Stahlfront 3: Der zweite Buergerkrieg
die Zehen, dann die kompletten Füße. Sie ließen sich noch bewegen, waren also nicht gebrochen -aber heftigst verstaucht, wie er vermutete. Das war zwar schmerzhaft, aber nicht weiter schlimm. Er hatte mehr Glück als Verstand gehabt.
Mike lag zwischen einigen größeren Felsbrocken, die ihm Deckung gaben. Immer wieder hallten Schüsse, zischten Kugeln über ihn hinweg. Aber hier war er sicher. Oder?
Er hörte schwere Stiefel im Geröll knirschen. Hastig zog er die Dienstpistole aus dem Gürtelholster und entsicherte sie.
Aber es waren drei indische Legionäre, die zu ihm vordrangen. Sie hatten den Abschuß seiner Maschine und seine Fallschirmlandung beobachtet.
Ein junger Leutnant führte den Trupp. Er sprach wie alle Offiziere Deutsch: »Sind Sie verletzt ?«
Mike winkte ab. »Ich habe mir nur die Fußgelenke verstaucht. Helfen sie mir hoch !«
Doch als er endlich auf den Beinen stand, keuchte er nicht nur vor Anstrengung und Sauerstoffmangel in der eiskalten Höhenluft.
Seine Fußgelenke schmerzten höllisch. Er mußte sich auf den Leutnant stützen.
Der sprach in seiner Muttersprache in ein kleines Funkgerät. Wenig später erschienen zwei Legionäre mit Rotkreuzbinden am Arm. Sie zogen Mike die Fliegerstiefel aus, tasteten seine Fußgelenke kurz ab, nickten zufrieden und legten dann stramme Bandagen an, über die er wieder die Stiefel ziehen und sogar noch verschnüren konnte.
Probehalber trat er auf - es schmerzte zwar noch immer, aber er konnte sich wieder bewegen. Gestenreich bedankte er sich bei den Sanitätern und wandte sich dann an den Leutnant: »Wie läuft die Operation ?«
»Ihre Maschinen schalten alle Widerstandsnester systematisch aus, aber noch gibt es einiges zu tun. Es wäre einfacher, die Festung in Schutt und Asche zu legen, doch dann könnten wir sie nicht mehr untersuchen. Kommen Sie, Hauptmann - es dauert nicht mehr lange, bis die Festung sturmreif bombardiert worden ist !«
In diesem Augenblick zuckte ein gewaltiger Blitz wie bei einem Sommergewitter über den klaren, kalten Nachthimmel. Mike sah nach oben und entdeckte die Feuerwolke einer explodierten Heinkel, die am sternklaren Himmel aufblühte und rasch wieder verging.
Diesmal entfaltete sich kein Fallschirm. In Thule würde eine Familie den Vater und Ehemann beweinen.
Mike ahnte, daß die AIn eine Flugscheibe herangeführt hatten , was dank des hohen Tempos, das diese Geräte im luftleeren Raum erreichten, eine Sache von wenigen Minuten war. Der AIn-Commander mußte an seinen Bodenaufklärungsgeräten abgelesen haben, daß die Thule-Truppen im weiten Umkreis keine Schienenkanone aufbieten konnten. Nun brauchte er sich nur noch aus der Reichweite der Luftabwehrraketen der Heinkels zu halten, um in Sicherheit zu sein. Gleichzeitig konnte er seine BüLi-Werfer nach Belieben einsetzen - und in der dünnen, klaren Hochgebirgsluft wurden die gebündelten Lichtstrahlen so wenig gestreut und gedämpft, daß ein Volltreffer genügte, um einen großen Jabo abzuschießen.
Die einzige Waffe der Heinkels war ihre Beweglichkeit. Doch beim Angriff auf die Bergfestung mußten sie einen bestimmten Bereich durchfliegen und machten sich so verwundbar. Wieder zuckte ein Blitz über den dunklen Hindukusch, und eine He 1098, deren Pilot gerade die Bomben abgeladen hatte und hochziehen wollte, raste mit brennendem Heck weiter dem Boden entgegen. Unmittelbar vor der kleinen Truppe schlug sie in die Festungsmauer und explodierte. Auch diesmal hatte Mike keinen Fallschirm entdecken können.
Doch mit seinem Opfer hatte der Flugzeugführer das letzte nennenswerte Widerstandsnest am Boden ausgeschaltet. Auf breiter Front setzte die Indische Legion zum Sturmangriff an.
Ein Schatten jagte aus der Dunkelheit heran und senkte sich auf die feindliche Anlage hinunter: SZ 59 war mit Höchstgeschwindigkeit herangerauscht und bremste mit unglaublichen Verzögerungswerten, wie sie nur ein MRR-Antrieb 26 bewerkstelligen konnte.
Schon landete der Stahlzeppelin im Innenhof der teilweise brennenden Festung. Die Rampe klappte auf, und das letzte Drittel der Indischen Legion stürmte heraus, umgab Generalmajor Geyer, seinen Stab und die große Gruppe der reichsdeutschen Wissenschaftler und Techniker, die hier möglichst viel über die Geheimnisse der AIn und ihrer menschlichen Verbündeten zu erfahren hofften.
Der letzte Mann war gerade von Bord, einige der Inder lieferten sich Feuergefechte mit den letzten noch lebenden Verteidigern, die Rampe war noch nicht
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