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Stählerne Schatten

Stählerne Schatten

Titel: Stählerne Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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mir zu treffen. Sie haben meine Dummheit mit dem Leben bezahlt.«
    »Sie sind den Fliegertod gestorben«, stellte Wendy nüchtern fest. »Hättest du sie nicht aufgefordert, dir entgegenzukommen, hätten sie es trotzdem getan. Sie haben die Risiken akzeptiert, weil sie wie du kämpfen und an diesem Unternehmen beteiligt sein wollten. Ein beschissener Job und eine beschissene Art, ums Leben zu kommen – das weißt du selbst am besten. Aber ich kenne dich, Patrick: Sobald du wieder auf dem Vorfeld stehst, kannst du’s kaum erwarten, wieder am Himmel zu sein. Warte nur, bis du siehst, welche Neuentwicklungen Masters mitgebracht hat – du wirst es eilig haben, diese Dinger zu verschießen.«
    Tatsächlich bekam er leuchtende Augen, als sie Jon Masters und seine neuen Lenkwaffen erwähnte. Er wollte sich im Bett aufsetzen, aber Wendy legte ihm eine Hand flach auf die Brust und drückte ihn sanft zurück.
    »Wenn du aufstehen und wieder rausgehen willst, solltest du es ohne Bedauern tun«, sagte Wendy. »Beides gleichzeitig funktioniert nicht. Was du sagst und tust, sobald du diesen Raum verläßt, wirkt sich auf das Leben und auf die Zukunft anderer aus – verstehst du das, Patrick? Es beeinflußt jeden einzelnen… mal positiv, mal negativ. Allein durch deinen Start zum nächsten Einsatz bringst du Kameraden in Lebensgefahr.
    Kannst du damit leben, Patrick?«
    »Ich will Rache, Wendy!« Er setzte sich energisch auf, und seine Augen blitzten. »Die Iraner sollen mir büßen, was sie der Besatzung der Valley Mistress und der Besatzung des Tankers angetan haben!«
    »Das bedeutet neue Angriffe mit weiteren Toten, Patrick«, sagte Wendy. »Diese Kämpfe werden erst aufhören, wenn jemand nach Frieden ruft, statt zum Krieg aufzurufen. Du bist ein Krieger, kein Friedensstifter, Patrick. Bist du damit zufrieden?«
    »Ja, verdammt noch mal, das bin ich!«
    »Dann laß dieses Tausend-Meter-Starren«, verlangte Wendy aufgebracht. »Hör auf, im Schlaf um andere Krieger zu weinen, die nur wollen, was du selbst willst! Sieh zu, daß du deinen Auftrag anständig erfüllst, damit du ihn hinter dir hast und wieder heimkommen kannst. Fühl dich nicht schuldig, nur weil du etwas tust, wovon du überzeugt bist. Tu’s einfach und laß uns heimkehren – miteinander.«
    Statt zu antworten, zog Patrick sie an sich und hielt sie umarmt, als wollte er sie nie mehr loslassen.
DUBAI, VEREINIGTE ARABISCHE EMIRATE
AM GLEICHEN TAG
    Die Sargträger waren uniformiert und trugen den Holzsarg mit militärischer Präzision etwa eine Meile weit die Straße zum Militärfriedhof hinunter. In dem offenen Sarg lag der in Chah Bahar Gefallene in Paradeuniform unter den hoch mit Blumengebinden bedeckten Flaggen der Vereinigten Emirate und des Emirats Dubai, Am Straßenrand blieben Passanten stehen und senkten trauernd den Kopf. Manche berührten ihre Lippen mit den Fingern und hielten sie dem vorbeigetragenen Sarg entgegen; einige wenige berührten auch den Sarg selbst oder wenigstens die Sargträger.
    Der Trauerzug wurde von Riza Behrouzi als Vertreterin des Emirs angeführt, aber sie mußte der Landessitte entsprechend hinter dem Oberbefehlshaber der Luftwaffe bleiben, der als ranghöchster Offizier an der Beisetzung teilnahm, und sich in die Familie des Gefallenen einreihen. Seine Frau und ihre drei Kinder folgten dem Sarg stolz und gefaßt; wie es Landessitte war, trauerte seine Mutter jedoch hemmungslos schluchzend und rief jedem Unbekannten, dem sie auf dem Weg zum Grab begegnete, laut zu, ihr Sohn sei den Heldentod gestorben.
    Plötzlich fiel Behrouzi auf, daß der Oberbefehlshaber der Luftwaffe seinem Adjutanten aufgeregt etwas zuflüsterte. Als sie den Kopf hob, sah sie zu ihrer Überraschung am Rand der zum Friedhof führenden Straße zwei Reihen amerikanischer Marineinfanteristen stehen – und mitten auf der Straße vor dem Friedhofstor stand Hal Briggs in seinem Luftwaffendienstanzug mit Ranger-Barett. Obwohl in Dubai kein Ausländer, auch kein amerikanischer Soldat, bewaffnet sein durfte, trug jeder der neun Männer an seinem weißen Webkoppel eine Pistole. Riza erkannte sofort, daß die Marineinfanteristen zu den Gefangenen gehörten, die sie in Chah Bahar befreit hatten.
    Der Trauerzug hielt einige Meter vor Briggs an, weil die Sargträger nicht wußten, wie sie sich verhalten sollten und ob diese bewaffneten Amerikaner etwa gefährlich waren. Der Oberbefehlshaber der Luftwaffe stürmte auf den Major zu, baute sich dicht vor ihm auf und

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