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Stahlfront 1: Die Macht aus dem Eis

Titel: Stahlfront 1: Die Macht aus dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torn Chaines
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Und zu diesen Einwohnern gehörten auch die Politiker.
    Das Material, auf das Männer wie Wittmann Zugriff hatten, war umfassend.
    So waren beispielsweise Telefongesellschaften verpflichtet, alle Verbindungsdaten ihrer Kunden für ein halbes Jahr zu speichern - mehr als genug Zeit für den Verfassungsschutz, die Daten zu kopieren und dauerhaft zu verwahren.
    Wenn Wittmann wissen wollte, ob er am 2. Juli 1991 um 8.18 Uhr telefoniert hatte und mit wem, brauchte er bloß das Archiv abzufragen.
    Die Finanzämter vernichteten ihre Unterlagen nach zehn Jahren. Magnus aber hätte die Steuererklärung 1989 seines Freundes Manfred jederzeit nachprüfen können - und zwar besser als jeder Finanzbeamte. Denn unter anderem verfügte das System auch über sämtliche Kontostände und -bewegungen seit Gründung der Bundesrepublik. Es war eine Heidenarbeit gewesen, die Bestände des alten Papierarchivs zu digitalisieren - aber sie hatte sich gelohnt.
    Mit einigen wenigen Befehlen forderte der Agent ein komplettes Bewegungsprofil von Ernst Baumbach an. Ab dem 6. Oktober 1955, seiner Heimkehr aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft, war es praktisch komplett.
    Es war keineswegs so, daß dieses Profil einfach abrufbar zur Verfügung gestanden hätte. Vielmehr sichtete der Höchstleistungscomputer, der die Daten verwaltete, sämtliche Einträge in den Archiven, suchte die passenden heraus und verband sie zu dem online erstellten Profil.
    Wittmann schränkte den Suchbereich ein, um sich auf die letzten zehn Jahre zu konzentrieren, als das Telefon klingelte.
    Manfred war am Apparat: »Ich habe gerade die neusten Agenturmeldungen gesehen. Die Chinesen haben sämtliche Atomraketen abgeschossen, die sie hatten - und sie sind alle verschwunden. Deswegen verzichten auch die Amis darauf, weitere Raketen zu starten, weil die ebenfalls nicht ins Ziel kommen. Und ihre Langstreckenbomber werden jetzt nur noch mit konventionellen Bomben losgeschickt !«
    Das wußte Magnus zwar schon, aber er wußte auch, wie gern Manfred mit »Neuigkeiten« prahlte. Also sagte er nichts, und sein Freund fuhr fort: »Als die Russen beinahe unverhohlen damit gedroht haben, ihre eigenen Langstreckenbomber loszuschicken, hat sich die Präsidentin >dem internationalen Wunsch gebeugt<, wie sie es formulierte, und auf den Einsatz weiterer Neutronenwaffen verzichtet. Der Krieg wird jetzt nur noch konventionell geführt. Für uns ist das eine gute Nachricht - für die Chinesen leider nicht .«
    »Weißt du etwas über die Opferzahlen ?«
    »Genaueres ist noch nicht bekannt, aber es zeichnet sich immer deutlicher ab, daß die Zahl der Ziviltoten nur auf dem chinesischen Festland 100 Millionen schon weit übersteigt. Die USA setzen fast nur noch MOABsein - die bomben das Land in die Steinzeit zurück !«
    Ein Piepsen in der Leitung signalisierte Wittmann, daß noch jemand ihn anzurufen versuchte, und zwar jemand innerhalb der Behörde. »Entschuldige, Manfred, aber ich bekomme gerade einen dienstlichen Anruf. Kann ich dich heute abend erreichen ?« »Ja, aber.«
    Er unterbrach die Verbindung und ging in die andere Leitung.
    Mulisch war am Apparat und zitierte ihn in sein Büro.
    *
    Der Bereichsleiter wirkte ein wenig angespannt. Als Wittmann sein Büro betrat, kam er gleich zur Sache: »Sie arbeiten noch immer am Fall Baumbach ?«
    »Woher wissen Sie. ?«
    »Tut nichts zur Sache. Sie werden die Arbeit auf der Stelle beenden. Der Falls ist abgeschlossen !«
    »Das sehe ich anders. Die Sache.«
    Mulisch unterbrach ihn rüde. Das war sonst nicht seine Art. Wittmann hatte den Eindruck, als stünde der Mann unter enormem Druck. »Die Sache ich abgeschlossen. Sie wissen, daß ich Sie schätze und Ihnen sonst stets freie Hand lasse, aber in diesem Fall ist das anders. Ich habe Anweisung von ganz oben bekommen. Die Akte Baumbach wird geschlossen .«
    I won't be giving it up Telling you now it's my day Oh I'm gonna do it my way
    (Status Quo — Rossi/Young)
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    8. Überzeugungskampf
    Jetzt war Wittmann natürlich erst recht angestachelt. Als er in sein Büro zurückkam, hatte der Rechner das gewünschte Bewegungsprofil erstellt. Ein Knopfdruck genügte, um es ausdrucken zu lassen. Dann löschte er das Profil und beendete seinen Zugriff auf das Programm.
    Sollte Mulisch nachschauen, woran er arbeitete, würde er keinen Hinweis auf den Fall Baumbach mehr finden.
    Magnus hatte noch gut eine Stunde bis Dienstschluß. Er legte die Füße auf seinen Schreibtisch und nahm sich den Stapel mit

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