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Stählerne Jäger.

Stählerne Jäger.

Titel: Stählerne Jäger. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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drückte. Er nahm noch einen grellen Lichtblitz wahr, dann wurde es dunkel um ihn.
    »Security One-Seven, kommen.«
    Der Polizeibeamte, der in dieser Nacht in seiner dienstfreien Zeit im ersten Stock des Komplexes an einem Schreibtisch saß, griff nach seinem Handfunkgerät und drückte auf die Sprechtaste. »Security One-Seven hört.«
    »Sind Sie schon 908?«
    »Negativ«, antwortete der Polizeibeamte. Weil es häufig vorkam, dass Cops vergaßen, sich bei der Einsatzzentrale abzumelden, wenn sie einen außerdienstlichen Einsatz beendet hatten und die vorgesehene Zeit in diesem Fall um eine halbe Stunde überschritten war, fragte die Zentrale bei ihm an. »Hier ist der Strom ausgefallen. Ich schätze, dass ich noch eine halbe Stunde bleiben muss.«
    »Verstanden. Ihr Babysitter hat angerufen. Keine Probleme, bloß ein Kontrollanruf. Melden Sie sich, sobald Sie 908 sind.«
    »Wird gemacht.«
    »KMA 907, Ende.«
    Der irritierte Polizeibeamte warf sein Funkgerät scheppernd auf die Schreibtischplatte. Sein Leben wurde in letzter Zeit immer beschissener. Als ob die Feiertage nicht schlimm genug wären, hatte seine Alte beschlossen, sie habe keine Lust mehr, mit einem Cop verheiratet zu sein – oder Mutter und Hausfrau zu spielen –, war mit ihrem neuen Feger nach L.A. abgehauen und hatte ihn mit seiner fünfjährigen Tochter und einem Berg unbezahlter Rechnungen sitzen lassen. Mit den vielen Überstunden und außerdienstlichen Einsätzen, für die er unterschrieben hatte, hatte er schon einen Babysitter geschafft, und vermutlich würde auch der nächste noch aufgeben, bevor jemand aus der Verwandtschaft in Montana kommen und die Kleine betreuen konnte. Bevor seine Alte abgehauen war, hatte sie noch das Bankkonto abgeräumt, sodass sein kleines Mädchen dieses Jahr wohl nur Plüschtiere, wie sie an Kinder von Obdachlosen verteilt wurden, oder Geschenke von der Verwandtschaft bekommen würde. Fröhliche beschissene Weihnachten!
    Im nächsten Augenblick wurde dreimal an die Tür zum Treppenhaus geklopft. Der Polizeibeamte ging um den Schreibtisch herum und klopfte zweimal an die Tür. Die Antwort bestand aus einem zweimaligen Klopfen – das korrekte Signal. Er zog die Tür auf… und war tot, bevor er den Boden berührte.
    Sacramento County Main Jail,
6511 Street, Sacramento, Kalifornien
(zur selben Zeit)
    In all den Jahren, in denen Paul McLanahan in Sacramento gelebt hatte, hatte er nie genau gewusst, wo das neue Gefängnis in der Innenstadt stand. Aber jetzt, in seiner ersten Nacht im Dienst, war er schon zweimal drin gewesen. Das neue Gefängnis sah angeblich wie ein Luxushotel aus, während das Hyatt Regency in der Innenstadt wie ein Gefängnis aussehen sollte, aber Paul fand, das County Main Jail sei ein nüchterner, steriler, ziemlich heruntergekommener Zweckbau.
    LaFortier und er fuhren durch das große stählerne Rolltor in die Tiefgarage des Gefängnisses. Nachdem sie ihre Dienstwaffen im Kofferraum verstaut hatten, führten sie den Festgenommenen zu der aus Stahl und Panzerglas bestehenden Eingangstür, die von einem Sheriff's Deputy hinter Panzerglas bewacht wurde. Da der Festgenommene verdächtigt wurde, Drogen in seinem Besitz zu haben, zogen sie Latexhandschuhe an, führten ihn in einen Untersuchungsraum, ließen ihn sich ausziehen und inspizierten sämtliche Körperöffnungen. Paul wurde dabei fast schlecht, und er überlegte, ob er ein zweites Paar Handschuhe überziehen sollte, falls der Kerl plötzlich anfing, sich zu wehren.
    Aber er war nach der zehn Straßenblocks langen Verfolgungsjagd, nach der sie ihn gefasst hatten – er hatte zu rennen begonnen, sobald er sah, dass LaFortier und Paul im Vorbeifahren langsamer wurden –, offenbar zu erledigt, um sich gegen diese Leibesvisitation zur Wehr zu setzen.
    »Da kommt Ihnen die Anwaltspraxis, auf die Sie verzichtet haben, immer verlockender vor, stimmt's?«, fragte LaFortier grinsend. Paul zuckte nur mit den Schultern und durchsuchte weiter die Kleidung des Festgenommenen.
    Für Craig LaFortier war die Einlieferung jedes Verhafteten eine Gelegenheit, sich mit alten Freunden zu treffen und mit ihnen zu schwatzen, was er jetzt tat, während Paul den Papierkram erledigte. Im Booking Room, in dem diese Formalitäten erledigt wurden, waren mindestens drei weitere Kollegen vom Sacramento Police Department anwesend; dazu kamen acht Sacramento County Sheriff's Deputies, vier Cops der California Highway Patrol und mehrere andere Polizeibeamte, die Paul nicht

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