Stahlfront 4: Verrat um Thule
ich benötigte. nein, keine Fragen. Danke, Marschall Bittrich !«
Als Magnus das Gespräch beendet hatte, wollten die anderen natürlich wissen, was los war. Er umriß in kurzen Sätzen seinen Auftrag: »Ich muß so schnell wie möglich nach Thule Nord und etwas überprüfen. Bitte versteht, daß ich momentan nicht darüber sprechen darf. Aber die Sache ist so wichtig, daß der Bärwolf mir eine Flugscheibe zu Verfügung stellt und mich gleich von einem Düsenhubschrauber abholen läßt. Und ihr ahnt nicht, wer die Maschine steuert - die wilde Hilde persönlich !«
*
Krimhild Unger war eine Legende in Thule. Die verheiratete Frau und zweifache Mutter war etwa 40 Jahre alt. Sie war noch keine 20 Jahre alt gewesen, als sie ihren Mann Wieland geheiratet hatte, damals einer der besten Testpiloten des Reiches.
Vor 18 Jahren war er bei der Erprobung eines neuen Flugzeugmodells abgestürzt und hatte den Unfall nur so gerade eben überlebt. Seitdem saß er im Rollstuhl und konnte nur noch seinen Kopf bewegen.
Krimhild pflegte ihn hingebungsvoll, kümmerte sich um ihre Kinder, die mittlerweile 17 und 19 Jahre alt waren - und machte ihre schon seit Schulzeiten vorhandene Liebe zur Fliegerei zum Beruf. Über die Kontakte ihres Mannes gelang es ihr rasch, ein paar wichtige Männer in der Flugzeugindustrie kennenzulernen.
Anfangs gaben sie ihr nur aus Verbundenheit zu ihrem Mann ein paar kleine Aufträge, um dann aber rasch zu erkennen, über was für ein fliegerisches Ausnahmetalent die junge Frau verfügte.
Rasch war sie zur Testpilotin bei den Messerschmitt-Werken aufgestiegen, doch ihr Wagemut und ihre außerordentliche fliegerische Begabung machten auch das OKT auf sie aufmerksam.
So kam es, daß Krimhild Unger, die nicht zuletzt wegen ihres außergewöhnlichen fliegerischen Stils völlig zu recht von allen nur »die wilde Hilde« genannt wurde, seit nunmehr neun Jahren die offizielle oberste Testpilotin des Reiches war.
Es hieß von ihr, Hilde könne einfach alles fliegen, notfalls auch einen Tiger-Panzer. Regelmäßig schaute sie bei den Aus-und Fortbildungskursen der Jagdflieger vorbei und gab den Piloten nicht nur wertvolle Hinweise - schon mehrmals hatte sie neue Flugmanöver für Extremsituationen entwickelt und die Jagdflieger darin ausgebildet.
Da es strikte politische Richtlinie war, daß Frauen in kämpfenden Einheiten nichts verloren hatten, blieb die wilde Hilde auf die Testfliegerei beschränkt. Und doch war sie vermutlich die beste Pilotin des Reiches - weshalb Bittrich sie schickte, um Magnus abzuholen. Denn die Fliegerei innerhalb der Hohlwelt war alles andere als einfach, die schnelle Fliegerei war sogar recht gefährlich, denn die alle fünf Kilometer stehenden massiven Granitpfeiler stellten ernstzunehmende Hindernisse dar. Ein Flugzeug, das gegen die Gesteinstürme prallte, zerplatzte einfach. Darüberhinaus waren die Pfeiler mit ihren 800 Metern Durchmesser mächtige Hindernisse, die mit Bedacht umflogen sein wollten.
Magnus hatte sein Telefongespräch mit dem Marschall noch nicht ganz beendet, da schallte ein hohles Pfeifen durch die gigantische Höhle. Die Männer liefen nach draußen, und Martina folgte ihnen, die Kinder an der Hand. Einen Auftritt der wilden Hilde zu verpassen, wäre ein fast unverzeihlicher Fehler gewesen.
Das immer lauter werdende Getöse stammte von den beiden TL-Geräten Heinkel He 59 R, mit denen die Focke Achgelis FA 483 ausgerüstet war. Dieser Düsenhubschrauber war ein ganz außergewöhnliches Fluggerät, wie es nur die Konstrukteure des Reiches Thule zustandebrachten. Der rund 25 Meter lange Rumpf lief vorne spitz zu und endete hinten in einem »Blasheck«, der vollbeweglichen Austrittsdüse eines der beiden TL-Geräte, das seine Ansaugluft über seitlich am Rumpf angeordnete Einlässe bezog.
Über dem Blasheck stand ein konventionelles, elegant geschwungenes Höhen- und Seitenleitwerk.
Das zweite TL-Gerät war oben auf dem Rumpf unmittelbar unter den großen Rotorblättern angeordnet, die es antrieb.
Die Pilotenkanzel war nahtlos in den Rumpfbug integriert und bestand aus 25 kleinen Fensterflächen, die von einen Gitter aus Leichtmetall gehalten wurden. Unterhalb der Kanzel war auf jeder Seite eine Reihe drei weiterer solcher Fenster für die Bodensicht montiert. Die Kabine wurde von jeweils zehn runden Fenstern auf beiden Seiten geziert.
Das wirklich Geniale an der FA 483 aber war ihr Rotor, der aus fünf sehr breiten, aber nicht besonders langen Blättern
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