Stählerne Schatten
wieder ernst und fragte: »Was ist mit dem dritten iranischen U-Boot, Admiral? Liegt es weiter wie gemeldet im Trockendock?«
»Wo ihr drittes U-Boot ist, wissen wir nicht«, gab Freeman zu. »Wir haben es in dem neuen U-Boothafen Chah Bahar im Trockendock vermutet, aber von dort ist es verschwunden.« Er wandte sich an den Präsidenten: »Die U-Boote der Kilo-Klasse haben Dieselantrieb und sind auch ohne schallschluckende Beschichtung viel leiser als Atom-U-Boote, weil sie getaucht mit Elektroantrieb fahren. Natürlich können sie weniger lange unter Wasser bleiben, aber auf Tauchfahrt sind sie schwer aufzuspüren – vor allem im Persischen Golf und in der Straße von Ormus.«
»Unabhängig davon, wieviel Feuerkraft wir ihnen entgegensetzen, könnten sie mit zwei U-Booten und einem Flugzeugträger verdammt großen Schaden anrichten«, fügte die Vizepräsidenten hinzu. Im Oval Office herrschte wieder nachdenkliches Schweigen; auch Chastain, ein eifriger Befürworter der U.S. Navy, konnte Whiting nicht widersprechen.
»Ich halte einen Trägerkrieg gegen den Iran für ziemlich unwahrscheinlich«, sagte Hartman, »aber ausschließen können wir es natürlich nicht. Seit der Schlacht um Midway ist kein amerikanischer Flugzeugträger mehr versenkt worden – für die Iraner wäre das ein riesiger moralischer Sieg, selbst wenn sie den Krieg anschließend verlieren würden.«
»Wir sorgen dafür, daß das nicht passiert«, entschied der Präsident resolut. »Mir gefällt nicht, daß der Iran uns droht oder uns daran hindern will, internationale Gewässer zu befahren, aber die Kampfgruppe Lincoln wäre ein allzu verlockendes Ziel. Ich bin nicht bereit, sie dieser Gefahr auszusetzen, bevor wir soweit sind, daß wir sie mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln verteidigen können.
Arthur, lassen Sie die Kampfgruppe Lincoln im Arabischen Meer stationiert, bis wir mehr wissen.« Der Verteidigungsminister nickte widerstrebend. Den Nationalen Sicherheitsberater fragte der Präsident: »Phil, was würde der Iran vermutlich tun, wenn es zum Krieg käme?«
»Die neue iranische Militärdoktrin ist einfach: durch Beherrschung von Land, Wasser und Luft an und über den Staatsgrenzen für Sicherheit sorgen und die Führungsrolle des Landes in der islamischen Welt demonstrieren«, antwortete Freeman. »Gutbewaffnete Sicherheitskräfte wie die Pasdaran spüren Aufständische und Rebellen auf und bewachen die Grenzen; so hat das Militär den Rücken für Einsätze überall im Nahen Osten frei. Seine operativen Schwerpunkte sind drei Seegebiete: der Persische Golf, die Straße von Ormus und der Golf von Oman. Am wichtigsten ist natürlich die Straße von Ormus, denn durch diesen Engpaß führen alle Handelsrouten in und aus dem Persischen Golf.
Nach allgemeiner Auffassung würde der Iran im Falle einer Provokation die Straße von Ormus durch massiven Einsatz von landgestützten Lenkwaffen zur Schiffsbekämpfung sperren; dazu kämen Angriffe von Flugzeugen mit Luft-Boden-Raketen und Schnellbooten mit Lenk- oder Rohrwaffen«, fuhr Freeman fort. »Die Abschußvorrichtungen würden durch Jäger und die Fla-Raketen geschützt, die sie seit einigen Jahren massenhaft aufstellen. Ohne energische Gegenangriffe wäre die Straße von Ormus bald unpassierbar – und damit könnte der Iran fast die Hälfte der Ölexporte aus dem Persischen Golf blockieren.«
»Die Hälfte der Ölexporte aus dem Persischen Golf?«
»Richtig«, bestätigte Freeman, »und das ist noch nicht alles.
Durch einige massive Luftangriffe könnte der Iran die aus Saudi-Arabien, Kuweit, Bahrein, Oman und den VAE nach Süden führenden Ölleitungen unterbrechen, um weitere fünfundzwanzig Prozent der dortigen Ölförderung zu blockieren.
Und mit seinen überschallschnellen Bombern Tupolew Tu-26
Backfire könnte er vielleicht sogar die quer durch Arabien zum Roten Meer führenden Pipelines unterbrechen – das wären weitere zehn bis fünfzehn Prozent Verlust. Den aus dem Iran kommenden Rest würden vermutlich wir blockieren. Sollten diese Angriffe Erfolg haben, könnte der Iran die Welt aus eigener Kraft durch eine Art Blitzkrieg von dreißig Prozent aller Öllieferungen abschneiden.«
»Kein Öl aus dem Nahen Osten«, murmelte Hartman betroffen. »Ein Drittel aller Öllieferungen der Welt… fast die Hälfte aller amerikanischen Öltransporte. Das wäre eine Katastrophe, Mr. President.«
»Und wir könnten es nicht verhindern«, sagte Chastain.
»Wie die Dinge im
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