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Stählerne Jäger.

Stählerne Jäger.

Titel: Stählerne Jäger. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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seine Zielperson, die Bar zu verlassen, hatte er wenigstens Gelegenheit, sie an der Tür abzufangen. Während Patrick so dastand, war er sich darüber im Klaren, dass er auf feindselige Beobachter wie ein Revolverheld im Wilden Westen wirken musste, aber das war unvermeidlich.
    Als seine Augen sich an das Halbdunkel gewöhnten, waren Einzelheiten zu erkennen. Die Bar war klein und schmal. Die Theke nahm fast die gesamte rechte Seitenwand ein, und zwei Billardtische beherrschten den länglichen Raum, in dem nur noch einige Tische und Stühle Platz hatten. Jenseits der Bar führte ein dunkler Flur in einen rückwärtigen Teil des Gebäudes, aus dem laute Stimmen herüberdrangen – von weiteren Gästen, vermutete Patrick. Ein Biker, der dort an der Wand lehnte, schien ein privates Nebenzimmer zu bewachen. Am Ende dieses Flurs gab es offenbar auch einen Hinterausgang.
    An den Wänden hingen Poster mit nackten Bikerinnen, Motorrädern und anderer Kneipenkunst, aber auch eine Sammlung von Objekten, die weniger typisch waren: Flaggen und Poster aus den Südstaaten, dem Dritten Reich, von Neonazis, der Bewegung White Power und dem Ku-Klux-Klan. Außerdem erkannte Patrick die Flaggen Russlands, Südafrikas, der ehemaligen DDR, der Ukraine und Weißrusslands. Das Motto dieses Clubs stand außer Zweifel.
    Sieh zu, dass du deine Wanzen anbringst und schleunigst verschwindest, sagte Patrick sich. Eine an der Theke – dort würde sie im Umkreis von drei bis sechs Metern alle Männerstimmen aufnehmen können –, eine am Billardtisch, eine auf der Toilette und eine im Nebenzimmer, falls es ihm gelang, dort reinzukommen.
    An der Theke war kein Platz frei, deshalb stellte Patrick sich dorthin, wo sonst die Serviererin die bestellten Drinks in Empfang nahm. Der Barkeeper ignorierte ihn. Nun konnte er auch die Gesichter der Leute an der Theke sehen. Einige von ihnen starrten ihn unverhohlen feindselig an. Zu Patricks Überraschung schienen andere ihn fast ängstlich zu beobachten, als fürchteten sie, er sei ein Cop, der sie verhaften wolle, oder ein Schläger, der Schulden eintreiben solle. Die meisten beachteten ihn gar nicht. In der Bar war es so finster, dass niemand merkte, wie Patrick die erste Wanze unter dem Rand der Theke anbrachte.
    Aber sein Dusel sollte nicht lange anhalten. Der hünenhafte, dicke, bärtige Biker auf dem Barhocker neben ihm sah von seinem Bier auf. »Hey, Süßer, die Schwulenbar ist um die Ecke«, sagte er undeutlich. Patrick ignorierte ihn, was den Biker aufbrachte. Er streckte eine Hand aus und versetzte Patrick einen Stoß, der ihn einen Meter zurücktaumeln ließ. »Die Schwulenbar ist um die Ecke, hab ich gesagt. Los, verschwinde!« Patrick überlegte sich, dass es vielleicht besser wäre, sich an einen der Tische hinter den Billardtischen zu setzen, aber der Biker sah nicht so aus, als wolle er ihn gehen lassen.
    »Hey, Rod, hör auf mit dem Scheiß«, wies der Barkeeper ihn an. Er stellte dem Kerl ein weiteres Bier hin, worauf er McLanahan sofort vergaß. Der Barkeeper musterte Patrick finster.
    »Wir sind keine Touristenkneipe, Freundchen«, knurrte er. »Was willst du?«
    »Kann ich mal auf die Toilette gehen?«
    »Das Klo ist nur für zahlende Gäste da.«
    »Dann nehme ich ein Bier.«
    »Fünf Dollar.«
    »Fünf?«
    »Du hast gerade auch Rod hier zu einem eingeladen.«
    Patrick legte einen Fünfer auf die Theke. »Okay, wo ist die Toilette?«
    »Im Coffee Shop zwei Straßen weiter«, knurrte der Barkeeper. »Sieh zu, dass du rauskommst!«
    Patrick bemühte sich, gleichmäßig ruhig zu sprechen. Im Shamrock Pub hatte er manchmal mit streitlustigen Gästen umgehen müssen – meistens Studenten, die etwas zu viel getrunken hatten, oder Stänkerern, die versuchten, einen der Cops zu provozieren. Er traute sich zu, auch mit diesem Kerl fertig zu werden. Trotzdem hatte er das schlimme Gefühl, die Ereignisse entglitten seiner Kontrolle, obwohl er eben erst hereingekommen war. »Ich trinke nur mein Bier und gehe wieder«, sagte Patrick.
    Der Barkeeper griff in seinen Kühlschrank, holte ein Bier heraus und stellte es auf die Theke. Aber bevor Patrick nach der Flasche greifen konnte, griff eine Hand in einem Lederhandschuh an ihm vorbei und nahm sie von der Theke. Patrick drehte sich um und sah einen Kerl – langes braunes Haar, Vollbart, Lederjacke, dunkle, ausdruckslose Augen –, der nicht viel größer war als er selbst, dicht neben sich stehen. Ein weiterer Biker, dieser mit kahlrasiertem Kopf

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