Stählerne Schatten
und Überwachungskameras hatten dieses Manko ausgeglichen, aber die Commandos von Madcap Magician hatten sie mühelos außer Betrieb gesetzt.
Chris Wohl, der im Park unter den Fenstern der Präsidentensuite Wache hielt, um die Hauptrückzugsroute zu decken, sah über sich einen Vorhang flattern, hörte, wie eine Schiebetür aufgerissen wurde, und vernahm sogar gedämpfte Stimmen! »Scheiße, Briggs, was zum Teufel machst du da oben?«
murmelte Wohl. Dieses Befreiungsunternehmen geht wirklich verdammt schnell den Bach runter, dachte er. Er schaltete sein Funkgerät ein, um die zehn anderen Commandos in dem weitläufigen Park zu warnen, sie seien möglicherweise entdeckt worden, als er plötzlich Schritte hinter sich hörte. Er fuhr mit schußbereiter Waffe herum.
»Nur ruhig, Mondo, wir sind’s – George und Gracie.«
Scheiße, dachte Wohl, Briggs und Behrouzi sind an der Fassade runtergeklettert. »Los , wir müssen weiter! Wir wissen, wo Oberst White ist, und haben weniger als eine halbe Stunde Zeit, um ihn rauszuholen.«
»Was zum Teufel soll das heißen, Briggs?«
»Wir haben rausgekriegt, wo White ist«, sagte Briggs. »Im Pasdaran-Hauptquartier, Kellergeschoß A, Zelle A193. Er wartet auf uns.«
»Er wartet auf uns? Wer zum Teufel hat Ihnen das gesagt?«
»Der da«, antwortete Briggs. Wohls Blick folgte seinem Zeigefinger die Fassade des Präsidentenpalais hinauf und sah zu seiner Verblüffung den iranischen Präsidenten Ali Akbar Nateq-Nouri an seinem offenen Fenster im dritten Stock stehen.
»Wir müssen weiter, Chris – der Präsident hat einen Auftrag für uns.«
»Der Präsident – Sie meinen den Präsidenten des beschissenen Irans?«
»Hey, mäßigen Sie Ihre Ausdrucksweise, junger Mann«, forderte Briggs ihn grinsend auf. »Die Sache ist ernst, Mann – im Golf kann’s jederzeit zum großen Knall kommen. Nateq-Nouri hat uns davon erzählt, uns um Hilfe gebeten und als Zeichen seiner Aufrichtigkeit veranlaßt, daß der Oberst freikommt.
Wahrscheinlich hat er sein eigenes Leben geopfert, um uns zu helfen. Als Gegenleistung will er, daß wir den iranischen Flugzeugträger versenken… «
» Was?«
»Darüber reden wir später, Chris. Sobald wir zurück sind, setzen wir uns mit Future Flight in Verbindung und fordern einen weiteren Einsatz an. Aber jetzt müssen wir den Oberst rausholen, bevor die Pasdaran uns endgültig die Tür vor der Nase zuknallen. Auf geht’s, Marine!« Briggs und Behrouzi trabten auf ihrer im voraus geplanten Route davon, während hinter ihnen Wohl und die anderen ISA-Commandos verdutzt den Kopf schüttelten.
OVAL OFFICE DES WEISSEN HAUSES, WASHINGTON,
D.C.
27. April 1997, 21.36 UHR ORTSZEIT
»General Buschasi, hier ist Präsident Martindale in Washington. Wie geht’s Ihnen heute morgen?«
»Danke, sehr gut«, sagte die Stimme eines Dolmetschers. Die Kommentare einer Dolmetscherin für Farsi, die über Kopfhörer mithörte, erschienen auf einem Bildschirm vor dem Präsidenten, damit er wußte, wie exakt ihr iranischer Kollege dolmetschte.
»Ich möchte mit Ihnen über den Flugzeugträger Khomeini reden, General«, fuhr der Präsident fort. »Meine Regierung hat beunruhigende Nachrichten erhalten. Wir haben erfahren, daß der Träger einen Marschflugkörper mit Atomsprengkopf an Bord hat.«
Nach der Übersetzung entstand eine sehr lange Pause, bevor die Antwort kam: »Die Islamische Republik Iran kann die Existenz irgendwelcher Kernwaffen, die sich möglicherweise in unserem Besitz befinden oder nicht, weder bestätigen noch dementieren, Mr. President.«
Martindale fluchte halblaut und starrte die Wand an, während Vizepräsident Ellen Whiting, Außenminister Jeffrey Hartman, Verteidigungsminister Arthur Chastain und Sicherheitsberater Philip Freeman ihn schweigend beobachteten. Der Präsident erkannte Buschasis Entgegnung als die Standardantwort des amerikanischen Militärs auf genau diese Frage in bezug auf irgendwelche Stützpunkte oder Kriegsschiffe. Die Vereinigten Staaten gaben niemals bekannt, wo ihre Atomwaffen lagerten. »Ich verstehe, General«, sagte Martindale.
»Noch irgend etwas, Mr. President?«
»Ihnen ist natürlich bewußt, General, daß der Iran durch den Besitz von Atomwaffen und Marschflugkörpern großer Reichweite mit solchen Gefechtsköpfen gegen den 1968 abgeschlossenen Atomwaffen-Sperrvertrag sowie das 1993 vereinbarte Exportverbot von Raketentechnologie verstößt«, fuhr Martindale fort. »Der Iran hat diese beiden Abkommen ohne
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