Stählerne Jäger.
Marina,
San Diego, Kalifornien
(Samstag, 14. Februar 1998, 19.15 Uhr Ortszeit)
Helen Kaddiri lächelte dem gut aussehenden jungen Mann zu, der ihr die Hoteltür aufhielt, bevor sie das Marriott-Intercontinental verließ, um einen Spaziergang zum Jachthafen zu machen. Obwohl sie in San Diego geboren und aufgewachsen war, war sie seit Jahren nicht mehr am Hafen gewesen. Er war viel belebter, als sie ihn in Erinnerung hatte, aber noch malerisch.
Das Wetter war perfekt: trocken und mild, mit einer leichten Brise, die Salzwassergeruch mitbrachte, aber nicht so kühl war, dass man einen Mantel brauchte.
Sie gestattete sich einen Augenblick, das Wetter und die malerische Szenerie zu genießen, bevor sie wieder über die Frage nachdachte, die sie seit vorgestern beschäftigte: Was zum Teufel wollte Jon Masters? Sein Anruf war das erste Lebenszeichen gewesen, das sie seit der BERP-Vorführung oben in Sacramento erhalten hatte. Die Mitglieder des Vorstands und alle leitenden Angestellten von Sky Masters, Inc. hatten mit ihr gesprochen oder telefoniert, um sie zum Bleiben zu bewegen – alle außer Jon Masters. Jon war wie übl ich zu stur, um sich für sein Verhalten zu entschuldigen.
Trotz aller Überredungsversuche hatte sie darauf bestanden, dass ihr Anwalt eine Schlichtungsvereinbarung ausarbeitete, die Sky Masters, Inc. drei Millionen Dollar kosten würde. Zu diesem Deal gehörte, dass sie einen Teil ihrer Vorzugsaktien verkaufte, den Rest in gewöhnliche Stammaktien umwandelte und die Patente und Neuentwicklungen für sich beanspruchte, die ihr rechtmäßig zustanden. Sie legte es nicht darauf an, die Firma auszuweiden, obwohl sie das bestimmt hätte tun können.
»Helen?« Sie drehte sich um. Zu ihrer Verblüffung erkannte sie, dass der elegante junge Mann, der ihr die Hoteltür aufgehalten hatte, Jon Masters war. Dies war praktisch das erste Mal, dass sie ihn in etwas anderem als Jeans und Tennislatschen sah. Er war offenbar beim Friseur gewesen und trug – das war wirklich fast unglaublich – eine Krawatte! Sie hätte nie gedacht, dass er überhaupt eine besaß. Und jetzt trug er sogar eine!
»Ich… oh, entschuldige, Jon«, sagte sie leicht verwirrt. »Ich habe dich nicht erkannt. »Du wirkst so… so…«
»Normal?«
Helen lächelte. »Irgendwas in dieser Art, ja.« Auch das war ungewöhnlich, denn Jon machte nie selbstironische Bemerkungen, sondern hielt sich im Gegenteil für ein Geschenk Gottes an die westliche Welt. Helen, die zu ihrer Hose eine Freizeitbluse und eine leichte Jacke trug, blickte an sich herab. »Neben dir komme ich mir fast schäbig angezogen vor, Jon – und das ist etwas, das ich mir nie hatte vorstellen können. Fast ein bisschen unheimlich.«
»Ich freue mich, dass du hier bist, Helen«, erklärte Jon ihr. Er streckte ihr einen Strauß roter Rosen hin. »Alles Gute zum Valentinstag«, sagte er, indem er ihr in die Augen sah.
Helen Kaddiri wollte ihren Ohren nicht trauen. Sie griff sichtlich verblüfft nach dem Rosenstrauß – dem ersten Geschenk, das sie je von ihm bekommen hatte. »Danke«, sagte sie leise. »Und jetzt heraus mit der Sprache: Wer sind Sie – und was haben Sie mit dem echten Dr. Jonathan Colin Masters gemacht?«
»Nein, ich bin's wirklich«, versicherte Jon ihr. »Wir wollen dorthin.« Er deutete zum Jachthafen hinüber.
»Treffen wir uns nicht im Hotel?«, fragte Helen. »Ich habe meinen Anwalt gebeten, an unserer Besprechung teilzunehmen.
Er kommt in ein paar Minuten.« Jon machte ein verständnisloses Gesicht. »Ich dachte, wir wollten über meinen Abfindungsvorschlag reden, Jon?«
»Nein. Ich hatte nicht vor, Anwälte mitzubringen«, sagte Jon. »Du kannst deinen mitnehmen, wenn du willst, aber er könnte…«
»Könnte was?«
»Na ja… die Stimmung verderben«, murmelte er leicht verlegen.
»Die Stimmung?«, fragte Helen verständnislos. Sie war anfangs neugierig gewesen, was Jon vorhatte, und hatte sich sogar ein wenig geschmeichelt gefühlt, aber jetzt wurde sie langsam zornig. Das war bestimmt wieder einer von Masters' dummen Streichen. »Jon, was soll das alles? Was hast du vor? Versuchst du, mir einen Streich zu spielen, schlage ich dir den Schädel ein, das schwör ich dir!«
»Nein, das ist kein Scherz, Helen«, antwortete Jon. »Komm bitte mit.«
»Aber wohin ?«
»Das ist eine Überraschung«, sagte Jon nur. Er führte sie die Treppe zur Pier des Hotels hinunter. Ein Mann in weißer Kellnerjacke verbeugte sich lächelnd und sperrte
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