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Stahlfront 4: Verrat um Thule

Titel: Stahlfront 4: Verrat um Thule Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torn Chaines
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extrem undemokratisch. So etwas ist in der Geschichte der Menschheit noch nicht vorgekommen .«
    »Du irrst .«
    Manfred schaute irritiert auf Magnus, der seinen Blick gelassen erwiderte.
    »Du erinnerst dich an die deutsche Revolution von 1848, an das Parlament in der Paulskirche, den ersten Versuch einer demokratischen Ordnung in Deutschland, auf den sich die Bundesrepublik so gern beruft ?«
    Manfred nickte irritiert.
    »Wußtest du denn nicht, daß genau dieses erste demokratische Parlament auf deutschem Boden nur von Selbständigen gewählt werden durfte ?«
    Der Journalist machte den Mund auf, brachte aber keinen Ton heraus. »Nach einhelligem Urteil der Experten war das Parlament von 1848 ein demokratisches, auch wenn nicht jeder Idiot es wählen durfte !«
    »Willst du damit sagen, alle Angestellten und Beamten wären Idioten ?« keifte Manfred.
    »Nein. Aber Beamte sollten als Diener des Staates sowieso schon einmal nicht wählen dürfen. Erlaubt man ihnen das, machen sie sich den Staat zur Beute. Zufällig kenne ich die Zahlen vom 2005 gewählten Bundestag auswendig: 375 der 614 Abgeordneten kamen aus Behörden oder Verbänden, also rund 61 Prozent. Hältst du so ein Verhältnis für gesund ?«
    »Nicht unbedingt«, mußte Manfred zugeben, »aber das ist kein Grund, der Mehrheit der Bevölkerung das Wahlrecht vorzuenthalten !«
    »Ach, weißt du, Jungchen, ich war gerade acht Jahre alt, als das deutsche Volk in freier, geheimer und gleicher Wahl politische Verhältnisse herstellte, die zu Hitlers Diktatur und dem Dritten Reich führten«, erklärte Heinrich mit betrübter Miene. »Wegen der Folgen dieser Wahl durfte ich den größten Teil meines bisherigen Lebens im Bunker verbringen. Ich halte das geplante Wahlrecht der Konföderierten für sehr vernünftig. Bei euch in der BRD durfte jeder Idiot wählen. Ein Typ, dem du dein Auto nicht zu Reparatur gebracht hättest, sollte aber angeblich intelligent genug sein, um über dein politisches Schicksal zu bestimmen. Nein, nein, mein Junge, wenn man den Pöbel wählen läßt, dann wählt er auch seinesgleichen !«
    »Wer bist du, daß du dich so über andere erhebst ?« giftete Manfred.
    »Nur ein Mann mit gesundem Menschenverstand«, gab Heinrich ungerührt zurück. »Man kann doch nicht abstreiten, daß es intelligente, hochintelligente, aber auch strunzdumme Menschen gibt. Die kapieren gar nicht, was sie mit ihrem Kreuzchen auf dem Wahlzettel anrichten können, sondern wählen eine Partei, weil die in ihrer Familie schon immer gewählt wurde, weil der Kandidat so nett aussieht oder weil er ihnen ganz einfach das Blaue vom Himmel verspricht. So etwas nenne ich nicht Demokratie, so etwas nenne ich Wahnsinn !«
    Der Journalist wurde auf einmal auffallend nachdenklich. Seinem Freund fiel das als erstem auf. »Herr Manfred, was haben Sie denn ?«
    »Mir kam gerade ein sehr schlimmer Verdacht, Herr Walter .« Obwohl man in der Runde allgemein per du war, siezten sich
    Manfred und sein Freund in Gegenwart anderer konsequent. Auf ihre Freunde konnten sie sich zwar verlassen, aber wäre irgendwo außerhalb dieser vier Wände einmal aufgefallen, daß die beiden Männer ein Verhältnis miteinander hatten, hätte sie das nach den strengen Sittengesetzen Thules hinter Gitter bringen können. Also blieben sie bei ihrer bewährten Übung, in Gegenwart anderer stets eine gewisse Distanz zu wahren. »Ich bin ja mittlerweile viel herumgekommen in Thule, aber ich habe noch niemanden von der Sorte getroffen, die Heinrich vorhin ansprach. Ich meine die Dummen, denen ich nicht einmal mein Auto zur Reparatur anvertrauen würde, wenn ich denn eines hätte .«
    Er sah mit einem gewissen Schrecken im Gesicht in die Runde. »In jeder Gesellschaftsform gibt es Versager, und in Thule mit seinem klassischen dreigliedrigen Schulsystem plus Hilfsschule ganz bestimmt. Es gibt Alkohol hier im Lande, also gibt es auch Säufer. Und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, daß ausgerechnet Thule von jenen Zeitgenossen verschont bleibt, die schlicht und ergreifend zu faul zum Arbeiten sind .« Er unterbrach sich, als fürchte er sich davor, seinen Gedankengang fortzusetzen.
    Magnus hatte noch nicht ganz begriffen, worauf sein ältester Freund hinauswollte - und was ihn plötzlich so ernst, ja, fast erschrocken stimmte. »Deine Analyse ist ganz richtig«, bestätigte er daher. »Auch in Thule gibt es Dumme, Versager und Verweigerer. Nicht so viel wie in den anderen Staaten da draußen

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