Stählerne Schatten
Radarziel im Erfassungsbereich der MiG-29 die von der B-2A ausgestoßene Düppelwolke, von der die beiden radargesteuerten Jagdraketen magisch angezogen wurden. Das Radardreieck wurde wieder grün und verschwand dann.
Jamieson ging bis auf hundert Fuß über das schwarze Wasser des Golfs von Oman hinunter, wohin ihnen der Jäger hoffentlich nicht folgen würde. »Vielleicht versucht er’s mit Infrarot« , sagte McLanahan, damit Jamieson darauf vorbereitet war, einer Jagdrakete mit IR-Suchkopf auszuweichen. Aber das MAWS-Radar zeigte ihnen die MiG-29 vorerst weiter in dreißigtausend Fuß über ihnen.
»Hey, dem Kerl muß doch langsam der Sprit ausgehen!«
sagte Jamieson. »Wir sind hier fast dreihundert Meilen von seinem Stützpunkt entfernt.«
»Mit drei Zusatztanks für Patrouillenflüge kommt er fast tausend Meilen weit«, antwortete McLanahan. Er schaltete den COMBAT-Modus wieder aus, beobachtete die MiG-29 jedoch weiter mit ihrem MAWS-Radar. »Iranischer Jäger, hier Ghostrider Zero-Five, Sie haben soeben einen kriegerischen Akt verübt«, sagte McLanahan über Funk. »Drehen Sie sofort ab, sonst… «
Aber die List verfing nicht. Auf dem Radarwarner der B-2A war zu sehen, wie der Jäger die KC-10A erneut mit seinem Impuls-Dopplerradar erfaßte, bevor das Gerät ausgeschaltet wurde. Das MAWS-Radar zeigte, wie die MiG-29 sich dem Tankflugzeug bis auf fünf Meilen annäherte… »Jesus, nein!«
»Mayday, Mayday, Mayday, hier Shamu One-One auf der Notfrequenz!« brüllte der Pilot der KC-10A ins Mikrophon.
»Position dreihundert Meilen südlich von Chah Bahar. Wir werden von einem iranischen Jäger angegriffen, wiederhole, wir werden angegriffen! Wir sind von Raketen getroffen worden, die ein… « Dann riß die Verbindung ab.
»Lebt wohl. Yankee-Feiglinge«, funkte der iranische Pilot noch, bevor die MiG-29 abdrehte und in Richtung Heimat davonflog.
Während Jamieson über der Abschußstelle kreiste, schickte McLanahan weitere Meldungen über den Vorfall an die National Security Agency und die Air Intelligence Agency. Sie schalteten zwischendurch wieder ihr SAR ein und kreisten noch ungefähr eine Stunde lang über dem Golf von Oman, bis ihr Radar keine Wrackteile der KC-10A mehr entdecken konnte. Dann ging die B-2A-Besatzung schweigsam, wie erstarrt und voller Trauer und Schuldgefühle in den Steigflug über und nahm Kurs auf Diego Garcia, um nach einer weiteren Luftbetankung ihren langen Heimflug anzutreten.
PRESSERAUM DES PENTAGONS, WASHINGTON, D.C.
23. April 1997, 9.04 UHR ORTSZEIT
»Ich wollte nur meine Besorgnis über die vor kurzem aus dem Nahen Osten gemeldeten Ereignisse zum Ausdruck bringen«, begann Verteidigungsminister Arthur Chastain. »Nach unseren Erkenntnissen hat der Iran in der zweiten Hälfte der vergangenen Nacht – ich spreche natürlich von iranischer Zeit – aus Luftverteidigungsstellungen an der Straße von Ormus und von Schiffen der Trägerkampfgruppe Khomeini im Golf von Oman mehrere Salven Fla-Raketen abgefeuert.
Der Präsident hat sofort mit seinem iranischen Kollegen Nateq-Nouri telefoniert, der ihm erklärt hat, bei der Luftabwehr der Trägerkampfgruppe sei ein Integrationsproblem aufgetreten – ein Fehlalarm über Bandar Abbas an der Straße von Ormus habe einen ähnlichen Fehlalarm über dem Flugzeugträger ausgelöst, der daraufhin Fla-Raketen abgeschossen habe. Nach letzten Berichten sind durch diese Raketen keine Schiffe oder Flugzeuge gefährdet gewesen.
Der Präsident hat seine tiefe Besorgnis über diese offensichtliche Machtdemonstration zum Ausdruck gebracht und darauf hingewiesen, Demonstrationen dieser Art könnten den vorgeschlagenen Nahostgipfel und Verhandlungen über den iranischen Vorschlag, alle für Angriffe auf Landziele geeigneten Kriegsschiffe aus dem Persischen Golf zu verbannen, unnötig erschweren. Wie Sie wissen, hat der Präsident die Initiative des iranischen Präsidenten Nateq-Nouri aufgegriffen und sogar vorgeschlagen, das Verbot auf Bomber und Jagdbomber auszudehnen. Der Präsident wartet noch auf einen formellen Vertragsentwurf, um ihn mit den führenden Persönlichkeiten aus Repräsentantenhaus und Senat diskutieren zu können.
Lassen Sie mich also zusammenfassen: Vergangene Nacht hat der Iran offenbar mehrere Dutzend Fla-Raketen, Lenkwaffen zur Bekämpfung von Schiffszielen und Flakbatterien abgeschossen. Weder Schiffe noch Flugzeuge sind getroffen worden; auch für Nachbarstaaten hat keine Gefahr bestanden.
Weder die Vereinigten
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