Stählerne Jäger.
kam, ging er wieder zurück, um zu beaufsichtigen, dass Wohl behutsam eingeladen wurde, erteilte dem Wachpersonal einige knappe Anweisungen und kam dann wieder ins Büro, um nach Patrick zu sehen.
Er fand ihn, wie er ihn zurückgelassen hatte: Patrick saß auf einer Bank, hatte beide Ellbogen auf die Knie gestützt und starrte den Boden zwischen seinen Füßen an. Um nicht vor Hitze ohnmächtig zu werden, hatte er seinen Anzug vorn geöffnet. Jon löste die Anschlüsse des Energiepacks, bevor er Patrick half, sich aus dem Anzug zu schälen. Wenig später saß Patrick nur mit seiner schweißnassen dünnen Unterwäsche aus Baumwolle bekleidet in einem Sessel, Er starrte vor sich hin, atmete durch den Mund und ließ durch sein Mienenspiel erkennen, dass er die vergangenen schrecklichen zwanzig Minuten nochmals durchlebte.
Jon setzte sich ihm gegenüber. Patrick hatte blutunterlaufene Augen, und seine Hals-, Schulter-, Brust- und Armmuskeln traten deutlich hervor, als habe er gerade eine anstrengende Trainingseinheit als Gewichtheber hinter sich. Als Jon ihn ansprechen wollte, brach Patrick in Tränen aus.
»Mach dir keine Sorgen«, sagte Jon tröstend. »Die kommen alle wieder auf die Beine.«
»Ich hab solche Angst gehabt, ich hätte Chris erschlagen! Sind sie ins Krankenhaus unterwegs? Wie geht's ihnen?«
»Chris ist ziemlich schwer verletzt«, sagte Jon, »aber er ist bei Bewusstsein gewesen, als sie ihn eingeladen haben. Carl hat einen Rippenbruch und einen gebrochenen Arm. Hal fehlt ein Zahn, und er hat sich in die Zunge gebissen, aber das sind keine schlimmen Verletzungen. Er kümmert sich um Chris.« Die beiden Männer saßen einige Minuten lang von den schrecklichen Ereignissen überwältigt schweigend nebeneinander. Dann räusperte Jon sich und fragte: »Patrick… Patrick, wie ist es gewesen?«
»Was ?«
»Komm schon, Patrick, du musst es mir erzählen. Du hast ein Stahlrohr über den Kopf bekommen. Gott, du bist aus nächster Entfernung von acht Schüssen aus einer großkalibrigen Pistole getroffen worden! Die Druckstöße hätten mich fast umgeworfen!«
»Ich… ich möchte nicht darüber reden.«
»Du musst aber, Patrick!«, drängte Masters. »Du weißt so gut wie ich, dass unser BERP-Projekt erledigt ist. Es ist bei der FAA und den Fluggesellschaften durchgefallen, und nach dieser Vorführung wird auch die ISA nichts mehr davon wissen wollen.
Damit müssen wir uns abfinden.
Aber du hast es erlebt, Patrick. Du weißt, wie es ist, solche Angriffe zu überleben. Ich hätte nie den Mut gehabt, dieses Ding anzuziehen und mich von Hal Briggs aus seiner Dienstpistole mit scharfer Munition beschießen zu lassen! Du bist der Einzige, der jemals wissen wird, wie es ist…« Jon machte eine Pause, dann gab er sich einen Ruck und sprach es aus: »… unverwundbar zu sein wie Superman. Wie ist das gewesen? Was hast du dabei empfunden?«
Patrick flüsterte etwas, das Jon nicht verstehen konnte, und begann wieder zu weinen.
»Schon gut, schon gut«, sagte Jon und legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter, »Jetzt ist es vorbei. Wir vernichten den Anzug. Ich verspreche dir, dass er niemals wieder einem Menschen schaden wird.«
»Jon… verdammt noch mal, es war großartig, es war wundervoll!«, rief Patrick, der jetzt mehr aus Scham als vor Schmerz weinte. »Bei jedem Energiestoß, der den Anzug zum Pulsieren gebracht hat, habe ich mich lebendiger gefühlt als seit vielen Monaten. Die Kraft, die er einem verleiht, ist unglaublich, Jon, fast unvorstellbar. Sie gleicht einer Droge, einer Adrenalinspritze mitten ins Herz. Aber der Energiestoß bewirkt auch etwas anderes – er hat mich wie einen Berserker verrückt gemacht.
Alles ist wie in Zeitlupe abgelaufen. Die Schüsse sind mir vorgekommen, als stünde ich in der Meeresbrandung – man spürt einen Aufprall und die dahinter steckende Kraft, aber dann ist er vorüber, und man steht noch immer.«
»Hat's wehgetan? Sind die Energiestöße schmerzhaft gewesen?«
Patrick lachte. »O Gott, ja!« Jon starrte ihn an, als habe er den Verstand verloren. »Die Schmerzen sind… exquisit gewesen.
Anders kann ich sie nicht beschreiben. Exquisit. So habe ich mir einen langsamen Tod immer vorgestellt, wenn man sich erst einmal mit der Tatsache abgefunden hat, dass man sterben muss.
Ich habe mich befreit, mächtig, frei gefühlt. Mein ganzer Körper hat in Flammen gestanden. Jeder Nerv hat Signale ans Gehirn gesendet. Trotz der unglaublichen Schmerzen habe ich
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