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Stählerne Schatten

Stählerne Schatten

Titel: Stählerne Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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hoch; Knowlton konnte nicht hinaussehen und war zu schwach, um sich an der Fensterbank hochzuziehen.
    »Steigen Sie auf meinen Rücken, Sir«, sagte McKay. Knowlton drehte sich um und sah ihn auf Händen und Füßen auf das durchs Fenster dringende Sirenengeheul zukriechen.
    »Nein. McKay, ich kann nicht… «
    »Stellen Sie sich auf mich, Sir, damit Sie sehen können, was los ist.« Der junge Marineinfanterist machte unter dem Fenster halt, damit Knowlton ihn als Schemel benutzen konnte.
    Knowlton klopfte ihm anerkennend auf die Schulter, kletterte mühsam auf McKays Rücken und zog sich an den Gitterstäben hoch, damit wenigstens nicht sein ganzes Gewicht auf dem Jungen lastete.
    Das Fenster war offen, aber mit einer Metalljalousie abgedeckt, so daß er nur schmale Streifen des Nachthimmels sehen konnte. Aber die reichten aus. »Ich sehe Flakscheinwerfer«, berichtete Knowlton. »Jesus, kaum zu glauben, daß die hier tatsächlich noch Flakscheinwerfer haben… Im Norden starten sie eine SAM, sieht wie eine Hawk aus, fliegt nach Südwesten…
    jetzt eine weitere Hawk… keine Sekundärexplosionen, nirgends Lichtblitze… die dritte Hawk startet… wieder nichts.«
    Er stieg wieder von McKays Rücken herunter. »Verdammt, da draußen ist jemand. Hoffentlich unsere Leute… « Ohne auf die Schmerzen zu achten, riß Knowlton sich die weißen T-Shirtstreifen von seinen Brandwunden. Dann zog er mühsam seine Hose aus, riß sie ebenfalls in lange Streifen und knotete vier Stoffstreifen zusammen.
    »Was machen Sie da, Sir?«
    »Ich versuche, denen dort draußen ein Zeichen zu geben«, sagte Knowlton. »Wenn sie’s sehen, wissen sie, wo wir stecken.« Er stieg wieder auf McKays Rücken und band einen dünnen Stoffstreifen so an einen Schlitz der Metalljalousie, daß er von der Zelle aus nicht zu sehen war; dann stopfte er sein aus Stoffstreifen bestehendes Zeichen durch den untersten Schlitz. In der Zelle war kaum zu erkennen, daß draußen etwas hing. Knowlton stieg wieder ab. »Danke, McKay. Hoffentlich… «
    In diesem Augenblick flog die Zellentür auf, und zwei Wachen kamen hereingestürmt. Sie schrien die Amerikaner erregt auf Farsi an, packten Knowlton und stießen ihn durch die Zelle an eine Wand. Ein brutaler Fußtritt in die Rippen warf McKay in eine Ecke, wo er sich vor Schmerzen wand. Beide Männer brüllten ihn an, bevor sie sich wieder nach Knowlton umdrehten. Er hob seine verbrannten Hände, um sich so gut wie möglich zu verteidigen, aber als sie seine Brandwunden sahen, ließen sie plötzlich von ihm ab und stürmten wieder hinaus. Sie hatten nicht einmal daran gedacht, das Zellenfenster zu inspizieren.
    »Jesus, diese Scheißkerle!« fluchte Knowlton, als er sich über den jungen Marineinfanteristen beugte. McKay sah schlimm aus, aber auch nicht schlimmer als zuvor, als Knowlton sich auf seinen Rücken gestellt hatte, um aus dem Fenster sehen zu können. Knowlton zog ihn vorsichtig hoch und lehnte ihn sitzend in die Ecke, damit er besser atmen konnte.
    »Geht’s wieder, McKay?«
    »Ich heiße J. D., Sir«, sagte der Junge mit schwachem Grinsen. »Im Augenblick ist mir nicht sehr militärisch zumute.«
    »Verstehe«, bestätigte Knowlton. »Mir auch nicht. Kriegen Sie genug Luft, J. D.?«
    McKay tastete seine gebrochenen Rippen ab. »Vorläufig schon«, sagte er mit schwacher Stimme. »Hoffentlich fallt Ihr Zeichen den richtigen Leuten auf… «
AN BORD DES ERDKAMPFFLUGZEUGS OV-10D BRONCO
    »Nur noch zwanzig Düppelpakete, Major«, meldete der Waffenoffizier auf Arabisch über die Bordsprechanlage. »Noch dreißig Kilometer bis zur Küste.«
    Riza Behrouzi verkniff sich die Schimpfworte und sagte nur auf Arabisch: »Die Ergebnisse sprechen für sich, Leutnant Junayd – immerhin leben wir noch. Sorgen Sie einfach dafür, daß es dabei bleibt.«
    »Ja, Major«, sagte Junayd. »Noch siebenundzwanzig Kilometer.« Bei uns im Cockpit ist es schlimm genug, sagte der junge Offizier sich, aber die fünf dort hinten haben’s noch viel schlechter.
    Der Radarwarner der Bronco hatte schon zu piepsen angefangen, bevor sie in den iranischen Luftraum eingeflogen waren; das Überwachungsradar in Chah Bahar hatte die OV-10D aus hundertfünfzig Kilometern Entfernung erfaßt, und sie waren sofort tiefer gegangen, um es zu unterfliegen. Obwohl sie keine zweihundert Meter über dem dunklen Wasser des Golfs von Oman weiterflogen, hatte das Radar sie in achtzig Kilometern Entfernung wieder erfaßt, Bei fünfzig Kilometern

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