Stahlfront 4: Verrat um Thule
Fabriken in den Untergrund verbannt worden, so daß sie die Idylle nicht störten.
In Rommelburg wurden vor allem Maschinen, Werkzeuge und Ersatzteile für die Erdölförderung gefertigt. Der Wohlstand des Reiches war zu einem nicht unerheblichen Teil den geheimen Rohölexporten zu verdanken.
Auf dem beschaulichen Vorplatz des Bahnhofs, den ein Denkmal des deutschen Kriegshelden zierte, dem die Stadt ihren Namen verdankte, befand sich selbstverständlich ein Parkfeld für Elektromietwagen.
Die Miete dieser Fahrzeuge war billig, das Mietverfahren einfach: Mit der elektronischen Kontokarte, die fast jeder Bürger Thules besaß, sobald er volljährig war, ließ sich ein Fahrzeug öffnen. Die Karte funktionierte als »Zündschlüssel«, der Mietpreis wurde automatisch abgebucht.
Manfred zückte seine Karte und bot an, die Bezahlung zu übernehmen. »Das ist die Redaktionskarte, ich setze die Ausgaben als Spesen ab«, erklärte er.
Magnus wußte, daß das auch ein Friedensangebot war, nickte nur stumm und nahm es damit an.
Manfred setzte sich hinters Steuer, Mike auf den Beifahrersitz. Magnus nahm hinten Platz.
Der Journalist gab die Adresse, die Heinrich ihnen genannt hatte, ins Navigationssystem ein und fuhr los. Magnus entspannte sich und genoß die Schönheiten Rommelburgs, das er heute zum erstenmal besuchte. Man konnte über Manfred sagen, was man wollte - er war ein erstklassiger Fahrer: nicht einer der schnellsten, aber mit Abstand einer der sichersten.
Das Navi führte sie aus der Stadt hinaus auf eine Landstraße, die sich zwischen den Hügeln verlor. Etwa tausend Meter hinter dem Ortsausgangsschild forderte das Gerät sie auf, nach rechts in eine Seitenstraße einzubiegen, die durch den Wald auf einen Hügel über der Stadt führte. Die Straße war brandneu.
»Sieht so aus, als hätte sich der gute Heinrich hier draußen sein Anwesen samt Privatstraße gegönnt«, stellte Mike fest.
»Gut möglich«, gab Manfred mit einem Kopfnicken zurück. »Immerhin hat er für 66 Jahre Sold nachgezahlt bekommen und kann sich so etwas jetzt leisten .«
Als sie den Scheitelpunkt des Hügels fast erreicht hatten, wich der Wald einem weiten Grundstück, auf dem ein schönes neues Haus stand. Dahinter befand sich ein umzäuntes Gelände, auf dem zahlreiche Hütten zu sehen waren.
Die neue Straße endete in einem Wendeplatz vor dem Haus, das eigentlich mehr eine Villa war und einen großartigen Blick auf Rommelburg unten im Tal bot.
Vor dem Eingang wartete Heinrich schon auf sie. Vermutlich war in der Privatstraße eine Induktionsschleife oder ein Verbrauchsmesser eingebaut - oder auch beides! - und informierte den alten Soldaten so darüber, wenn jemand von der Landstraße auf die Zufahrt zu seinem Haus abbog.
»Willkommen in meiner bescheidenen Hütte«, sagte er lächelnd.
Die drei Männer stiegen aus. »Wo hast du deine Martina gelassen, alter Schwerenöter ?« fragte Manfred und schüttelte Heinrichs Hand.
»Die ist unten im Städtchen bei ihren Kindern. Aber das wird nicht mehr lange so sein. Wir planen schon den Umzug der kompletten Familie in mein kleines Refugium hier .«
Heinrich begrüßte auch die anderen beiden mit Handschlag. Jetzt erst fiel Magnus das Gebell auf, das in der Luft lag. »Sag mal, machst du hier etwa eine Hundezucht auf ?« fragte er.
»Wie kommst du nur auf sowas, Junge ?« Er deutete auf die große umzäunte Anlage hinter dem Haus. »Nur weil ich ein paar Zwinger und 40 Hundchen habe? Wenn ich so drüber nachdenke, könntest du glatt recht haben. Aber ernsthaft, mein Projekt ist viel mehr als eine normale Hundezucht. Aber kommt erst einmal ins Haus, dann sollt ihr alles erfahren .«
Die Villa war elegant, aber robust ausgestattet. Man sah, daß Heinrich sich von Anfang an darauf eingerichtet hatte, Kinder in diesem Haus aufzuziehen. Magnus bewunderte dessen Einstellung: Er hatte nach all den Jahren im Bunker so viel nachzuholen, doch er war nicht an Luxus oder irgendwelchen Bekanntschaften ohne Tiefgang interessiert - Heinrich wollte das wahre Leben: eine Frau und Kinder.
*
Der pensionierte Soldat hatte ein kleines Zweitfrühstück für seine Freunde vorbereitet. Während man schmauste und Kaffee trank - für Manfred hatte Heinrich extra einen Topf starken schwarzen Tee gekocht - erläuterte er, wieso er sich ausgerechnet für die Hundezucht entschieden hatte.
»Ich bin mit Hunden aufgewachsen, in unserer Familie gab es schon immer Hunde«, erklärte er. »Während all den
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