Stahlfront 4: Verrat um Thule
sofort mit dem Marschall in Verbindung. »So wie die Sache aussieht, haben wir es mit Leuten zu tun, die ihr Handwerk mindestens so gut verstehen wie wir das unsrige. Das heißt, wir werden auch auf den Rechnern hier im Institut nichts finden - jedenfalls nicht in einem Zeitraum von weniger als einer Woche. Ich weiß ehrlich gesagt nicht weiter, Marschall .«
Bittrich legte auf und dachte kurz nach. Dann rief er in Thule Nord an. Schließlich hatte Busch über eine abhörsichere Leitung mit seinen Kollegen dort sprechen wollen. Vielleicht fand sich ja auf diesem Wege ein Hinweis auf das, was hier im Gange war.
Allerdings kam die Verbindung nicht zustande. Der Marschall rief das Nachrichtenzentrum an, das sich im Keller des Bismarck-Blocks befand und von dem aus das Reich Thule seine Kommunikationsfäden in alle Welt spinnen konnte. Doch die Aussage des Diensthabenden, eines Majors, war ernüchternd: »Das Unterwasserkabel nach Thule Nord ist leider gestört !«
»Gestört? Was soll das heißen ?«
»Wir haben irgendwo eine Unterbrechung, Thulemarschall! Die Reparaturschiffe sind schon informiert, aber da das Kabel mehr als 20 000 Kilometer lang ist, wird es eine Weile dauern, bis wir die Bruchstelle gefunden haben.«
»Verstehe. Seit wann besteht die Störung ?«
»Seit gestern abend. Bis wir sie behoben haben, kann es eine Woche oder länger dauern .«
»Na gut, Major, dann stellen Sie eine Funkverbindung her und legen mir das Gespräch auf meinen Dienstapparat !« Bittrich wollte schon den Hörer auflegen, als er das laute Seufzen des Majors hörte. »Was gibt es denn noch ?«
»Eine Funkverbindung kann ich Ihnen momentan auch nicht anbieten, Marschall! Die Störungen in der Ionosphäre machen es uns unmöglich, die andere Seite der Welt zu erreichen .«
»Und die Satelliten?« Doch Bittrich ahnte schon, wie die Antwort ausfallen würde.
»Ebenfalls gestört! Wir müssen abwarten, bis die Aktivität der Polarlichter nachläßt. Aber bis dahin bleibt uns nichts anderes übrig, als uns mit Geduld zu wappnen .«
»Ersparen Sie mir Ihre Lebensweisheiten, Major, und geben Sie mir sofort Bescheid, wenn die Verbindungen wieder stehen !«
»Zu Befehl!«
Das hörte Bittrich nicht mehr, denn er legte den Hörer schon auf.
Der »Bärwolf« war kein Mann, der zur Furcht neigte. Er stellte sich jeder Aufgabe, egal wie schwer oder bedrohlich sie auch war.
Doch jetzt spürte er ein Engegefühl in der Brust, das ihm fast die Luft zum Atmen nahm. Irgend etwas lief ab, irgend etwas, das mit großem Aufwand und äußerster Sorgfalt betrieben wurde. Auch jetzt verspürte er noch keine Furcht, aber es wäre dumm gewesen, sich keine Sorgen zu machen.
Zum Glück hatte er für Fälle wie diese eine Geheimwaffe parat. Erneut griff er zum Telefonhörer.
*
Heinrich Heinrich hatte seine drei Freunde Magnus, Manfred und Mike mitgenommen in das kleine Haus am Stadtrand von Rommelburg, in dem Martina mit ihren beiden Kindern Alexandra und Rainer wohnte. Erst hatte die attraktive Frau die Männer mit Kaffee und selbstgebackenem Kuchen versorgt, und nun war sie in der Küche verschwunden, um ein Abendessen zu zaubern. Die beiden Kinder, der Junge knapp vier und das Mädchen eben zwei Jahre alt geworden, spielten unbekümmert auf dem Fußboden.
Heinrich war gerade dabei, Martinas Kochkünste in höchsten Tönen anzupreisen, als Magnus' Mobiltelefon klingelte - oder vielmehr das Frankreichlied spielte, um genau zu sein. Die anderen sahen gequält auf, als er das Gerät aus der Tasche nahm, aber er sagte nur: »Tut mir leid, das ist das Diensttelefon. Nur ganz wenige haben die Nummer, und noch weniger würden es wagen, sie am Wochenende anzurufen .«
Er sah auf das Anzeigefeld, und ehrliche Überraschung zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. »Das ist der Bärwolf persönlich !« verkündete er und nahm das Gespräch an.
Im Raum wurde es schlagartig still, und selbst die beiden Kinder sahen verwundert auf und quiekten nicht mehr herum. Sie spürten instinktiv, daß gerade eine außergewöhnliche Sache im Gang war.
Magnus nahm unwillkürlich Haltung an. »Selbstverständlich, Herr Marschall«, sagte er, und: »Nein, kein Problem, ich stehe Ihnen jederzeit zu Verfügung. nein, ich bin in Rommelburg, im Haus einer gewissen Martina Bach. ja, die Freundin vom doppelten Heinrich! . Sie kennen die Koordinaten? Gut, ich gehe vors Haus. nein, Marschgepäck brauche ich nicht zu holen. An Bord der Flugscheibe werde ich alles finden, was
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