Stählerne Schatten
Staaten noch irgendwelche Golfanrainer haben auf diese Machtdemonstration hin ihre Streitkräfte in Alarmbereitschaft versetzt. Das Verteidigungsministerium vermutet, entweder habe eine Fehlfunktion, eine Reaktion auf einen Fehlalarm vorgelegen – oder das Ganze sei eine Art Demonstration iranischer Luftverteidigungsfähigkeit gewesen, die dann ehrlich gesagt verdammt viele Lenkwaffen und Granaten gekostet hätte. Der Präsident hat betont, er strebe weiterhin nach Frieden in der Golfregion und werde sich auch durch solche plakativen Demonstrationen nicht von seinem Kurs abbringen lassen. Ich danke Ihnen. Welche Fragen haben Sie?«
»… Nein, wir halten direkten und ständigen Kontakt mit Präsident Nateq-Nouri und Außenminister Welajati, und beide versichern uns, daß der Iran sich keineswegs auf einen Krieg im Persischen Golf, im Golf von Oman oder sonstwo vorbereitet oder dafür mobilmacht«, antwortete Chastain. »Zugegebenermaßen gibt es in der iranischen Regierung allerdings Militaristen, die den Vorschlag, den Persischen Golf zu entmilitarisieren, als ein Zeichen von Schwäche betrachten, das die Souveränität und Verteidigungsfähigkeit des Irans unterminiert. Inoffiziell haben einige Analytiker die Vermutung geäußert – das sind allerdings nur Vermutungen –, die Falken in der iranischen Regierung könnten diese Luftverteidigungsdemonstration absichtlich inszeniert haben, um nicht nur die GKR-Staaten und sonstige Staaten, deren Schiffe den Persischen Golf befahren, sondern auch Mitglieder der eigenen Regierung einzuschüchtern.«
»… Ja, wir haben gehört, daß auch andere iranische Militärstützpunkte reagiert haben und daß iranische Jäger nach Alarmstarts in der Luft gewesen sind. Aber da sie weiter von internationalen Gewässern sowie der Routineüberwachung durch GKR-Streitkräfte entfernt gewesen sind, kann ich nichts zum Wahrheitsgehalt solcher Meldungen sagen…«
»… Ja, General Buschasi, der Oberbefehlshaber der iranischen Streitkräfte, behauptet, die Vereinigten Staaten setzten über seinem Land Stealthbomber ein und bereiteten einen Überfall auf den Iran vor. Diese Idee ist lachhaft. Die Vereinigten Staaten besitzen insgesamt zehn Bomber B-2A, die alle zehn nach wie vor auf der Whiteman Air Force Base in Missouri stehen und sie nie verlassen haben. Außerdem dürfte das dortige Bombergeschwader nicht vor dem ersten Oktober einsatzbereit sein.
Lassen Sie mich einen Punkt unmißverständlich klarstellen, meine Damen und Herren: Der Iran droht niemandem mit Krieg – weshalb sollten wir ihn also von irgendwelchen geheimnisvollen Flugzeugen überfliegen lassen? Tatsächlich hat Präsident Nateq-Nouri große Anstrengungen unternommen, um den Friedensprozeß im Nahen Osten voranzubringen, und der Präsident der Vereinigten Staaten denkt gar nicht daran, ihn dabei zu behindern. Was die rechtsgerichtete fanatische Militärführung oder die fundamentalistische Geistlichkeit im Iran vorhat und ob es Präsident Nateq-Nouri gelingen wird, sie in den Griff zu bekommen oder sogar auf seine Seite zu ziehen, ist eine Frage, die ich leider nicht beantworten kann.«
Kapitel Vier
TEHERAN, IRAN
SPÄTER AN DIESEM MORGEN
»Sie arroganter, unfähiger Narr!« rief Ali Akbar Nateq-Nouri, der Präsident der Islamischen Republik Iran, aufgebracht aus.
Seine Minister und er waren in seinem Arbeitszimmer mit General Buschasi, dem Oberbefehlshaber der Streitkräfte und Kommandeur der Revolutionswächter, zu einer Besprechung zusammengekommen, die von Anfang an von gegenseitigen Schuldzuweisungen geprägt war. »Wie können Sie es wagen, hier hereinzumarschieren, diesen Bericht vorzulegen und die Frechheit zu besitzen, mir vorzuwerfen, ich hätte Sie daran gehindert, Ihren Auftrag zu erfüllen? Ich sollte Sie wegen Pflichtverletzung vor ein Kriegsgericht stellen lassen… nein, wegen Ungehorsams und Pflichtverletzung! Aber das hat Zeit bis später – der Oberste Verteidigungsrat wartet auf uns.«
Der Oberste Verteidigungsrat hatte die letzte Entscheidung in allen militärischen Angelegenheiten. Außer seinem Vorsitzenden, dem Verteidigungsminister, bestand er aus Hosein Ebrahim Hababi, dem Ministerpräsidenten; Brigadegeneral Mansur Sattari, der Buschasis Freund, Schützling und Vertrauter und Befehlshaber der Luftwaffe war; General Abdollah Najafi, dem Befehlshaber des Heeres; Vizeadmiral Ali Schamchani, dem Befehlshaber der Marine; Kolain Adeli, dem Vorsitzenden des Militärausschusses des Teheraner
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