Stahlfront 3: Der zweite Buergerkrieg
hinaus. Die Auslösung erfolgte durch einen in der Nase der Bombe angebrachten Höhenmesser, der sich erst nach dem Abwurf einschaltete.
Jede dieser Waffen verteilte ihre Munition über eine Fläche von etwa 150 mal 60 Meter.
Mehrere tausend einzelne kleine Bomben explodierten im Hof der Bergfestung. Mehr als 100 indische Legionäre fanden auf der Stelle den Tod.
Heinrich Geyer war außer sich vor Wut. Vor knapp drei Jahren hatte die Bundesregierung den »sofortigen Verzicht« auf Streubomben erklärt. Und hier wurden seine Männer damit abgeschlachtet.
Aus alter Verbundenheit zur Heimat aller Deutschen hatte er versucht, diese Konfrontation auf friedlichem Wege zu verhindern. Und jetzt hatten mehr als 100 gute Männer sterben müssen, weil er der Taktiererei des Stabes in Kabul auf den Leim gegangen war. Doch das war vorbei.
»Bergübung an Schutzengel: keine Zurückhaltung mehr. Das Rudel soll zuschnappen !«
»Verstanden !« kam die prompte Bestätigung aus der Arado.
Mike McBain wußte, was nun folgte: Der Fliegerführer in der Spezialmaschine würde den Einsatz des Heinkel-Geschwaders, das fünf Kilometer tiefer als die Arado kreiste, koordinieren. Die Maschinen trugen jetzt keine Bomben und Raketen gegen Bodenziele mehr, sondern waren mit jeweils elf Tonnen Luftkampfmunition ausgerüstet.
Außerdem würde die Arado ihre vielleicht mächtigste Waffe zum Einsatz bringen: das FuG 44 »Nervtöter 3«, den höchstentwickelten Störsender, den die Welt gesehen hatte - der aber bisher noch nie zur Anwendung gekommen war.
Nach dem Angriff auf die Bergfestung waren die deutschen Tornados sofort wieder auf den minimalen Bodenabstand von 30 Meter hinuntergegangen, so daß ihnen die Berge ausgezeichnete Deckung gegen jeglichen Beschuß boten. Über vorher festgelegte Routen flogen sie in einem weiten Kreis zur Festung zurück, um eine weitere Ladung Bomben abzuwerfen und dann mit den Bordkanonen anzugreifen.
Ihre hohe Geschwindigkeit und das Bodenfolgeradar, das einen Tiefstflug in diesem rauhen Gelände erst möglich machte, waren ihre besten Waffen. Aber dann schlug der »Nervtöter« zu und brachte das Radarsystem der Tornados zum Zusammenbruch. Ehe die Piloten überhaupt reagieren konnten, rasten zwei Maschinen mit gut 1000 Stundenkilometern in die nächste Bergflanke. Außer zwei großen schwarzen Flecken am Fels blieb nicht viel übrig von ihnen.
Die anderen Tornados mußten hochziehen. Die Waffensystemoffiziere, die hinter den Piloten auf dem zweiten Sitz mitflogen, bemühten sich verzweifelt, den feindlichen Störsender zu neutralisieren. Aber sie hatten sich wohl zu sehr auf ihr Stör-und Täuschsystem TSPJ 32 verlassen. Das unter der Tragfläche mitgeführte System war von der israelischen Firma Elts entwickelt worden. Es erfaßte gegnerische Funkmeßstrahlen, analysierte sie anhand einer umfangreichen bordeigenen Datei und sandte dann den entsprechenden Gegenstrahl aus.
Die Elektronik war so energieintensiv, daß sie ein eigenes Wasserkühlsystem brauchte. TSPJ galt vor allem dank seiner Programmierbarkeit als eine der modernsten serienmäßig gefertigten elektronischen Schutzvorrichtungen für Flugzeuge überhaupt. 1998, als die Bundeswehr das System für die Tornados angeschafft hatte, mochte das auch durchaus noch der Fall gewesen sein.
Doch mittlerweile schrieb man das Jahr 2011, und die Entwicklung blieb nicht stehen - vor allem nicht im Reich Thule. Der Störsender »Nervtöter 3« war die Weiterentwicklung eines Gerätes, das die deutsche Luftwaffe schon im zweiten Weltkrieg eingesetzt hatte. Es erzeugte zuerst ein breites Störfeld auf beliebig wählbaren Frequenzen. Der Feind hatte nur die Möglichkeit, gestörte Systeme abzuschalten oder auf eine andere Frequenz wechseln zu lassen.
Hier aber kam die Stärke des »Nervtöters« zur Geltung: Er konnte Frequenzwechsel erkennen und augenblicklich nachvollziehen. Egal, was das TSPJ auch unternahm, die Störung blieb bestehen.
Die Waffensystemoffiziere in den Tornados versuchten, den fürchterlichen Störstrahl ihrerseits zu blockieren. Doch dafür war die Sendeleistung der TSPJ zu schwach. Die große Arado mit ihren zehn Triebwerken konnte einfach viel mehr elektrischen Strom erzeugen.
Außerdem war ein »Nervtöter«-Störsender wesentlich robuster konstruiert. Während etliche der TSPJ durchbrannten, als die Hintermänner in den Tornados sich verzweifelt bemühten, deren Sendeleistung zu erhöhen, hätte die Thule-Konstruktion locker die
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