Stählerne Jäger.
sein. Unsere Mutter hat ein Beruhigungsmittel bekommen müssen, so aufgeregt ist sie darüber gewesen, dass Paul einen Arm verlieren könnte… O Gott, ich weiß überhaupt nicht, was ich tun soll! Ich weiß nicht, was ich unserer Mutter erzählen soll…« Er brabbelte vor sich hin und ließ alle seine Ängste und Konflikte aus sich herausströ-
men. Chandler fürchtete tatsächlich, der Kerl könnte auf der Motorhaube seines Wagens zusammenbrechen. Um Himmels willen, Mister, reißen Sie sich doch zusammen!
Nun, er konnte ihn nicht gut wie ein Baby schluchzend hier auf dem Parkplatz zurücklassen. »Kommen Sie mit, Mr. McLanahan«, sagte Chandler. Er führte ihn zu einem Nebeneingang des Gebäudes, an dem ein Schild Besucher aufforderte: Kein Zugang – bitte Haupteingang benutzen. Der Captain schloss die Tür auf und blockierte sie einige Sekunden lang, während er die Alarmanlage mit dem innen am Türrahmen angebrachten Tastenfeld ausschaltete. Dahinter lag ein Empfangsbereich mit Schreibtischen, Aktenschränken und einer Art Nachrichtenzentrale mit zwei Reihen Funkgeräten, Computerterminals und mehreren Ladestationen für Handfunkgeräte.
McLanahan folgte Chandler durch den Empfangsbereich und einen Korridor entlang. Sie kamen an einem leeren Konferenzraum vorbei, an dessen nur angelehnter Tür Vertrauliche Besprechung – kein Zutritt stand, gingen an einigen Dienstzimmern und einem Pausenraum vorbei und blieben schließlich vor einer Tür mit der Aufschrift Captain stehen. Chandler gab den Zugangscode auf einem Tastenfeld ein, stieß die Tür auf, forderte McLanahan mit einer Handbewegung zum Eintreten auf und bot ihm einen der Besuchersessel an. Patrick stützte seine Ellbogen auf die Knie und ließ den Kopf hängen, während der Captain hinter seinem Schreibtisch Platz nahm.
»Tut mir Leid, dass ich Sie aufhalte…«
»Schon gut«,wehrte Chandler ab. »Kann ich Ihnen irgendwas anbieten? Eine Cola? Eistee?« Nach der Fahne, die McLanahan hatte, musste er sich schon ein paar Drinks genehmigt haben –
wahrscheinlich hatte er sich Mut antrinken müssen, bevor er eine Konfrontation mit einem Cop gewagt hatte. Eigentlich charakteristisch für solche ausgebrannten Typen. Ihre beste Zeit lag längst hinter ihnen, und sie lebten nur noch stellvertretend durch ihre klügeren, erfolgreicheren Geschwister. Ein trauriger Anblick.
»Habt ihr Cops nichts Stärkeres im Schreibtisch?«, fragte McLanahan. Das sollte scherzhaft klingen, trotzdem schwang in dieser Frage ein hoffnungsvoller Unterton mit.
»Die Flasche Fusel in der Schreibtischschublade ist mit Philip Marlow und Kojak verschwunden, fürchte ich«, antwortete Chandler, der Officer McLanahans Bruder von Minute zu Minute unausstehlicher fand.
»Dann wäre eine Cola schön«, sagte McLanahan. Chandler stand auf und ging in den Pausenraum hinüber. Als er eine halbe Minute später zurückkam, hatte McLanahan einen Ellbogen auf den Schreibtisch gestützt, hielt sich mit einer Hand die Augen zu und fasste sich mit der anderen Hand an den Magen, als sei ihm schlecht.
Chandler nahm wieder hinter dem Schreibtisch Platz. »Tut mir Leid, Mr. McLanahan, aber ich kann Ihnen leider nur sehr wenig über die Ermittlungen wegen des Raubüberfalls erzählen«, sagte er. Hoffentlich musste McLanahan sich nicht in seinem Büro übergeben; hoffentlich fing der Kerl nicht wieder zu flennen an! »Ich wollte, ich könnte Ihnen mehr erzählen.«
»Haben Sie schon Verhaftungen vorgenommen?«
»Nein, noch nicht«, antwortete der Captain. »Aber es gibt einige viel versprechende Spuren. Der Hubschrauber, mit dem die Gangster vom Yolo Causeway geflüchtet sind, ist wenig spä-
ter auf dem Flugplatz Placerville gesehen worden, sodass wir unsere Fahndung jetzt auf die Vorberge der Sierra Nevada konzentrieren. Das ist eine streng vertrauliche Information, Mr.
McLanahan. Bitte sprechen Sie mit niemandem darüber – nicht einmal mit Ihrer Mutter.«
»Versprochen«, sagte McLanahan. Seine Stimme klang, als könnte er im nächsten Augenblick in Tränen ausbrechen. »Wir haben nicht genug Geld, um für Pauls Heilkosten aufzukommen, fürchte ich. Nach Auskunft der Ärzte besteht die Gefahr, dass er seinen linken Arm verliert und vielleicht nie wieder reden kann…«
»Sämtliche Heilkosten für Paul übernimmt die Stadt, falls das für Sie und Ihre Angehörigen ein Trost ist«, erklärte Chandler ihm.» Sollte er nicht wieder dienstfähig werden, hat er Anspruch auf eine
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