Stahlfront 1: Die Macht aus dem Eis
fürchte, daß wir für diesen Einsatz nicht ausreichend gerüstet sind. weder personell noch materiell!«
»Ich höre immer >Einsatz Beinahe körperlich konnte Magnus spüren, wie sein Freund am anderen Ende der Leitung mit sich kämpfte. Endlich redete er, und zwar mit so gepreßter Stimme, wie sie nur Menschen haben, die unter großem innerem Druck stehen. »Was ich jetzt sage, das sage ich nur dir, weil ich dich genau kenne und weil wir Freunde sind. Du hast mir das Leben gerettet, und deswegen vertraue ich dir. aber was du gleich erfährst, ist ein Dienstgeheimnis der obersten Kategorie. Wenn herauskommt, daß ich dir etwas geflüstert habe, bevor du auf dem Kasernengelände warst, bin ich dran wegen Geheimnisverrat - und du vermutlich auch !«
»Nun mach es doch nicht so spannend, Vinzenz !«
»Unser Verein geht nach China. Die Amerikaner haben Spezialkommandos für Sondereinsätze angefordert. In zehn Tagen verlegen wir !«
»China? Das kann nicht sein! Das ist ein Kriegseinsatz, dem der Bundestag zustimmen muß. Und davon wüßte ich, selbst wenn es in geheimer Sitzung passiert wäre !«
»Der Bundestag hat keinen blassen Schimmer! Die Präsidentin hat die Kanzlerin angerufen, die beiden Tussen haben ein wenig geplappert, und jetzt ziehen wir in den Krieg. Um unseren Bundestag macht sich die feine Dame keine Sorgen. Um den kann sie sich immer noch kümmern, falls etwas von unserem Einsatz ruchbar werden sollte. Aber so, wie die ganze Sache aufgezogen wird, ist es wohl nicht geplant, die Öffentlichkeit zu informieren. Das erste, was dir zum unterschreiben vorgelegt wird, wenn du Mittwoch hier eintrudelst, ist eine eidesstattliche Verschwiegenheitserklärung! Ich. oh, guten Abend, Herr Oberst! Nein. meine Frau. Ich habe ihr gesagt, daß sie heute nicht mit dem Essen auf mich warten soll. aber gern! Viele Grüße von Oberst Kronsky, Schatz! Warte nicht und geh schlafen! Gute Nacht!«
Die Leitung war tot, und Wittmann war wie erschlagen. Ein Kriegseinsatz ohne Zustimmung des Bundestags war illegal!
Offenbar hatte die Regierung den Verstand verloren. Denn wenn sie Truppen zur Unterstützung der Amerikaner nach China schickte - selbst wenn es nur zahlenmäßig kleine KSKEinheiten waren -, bedeutete das nichts anderes als Krieg mit Rotchina. Ob man ihn erklärte oder nicht, spielte keine Rolle: Deutschland zog in den Krieg!
Und anders als bei den Einsätzen auf dem Balkan, in Nahost, in Afrika oder am Hindukusch konnte man sich diesmal nicht auf eine Friedensmission oder einen Antiterroreinsatz berufen.
Wittmann wußte, daß er ein verdammtes Risiko einging, doch wenn selbst beim KSK niemand Manns genug war, den verrückten Plan der Regierung zu vereiteln, blieb das halt an ihm hängen. Es war ein mieser Job - aber einer mußte ihn tun.
Zum Glück hatte er das richtige Werkzeug für diese Aufgabe: ein ganz spezielles Handy des Verfassungsschutzes, das mit keiner bekannten technischen Einrichtung zurückzuverfolgen oder gar zu orten war.
Er goß sich ein Glas Bier ein und leerte es auf einen Zug, um seine Nerven zu beruhigen. Dann rief er die Redaktion eines großen Nachrichtenmagazins an und ließ sich den Chef vom Dienst geben.
*
Das Ergebnis der Anrufe bei allen großen Magazinredaktionen war immer wieder gleich gewesen - und gleich erschütternd. Wittmann hatte geglaubt, die Informationen über den geplanten Kampfeinsatz der Bundeswehr am Bundestag vorbei, die er als »anonyme Quelle« anbot, würden einschlagen wie die sprichwörtliche Bombe.
Doch es stellte sich nicht nur heraus, daß keine der Redaktionen an der Story interessiert war - offenbar waren zumindest die Entscheidungsträger längst informiert!
Da war etwas im Gange, das einer Verschwörung gleichkam: Medien und Regierung zogen an einem Strang. Die Journalisten hatten scheinbar nicht das geringste Interesse daran, die Öffentlichkeit über den geplanten Gesetzesbruch der Regierung zu unterrichten - wie es eigentlich ihre Aufgabe gewesen wäre.
Wie Schuppen fiel es Wittmann von den Augen: Dieses gemeinsame Vorgehen hatte System. Nein, es war das System -das System BRD, das Baumbach so verachtet hatte. Und Magnus, der sich stets für einen glühenden Verfassungspatrioten gehalten hatte, mußte erkennen, daß viel zu viel aus dem Ruder gelaufen war.
In diesem Deutschland des Jahres 2010 war nichts mehr so, wie es sein sollte: Die Regierung tat, was sie wollte, und die
Medien unterstützten sie
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