Sie einen Cop, der auf der Straße jemandem gegenübersteht, halten Sie bei ihm, selbst wenn er anscheinend nur mit einem Verdächtigen zu tun hat. Braucht er wirklich keine Unterstützung, soll er Sie selbst weiterschicken.
Aber das wird Ihnen bald alles selbst klar – vor allem wenn Sie nach Ablauf Ihrer Probezeit selbst auf der Straße unterwegs sind«, fuhr LaFortier fort. »Nachts kann diese kleine Stadt selbst hart gesottenen, altgedienten Cops verdammt groß und einsam vorkommen. Rusty verpasst uns vermutlich einen Anschiss, weil wir unsere Zeit damit vergeudet haben, ihm nachzuspionieren, aber im Grunde seines Herzens ist jeder dankbar, wenn Kollegen vorbeischauen, das können Sie mir glauben.«
Der Geburtshelfer kam mit wehendem Arztmantel herein, trat an Wendys Bett, studierte die Monitoranzeigen und nahm dann mit tastenden Fingern eine Untersuchung vor. Wendy schien ihn nicht wahrzunehmen; ihr Kopf lag mit leicht geöffneten trockenen Lippen kraftlos auf der linken Seite. Eine zusätzliche Bettdecke reichte ihr bis unters Kinn, aber trotzdem zitterte sie manchmal, als friere sie.
Obwohl Patrick sich nichts anmerken ließ, war er völlig mit den Nerven herunter. Auf dem Monitor, der das Baby überwachte, erschien immer wieder ein Alarmsignal, worauf eine Krankenschwester hereinkam, es abstellte und wieder hinausging. Er wusste nicht, ob sie wirklich darauf achtete, denn dieses Alarmsignal hatte schon so oft aufgeleuchtet, dass er fürchtete, sie habe sich daran gewöhnt. Für Wendy konnte er nicht viel tun. Vor einer Stunde hatte die Anästhesistin ihr endlich eine Spinalanästhesie gegeben – das war die erste Prozedur gewesen, zu der Patrick den Raum hatte verlassen müssen –, so dass sie jetzt wenigstens keine Schmerzen mehr hatte. Aber leider war sie auch kaum noch ansprechbar. Das Oxytozin steuerte jetzt ihre Reaktionen, so dass sie alle zwei bis drei Minuten von Wehen geschüttelt wurde. Wendy und das Baby waren an so viele Drähte und Schläuche angeschlossen, als seien sie Bestandteil irgendeines unheimlichen Laborversuchs. Dies war ganz entschieden nicht die
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