Staerker noch als Leidenschaft
dieses Leben, in dieses Heim eingedrungen war. Sie hatte Angst, welche Auswirkungen das auf Zoe haben könnte. Ihm war klar, dass sie Zeit brauchte, um ihr Misstrauen zu verlieren, aber wie lange mochte das dauern? Er hatte schon so viel Zeit verloren, Zeit, die er nicht mehr zurückholen konnte.
Er sah auf den blauen Schmetterling, den Zoe vertrauensvoll in seine Hände gelegt hatte. Ein Pfand, damit er nicht wegging, bevor sie zurückkam. Zumindest seine Tochter vertraute ihm. Und er schwor sich, ihr nie einen Grund zu geben, das Vertrauen in ihn zu verlieren. Auch wenn es unmöglich war, sie vor allen Enttäuschungen und Schmerzen, die das Leben bereithalten mochte, zu bewahren … er würde alles daransetzen, dass er nie der Grund ihrer Enttäuschung sein möge.
Eines musste Nicole zugeben – heute Morgen hatte er seiner Tochter unbändige Freude bereitet. Und er würde es bei jeder Gelegenheit erneut versuchen. Jetzt musste er nur noch so viele Gelegenheiten wie möglich arrangieren.
Zoe kam ins Zimmer zurückgerannt, Nicole folgte ihr nur zögernd, auch wenn Zoe ungeduldig drängte.
„Komm doch, Mummy, und schau ihn dir an. Er ist ganz aus Glas. Daddy, zeig ihn ihr.“
Nicole warf Quin einen harten, vorwurfsvollen Blick zu.
Quin stand vom Bett auf und hielt seiner Tochter den Schmetterling hin. „Zeig du ihn ihr, Zoe. Er gehört jetzt dir.“
Vorsichtig nahm die Kleine den Schmetterling aus seinen Händen und ging damit zu ihrer Mutter. Die ihn nicht hatte kaufen wollen, die ihn nicht hatte annehmen wollen. Jetzt verstand Quin auch, warum. Schmetterlinge gehörten ausschließlich zum Leben mit ihrer Tochter. Ein Leben, das er nicht geteilt hatte und das er auch nie hätte teilen sollen.
„Er wird zu schwer sein, um ihn an den Baum zu kleben, Zoe“, erklärte sie ihrer Tochter ernst. „Du willst doch nicht, dass er herunterfällt und zerbricht.“
Quin merkte, wie sich alles in ihm anspannte. Sicher, er hatte nicht an dem Baum mitgearbeitet, aber es war Nicoles Entscheidung gewesen, ihm die Existenz seiner Tochter vorzuenthalten. Hätte man ihm eine Wahl gelassen, so wäre er für Zoe da gewesen und hätte sich um sie gekümmert. Ihm jetzt, an diesem Punkt, noch den Zugang zu einem Neuanfang zu erschweren war reine Niedertracht. Wenn sie nicht einmal das über sich brachte …
„Mummy, wir müssen ihn irgendwie befestigen“, beharrte Zoe. „Es ist der erste Schmetterling von meinem Daddy. Vielleicht können wir ihn an einen Ast binden.“
Kinder sagen die Wahrheit … Quins Blick ging zu Nicole. Wie würde sie mit dieser Herausforderung ihrer Tochter umgehen?
„Das sieht doch nicht aus, Zoe. Er ist viel zu schön, um einen Faden um ihn zu binden. Warum stellen wir ihn nicht einfach auf die Fensterbank? Dann können wir sagen, er ist hergeflattert, um sich auszuruhen.“
Zoe sah zu dem Fenster, ging hin und stellte den Schmetterling dort ab, trat zurück und betrachtete das Bild nachdenklich. Dann schüttelte sie den Kopf. „Nein, das ist nicht das Gleiche, als wenn er auf dem Baum säße, Mummy. Er sieht dort so einsam aus.“
Der Außenseiter, dachte Quin grimmig.
„Nun, vielleicht wird dein Vater in Zukunft noch andere kaufen, die ihm dort Gesellschaft leisten können.“ Nicole sah mit herausfordernd blitzenden Augen zu Quin.
„Es soll nicht bei dem einen bleiben, Zoe“, versicherte er sofort, auch um Nicole deutlich zu machen, dass er nicht gedachte, sich aus ihrem zukünftigen Leben ausschließen zu lassen. „Aber wenn du den Ulysses unbedingt an einen Ast hängen möchtest, werde ich eine silberne Kette besorgen, mit der du ihn aufhängen kannst. Dann schimmert er noch schöner. Was hältst du davon?“
Das kleine Gesichtchen leuchtete auf. „Oh, das würde ihn zu etwas ganz Besonderem machen, Daddy!“
„Genau!“ Ihm war gleich, ob Nicole dagegen war oder nicht. Die Initiative zu ergreifen war besser, als abzuwarten, welche Möglichkeiten sich böten. „Ich komme am Samstagmorgen und bringe die Kette mit. Wenn deine Mutter nichts dagegen einzuwenden hat, können wir den ganzen Samstag miteinander verbringen.“
„Mummy? Bitte!“ Flehende graue Augen richteten sich auf Nicole.
Nicole zwang sich zu einem Lächeln für ihre Tochter. „Na schön. Aber jetzt zieh dich an und lauf in die Küche. Nanna wartet schon mit dem Frühstück auf dich.“
„Kann Daddy mit mir frühstücken?“
„Nein, dein Vater muss zu seiner Arbeit. Deshalb trägt er auch einen Anzug. Er
Weitere Kostenlose Bücher