Staerker noch als Leidenschaft
schön!“, rief sie aus. „Ein Ulysses! Woher wusstest du, dass ich mir so einen gewünscht habe?“
„Ich wusste es nicht.“ Er war verblüfft, dass sie den Namen kannte. „Mir fiel gestern nur auf, dass noch keiner davon auf deinem Baum sitzt.“
„Ich habe sie im Fernsehen gesehen und Mummy gefragt, ob ich so einen haben kann. Sie hat gesagt, ich muss warten, bis ein besonderer Tag kommt.“
„Nun, heute ist ein besonderer Tag“, versicherte Quin.
Zoe klatschte begeistert in die Hände. „Richtig! Der erste Tag mit meinem Daddy!“
Quins Herz zog sich zusammen. Wie viele erste Tage hatte es gegeben? Der Tag, an dem sie zur Welt gekommen war … Er kannte nicht einmal ihren Geburtstag!
Das erste Wort … der erste Schritt …
„Ist jeder Schmetterling auf deinem Baum für einen besonderen Tag, Zoe?“ Er musste sich zusammenreißen, um sich nicht von dem verzweifelten Gefühl überwältigen zu lassen, etwas unendliches Kostbares verloren zu haben.
„Hmm …“ Sie legte den Kopf leicht schief und überlegte. „Die meisten habe ich bekommen, als ich krank war. Da hat Mummy angefangen mit dem Baum.“
Quin runzelte die Stirn. „Warst du sehr krank?“
„Ganz, ganz schlimm krank.“ Sie nickte ernst. „Ich musste ins Krankenhaus, weil ich …“ Sie krauste die Nase beim Überlegen. Ihre Krankheit hatte einen schwierigen Namen. „… Mingitis hatte.“
Ein Schauder rann Quin über den Rücken. „Du meinst Meningitis?“
„Ja, genau, so hieß das.“ Sie freute sich, dass er das Wort auch kannte, und wiederholte es sorgfältig Silbe für Silbe. „Me-nin-gi-tis.“
Der Schock holte ihn nachträglich ein. Zoe hätte sterben können. Es war ein kleines Wunder, dass sie unbeschadet überlebt hatte. Er hätte vielleicht nie von der Existenz seiner Tochter erfahren. Sie wäre verloren gewesen, bevor er sie hatte finden können.
„Es macht mich traurig, dass ich nicht bei dir sein konnte, um dir zu helfen, um dich zu trösten.“ Er seufzte schwer auf, um den Druck von seiner Brust zu lösen.
„Warst du in deiner anderen Welt?“
„Ja.“ Er war dankbar, dass sie seine gestrigen Worte mit kindlicher Schlichtheit akzeptierte. „Ich wusste gar nicht, dass du so schlimm krank warst. Ich wünschte, ich hätte es gewusst.“
„Ist schon in Ordnung, Daddy. Du konntest ja nichts dafür.“
Aber von jetzt an konnte er etwas tun, und das würde er, so schwor er sich.
„Ich war so krank, dass ich nicht einmal aufstehen konnte. Mummy sagt, ich war wie eine kleine Raupe in einem Kokon. Da drinnen musste ich warten, bis ich stark genug war, um ein schöner Schmetterling zu werden und fröhlich im Sonnenschein zu tanzen.“
Am liebsten hätte er sie in seine Arme gezogen und an sich gedrückt, doch dazu war es noch zu früh. Er war immer noch ein Fremder für sie, auch wenn sein Blut in ihren Adern floss.
„Komm, suchen wir einen Platz für meinen Ulysses“, rief sie mit glücklich leuchtenden Augen, warf die Decke zurück und hüpfte aus dem Bett. Den gläsernen Schmetterling trug sie vorsichtig in den kleinen Händen. Auf halbem Wege drehte sie sich zu Quin um.
Er hatte sich nicht gerührt. Er war viel zu fasziniert von seiner Tochter, um sich bewegen zu können – von der Art, wie sie lief, von ihren kleinen Armen und Händen, von dem Bob, wirr nach einer Nacht Schlaf.
Er lächelte ihr warm zu, und sie lächelte zurück. „Ich muss Mummy holen. Sie klebt die Schmetterlinge immer an den Baum.“
„Dann lauf und hol sie.“
„Ich muss aber noch auf die Toilette“, gab sie verlegen zu.
„Das müssen wir alle, wenn wir morgens aufstehen“, versicherte er ihr ernst. Erleichtert über sein Verständnis, tapste sie zurück zu ihm und übergab ihm den Schmetterling. „Du passt solange auf ihn auf, ja?“ Große graue Augen blickten ihn aufmerksam an. „Nicht weggehen.“
„Ich bleibe genau hier.“
„Gut, Daddy.“
Mit einem breiten Lachen hüpfte sie davon, um schnell das zu erledigen, was sich nicht aufschieben ließ. Quin hörte sie nach ihrer Mummy und ihrer Nanna, ihrer Großmutter, rufen, die kindliche Stimme überschäumend vor Aufregung. Er konnte die beiden Frauen nur bewundern, sie hatten seiner Tochter ein liebevolles Heim geschaffen und sie zu einem wunderbar natürlichen Kind erzogen. Selbst die schwere Krankheit hatte keine Schatten hinterlassen.
Niemand hatte ihn vermisst.
Man konnte nicht vermissen, was man nicht kannte.
Nicole machte sich Sorgen, weil er in
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