Stählerne Jäger.
Rechten. Dann hielt er den Gegenstand hoch: einen weißen, kurzen und dicken Zylinder mit halbrunder Gummispitze. Patricks Arme wurden ihm auf den Rücken gedreht, und jemand riss ihm den Kopf hoch.
»Was ist das, Scheißkerl?«, brüllte der Biker mit der abgebrochenen Bierflasche, indem er es Patrick unter die Nase hielt.
»Das sieht wie ein Gummigeschoss oder eine Schrotpatrone aus.
Raus mit der Sprache, Arschloch, sonst reißt Mullins dir den Kopf ab!«
»Lasst mich los!«, verlangte Patrick laut. Dieser kleine Zylinder war seine letzte Hoffnung, seine einzige Chance zur Flucht gewesen. Er hatte gezögert, ihn einzusetzen, und würde jetzt dafür büßen müssen. »Ich verschwinde sofort. Ich komme nie mehr in eure Nähe. Lasst mich bloß laufen.«
Der Kerl mit der Bierflasche schlug Patrick mit dem Handrü-
cken ins Gesicht, und seine Unterlippe platzte auf. »Anscheinend muss ich's aus dir rausprügeln, Freundchen…«
»Das ist eine Nervengasgranate U, sagte jemand mit lauter Stimme. Als die Biker sich umdrehten, sahen sie einen Mann an der Tür zum Hinterausgang stehen, Jon Masters hielt einen Gegenstand wie den Zylinder hoch, den man Patrick abgenommen hatte. »Genau wie dieser hier. Eine Granate mit fünfundzwanzig Millimeter Durchmesser, die zehn Milliliter des Nervengases Novichok enthält, das euch alle in wenigen Sekunden lähmen wird. Die Ladung wird durch Stickstoff als Treibmittel freigesetzt, damit das Nervengas sich in der ganzen Bar ausbreitet und euch alle kampfunfähig macht. Hier – fangt auf!« Mit diesen Worten warf er die Granate mit voller Kraft gegen die Wand hinter der Bar.
Die kleine Granate zerbarst mit lautem Flopp! und stieß eine dichte weiße Gaswolke aus, die sich mit erstaunlicher Geschwindigkeit durch den ganzen Raum ausbreitete. Dieser sekundenschnell auftretende Nebel roch stechend nach Schwefel und brannte in Hals und Augen.
Die Biker stoben auseinander. Patrick ließ sich zu Boden fallen – aber nicht wegen des Gases. Es roch stechend und brannte im Rachen, konnte aber keinen Menschen außer Gefecht setzen.
Er war frei! »Jon!«
»Hierher, Muck, zum…«
Als Patrick aufsah, schnappte der vollbärtige Biker sich Masters, der auf ihn zukam, und hielt ihn gepackt. In Gasschwaden blitzte die abgebrochene Bierflasche auf. »Jon!«, rief Patrick entsetzt. Er rappelte sich auf und versuchte, dem Kerl in den Arm zu fallen, aber sein Eingreifen kam vi el zu spät. »Jon!«, schrie er nochmals.
Masters Sakko wurde quer über die Brust aufgerissen, und Patrick sah Blut aus der Wunde schießen. Jons Hände tasteten kraftlos nach der Verletzung. Zwischen seinen Fingern quoll Blut hervor. »Patrick?«, fragte er mit schwacher Stimme.
»Los/ wir müssen hier raus, Jon! « Aber er blieb wie angenagelt stehen. Patrick legte ihm einen Arm um die Taille und schleppte ihn mit sich ins Freie. Als er spürte, dass jemand sich von hinten an ihn klammerte, schlug er wütend zu, ohne sich umzusehen.
Seine Faust traf eine Gestalt aus Haut und Knochen, und sie hörten den lauten Aufschrei, mit dem der Angreifer von Patrick abließ.
Patrick, der Jon halb führte, halb schleppte, bugsierte ihn den Del Paso Boulevard entlang zum Parkplatz eines Safeway-Supermarkts, auf dem ihr Leihwagen, ein Sport-Utility Vehicle Dodge Durango, auf sie wartete. »Okay, jetzt haben wir's nicht mehr so eilig«, sagte Patrick und hielt Jon etwas zurück.
Sie drehten sich um. Ein halbes Dutzend Motorräder röhrten den Del Paso Boulevard entlang, und sie sahen Männer die Straße entlangrennen. »Wir müssen von hier verschwinden, Patrick !«
»Immer mit der Ruhe«, sagte McLanahan und tupfte mit seinem Taschentuch Blut von Jons Sakko. »Wenn wir rennen, machen wir sie nur auf uns aufmerksam. Halt dich möglichst gerade, Jon. Nur noch ein paar Schritte. Halt durch, Bruder.«
»Ich… ich brauche einen Arzt, Patrick…«
»Noch ein paar Schritte, dann sitzt du im Wagen. Bis dahin hältst du leicht durch.« Sie zwangen sich dazu, zu ihrem Leihwagen zu schlendern. Patrick war völlig außer Atem: Er keuchte vor Anstrengung, weil er Jon hatte stützen müssen, und spürte jetzt die Nachwirkungen des Adrenalins, das durch seine Adern kreiste. Als Streifenwagen mit Sirenengeheul an ihnen vorbeirasten, blieben die beiden wie gewöhnliche Neugierige stehen, um ihnen nachzusehen.
Patrick half Jon auf den Beifahrersitz und untersuchte seine Wunde im Licht der Deckenbeleuchtung. Der Schnitt war tief, aber das Blut
Weitere Kostenlose Bücher