Stählerne Schatten
Vorbehalt unterzeichnet.«
»Dem Atomwaffen-Sperrvertrag ist das verbrecherische Regime Schah Reza Pahlevis beigetreten, Mr. President«, wandte Buschasi ein, »nicht die islamische Revolutionsregierung. Er bindet uns keineswegs. Das zweite von Ihnen erwähnte Abkommen ist mir völlig unbekannt.«
»Ihre Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen, der Weltbank, der OPEC, der Kommission zur Nutzung des Meeresbodens und der ICAO ist ebenfalls älter als die islamische Revolution« , sagte der Präsident. »Sollen wir Ihre Mitgliedschaft in allen diesen Organisationen ebenfalls als nicht mehr existent betrachten?«
»Das können Sie halten, wie Sie wollen, Mr. President«, wehrte Buschasi ab. »Es hat ohnehin nichts mit den Fakten zu tun, um die es hier geht. Sowohl der Flugzeugträger als auch der Zerstörer Shanjiang sind Eigentum der Marine der chinesischen Volksbefreiungsarmee. Um den Träger für die Ausbildung unserer Piloten nutzen zu können, hat der Iran es übernommen, diese Schiffe gegen Bezahlung zu warten und neu auszurüsten. Nach Ablauf der vertraglich festgelegten Nutzungsdauer werden sie China zurückgegeben. Welche Waffen die beiden Schiffe an Bord haben, entscheidet allein die Volksrepublik China. Vielleicht sollten Sie darüber mit Ihrem chinesischen Kollegen Jiang Zemin reden.«
Jiang Zemin, der Staatspräsident der Volksrepublik China, war ein gebildeter, eloquenter Mann – mit seinen achtundsechzig Jahren für einen chinesischen Spitzenpolitiker verhältnismäßig jung –, aber noch undurchschaubarer und unberechenbarer als Buschasi. Die zurückgeschlagene chinesische Invasion auf den Philippinen und die Lieferung chinesischer Massenvernichtungswaffen an instabile Regimes in Nordkorea, Syrien, dem Irak, dem Sudan und dem Iran hatten die Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und China ziemlich belastet, und Martindale und Zemin hatten sich unter diesen Umständen nicht viel zu sagen.
»Da Sie die Bewegungen der Khomeini kontrollieren, General, rede ich mit Ihnen«, sagte der Präsident streng. »Letzte Nacht hat Ihre Luftwaffe erfolglos versucht, unseren Flugzeugträger Abraham Lincoln mit Langstreckenbombern anzugreifen, und jetzt beobachten wir, wie die Khomeini den Golf von Oman verläßt und auf unsere Trägerkampfgruppe zuläuft. Wir betrachten dieses Auslaufen als feindseligen Akt, den wir unterbinden werden, wenn die Khomeini nicht sofort in ihren Hafen zurückkehrt.«
»Dann soll sie wieder einlaufen«, versprach Buschasi ihm.
»Der Träger Khomeini und der Zerstörer Shanjiang laufen ihren Einsatzhafen an… Ningpo.«
»Ningpo… wo liegt das?« fragte der Präsident die Anwesenden, wobei er die Sprechmuschel mit einer Hand bedeckte. Sekunden später erschien die von einem Analytiker des militärischen Nachrichtendienstes gelieferte Information auf seinem Bildschirm: Ningpo war der Kriegshafen der chinesischen Ostflotte am Ostchinesischen Meer – von dort aus konnten Jäger und Jagdbomber ganz Südkorea mit Seoul, die japanischen Hauptinseln Kiuschu, Schikoku und West-Honschu, die Riukiu-Inseln mit Okinawa und vor allem auch die Insel Taiwan erreichen. »Sie wollen einen Flugzeugträger mit Atomwaffen ins Ostchinesische Meer verlegen?«
»Der Kunde möchte es so haben, Präsident Martindale«, übermittelte Buschasis Dolmetscher. »Nach zur Ausbildung dienenden Gefechtsübungen im Arabischen Meer und im Indischen Ozean wird der Flugzeugträger nach Victoria und anschließend nach Ningpo verlegt. Wir erwarten, daß die Vereinigten Staaten seine Verlegung nicht behindern.« Victoria war ein neuer chinesischer Kriegshafen auf der Insel Hongkong, die kurz vor ihrer Rückgabe an China stand.
»Wir protestieren nachdrücklich dagegen, daß dieser Träger Atomwaffen an Bord hat«, sagte der Präsident, »und werden alle Staaten, deren Hoheitsgewässer er durchfährt, auffordern, Ihm die Durchfahrtserlaubnis zu verweigern.«
»Und ich verwahre mich dagegen, daß die Vereinigten Staaten mit Stealthbombern in unseren Luftraum eindringen, unsere Flugplätze angreifen und ein Massaker unter unserer Bevölkerung anrichten!« antwortete Buschasi aufgebracht.
»Amerikanische Kriegsschiffe sind über vierzig Jahre lang mit Kernwaffen an Bord unsere Küsten entlanggefahren – aus ›nationalen Interessen‹, aus ›Verteidigungsinteressen‹. Was wir vorhaben, ist letztlich nichts anderes. Gibt es sonst noch etwas zu besprechen, Mr. President?«
»Mich interessieren Präsident
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