Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stählerne Schatten

Stählerne Schatten

Titel: Stählerne Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
Vom Netzwerk:
»Ich kenne das Volk, General, Sie und die Mullahs kennen es nicht. Der Vertrag mit Amerika und den GKR-Staaten zur Sperrung des Golfs für Flugzeugträger und Landungsschiffe ist unsere größte Friedenschance gewesen. Nie wären amerikanische Stealthbomber in unseren Luftraum eingedrungen, wenn es eine andere Möglichkeit gegeben hätte, unsere Waffen zu neutralisieren.«
    »Wer von uns beiden ist jetzt naiv, Exzellenz?« warf Buschasi ein. »Woher wollen Sie wissen, daß Stealthbomber nicht schon früher den Iran überflogen haben? Vielleicht unterstützen sie die kurdischen Rebellen im Grenzgebiet zum Irak oder die Armenier, die an unserer Nordgrenze für Unruhe sorgen.«
    »Sie können sich alles ausdenken, was Ihr Verfolgungswahn Ihnen eingibt, General, aber Tatsache bleibt, daß unsere Regierung das Geschehen an unseren Grenzen und in anderen Ländern weit mehr beeinflußt hat als die Vereinigten Staaten. Gewiß, wir haben jahrelang die amerikanische CIA in unserer Mitte bekämpfen müssen, die verschiedene Oppositionsgruppen unterstützt hat, die ebenso gewütet haben wie die Terrorgruppen des Schahs. Aber seit der Revolution ist unsere Geschichte weitgehend von uns selbst, nicht von den Vereinigten Staaten oder dem Schah geschrieben worden.
    Wir hätten Frieden haben können, General. Abu Musa hätte uns gemeinsam mit dem VAE gehören können – mit unserer Fördertechnik und ihrem Kapital hätten beide Partner reich werden können. Mit dem Geld, das wir für dieses Ungetüm, das Sie unverschämterweise nach dem Imam Khomeini benannt haben, und für all die russischen Bomber, Jäger und Lenkwaffen ausgegeben haben, hätten wir Chah Bahar für Tanker ausbauen können, um nicht mehr auf das Wohlwollen des Iraks, der GKR-Staaten und des Westens angewiesen zu sein, wenn wir Öl durch den Schatt-el-Arab und den Persischen Golf verschiffen.
    Statt dessen haben Sie sich für Krieg entschieden… für einen Krieg, den wir nicht gewinnen können, ohne uns selbst aufzuopfern. Aber ich bin nicht bereit, Ihnen auf diesem Weg zu folgen, General. Kämpfen und sterben Sie zu Ihren selbstgewählten Bedingungen.«
    General Buschasis Antwort bestand daraus, daß er eine Pistole zog, die Waffe durchlud, rechts neben den Präsidenten trat und ihm die Mündung an die Schläfe setzte. Nateq-Nouri schloß die Augen und wartete darauf, daß eine Kugel sein Gehirn durchschlagen würde…
    »Es wäre so einfach, Exzellenz.«
    »Dann tun Sie’s, General«, forderte Nateq-Nouri ihn auf.
    »Tun Sie’s, wenn Sie den Mut haben, den Zorn des Ayatollahs Khamenei und des Führungsrats, die befohlen haben, mir dürfe nichts geschehen, auf sich zu ziehen. Ich bin zu sterben bereit. Sind Sie zu leben bereit?«
    »Ob Sie bereit sind oder nicht, spielt keine Rolle – jedenfalls werden Sie sterben, und ich werde leben«, sagte Buschasi. »Sie wissen genau, daß ich mir die Codes für unser Kern- und Chemiewaffenarsenal verschaffen werde. Das können Sie nicht verhindern!«
    »Sie scheinen wirklich alles im Griff zu haben«, antwortete Nateq-Nouri ironisch anerkennend. »Führen Sie also Ihren Plan aus. Erschießen Sie mich und versuchen Sie danach, dem Imam zu erklären, das sei Selbstmord oder ein Unfall gewesen.
    Sie werden sehen, wie lange Sie dann noch ihre Truppen befehligen dürfen.«
    Wutschnaubend hob Buschasi die Pistole ein zweites Mal…
    aber er drückte nicht ab. Statt dessen steckte er die Waffe weg, machte auf dem Absatz kehrt und stürmte fluchend hinaus. Als er die Tür aufriß, sah Nateq-Nouri die beiden Pasdaran, die draußen Wache hielten.
    Nach einer kleinen Ewigkeit atmete der Präsident tief durch, wankte an den Schreibtisch zurück und ließ sich in seinen Sessel fallen. Seine Unerschrockenheit war nur gespielt gewesen, das wußte er selbst am besten: Er hatte große Angst vor dem Tod und fürchtete nichts mehr, als durch Buschasis Hand zu sterben – in einer Lache aus rotem Blut und grauer Gehirnmasse vor seinen Füßen zu liegen. Er hatte zuviel gearbeitet, um so abtreten zu müssen. Er…
    »Das Personal macht heute abend wohl Schwierigkeiten, Exzellenz?« fragte eine Frauenstimme in Farsi. Nateq-Nouris Herz schien für einen Schlag auszusetzen, als er erschrocken herumfuhr. Hinter den Samtportieren seines Schlafzimmers traten ein Mann und eine Frau hervor, die beide wie Commandos ganz in Schwarz gekleidet waren: schwarze Stiefel, schwarze Overalls, schwarze Handschuhe. Sie waren bewaffnet, aber sie hielten die

Weitere Kostenlose Bücher