Stahlfront 6: Aldebaran... und Mars!
Thule. Männer, auf die man stolz sein konnte.
Schließlich fiel die Wahl auf Dr. Alfons Jansen. Der Spezialist für Energietechnik (keine schlechte Wahl, wenn es um Wurmlöcher ging) war ein kleiner, besonnener Mann undefinierbaren Alters. Seine schütteren, gewellten blonden Haare zeigten noch keine Silberfäden. Er trug sie einen Tick zu lang, was dafür sorgte, daß sie sich im Nacken kräuselten.
Wittmann kannte den Wissenschaftler schon von dem Einsatz her, der zur Entdeckung des Sonderbauvorhabens III geführt hatte, und hatte ihn als ruhige, unaufgeregte Natur kennen -und schätzen gelernt. Damals hatte er erfahren, daß Jansen mit seiner Frau Anneliese in einer bescheidenen Wohnung am Rande von Neu-Berlin lebte. Kennengelernt hatten sich beide aus Anlaß eines Vertriebenentreffens, denn ihre Eltern stammten aus der deutschen Hansestadt Danzig, die auch heute noch immer polnisch besetzt war. Sie hatten eine Tochter, von der der Hauptmann nur den Namen Elke kannte - der Doktor sprach nicht viel von ihr.
Da mittlerweile genug reguläre Soldaten nach Voestheim gekommen waren - alle hatten sich freiwillig gemeldet, obwohl noch immer nicht endgültig feststand, ob sie jemals auf die Erde zurückkehren durften - und da nun ausreichend Transportmittel zur Verfügung standen, hatte Wittmann beschlossen, sein komplettes Sonderkommando auf den Einsatz mitzunehmen. Zusammen mit Dr. Jansen wären das 202 Mann gewesen -tatsächlich aber machten sich 203 auf den 80 Kilometer langen Weg durch die Wüste.
Denn es war noch ein Zivilist dabei, dem der Hauptmann den Wunsch nicht hatte abschlagen können, den Einsatz mitzumachen: Stabsfeldwebel a. D. Heinrich Heinrich. Magnus hatte das allergrößte Verständnis dafür, daß der Mann nach all den Jahren tief unter der Erde regelrecht nach Einsätzen dürstete. Die Dienstvorschriften des Reiches allerdings sahen so etwas für einen Angehörigen des Jahrgangs 1926 einfach nicht vor - egal wie tauglich er war oder nicht. Allerdings hatten die Verfasser dieser Dienstvorschriften auch noch nichts vom Verjüngungsserum der AIn gewußt.
Egal. Die Vorschriften ruhten in 67 Lichtjahre entfernten Aktenschränken. Auf dieser Welt war Magnus Wittmann das Gesetz. Und er hatte nicht die geringsten Gewissensbisse, seine Machtfülle auch zu nutzen.
Wozu taugte denn die ganze verdammte Macht, wenn man sie nicht einmal dazu benutzte, um einem Freund einen innigen Wunsch zu erfüllen?
Und so steuerte Heinrich den Kübelwagen, den Magnus zu seinem Kommandofahrzeug erklärt hatte.
Jedes dieser Fahrzeuge war nur mit zwei Mann besetzt. Die hinteren Sitze hatte man demontiert, um Platz für Ladung zu schaffen. Der Hauptmann wußte, daß angesichts der offen mitgeführten Treibstoffkanister und Munitionskisten jeder Wagen eine rollende Bombe war - aber das Risiko mußte er eingehen.
Sein eigenes Fahrzeug war sogar noch ein wenig stärker gefährdet als die anderen. Denn auf seiner Ladefläche war etwas montiert, das über sehr viel mehr Sprengkraft verfügte als Benzinkanister oder Gewehrpatronen...
»Verdammt, diese Kiste ist ja sowas von eng... !«
Für den stattlich gebauten Magnus Wittmann war die Fahrt im Kübelwagen alles andere als bequem. Heinrich mußte ordentlich Gas geben, um mit den flinken Motorrädern und ASF mitzuhalten.
Das hart gefederte Fahrzeug sprang bei dem angeschlagenen Tempo über die meisten Dünenkuppen und landete nur deswegen halbwegs weich, weil der Sand Voestheims unter den Reifen nachgab.
Trotzdem hatte sich Magnus in der engen Karosserie schon einige blaue Flecken eingefangen.
»Ich meine, im letzten Weltkrieg waren die Menschen noch kleiner. Da war es ja durchaus sinnvoll, kleinere Fahrzeuge zu bauen .« Wieder wurde Magnus kräftig durchgeschüttelt, als Heinrich mit Vollgas über eine Reihe von Sandverwehungen bretterte. »Trotzdem finde ich es merkwürdig, daß die Wehrmacht Breite und Höhe der Fahrzeuge auf jeweils 1,75 Meter beschränkte. Und es erscheint mir geradezu hirnrissig, daß das OKTan diesen uralten Bauvorschriften festhielt !«
»Mir nicht !« entgegnete Heinrich mit verkniffenem Grinsen, denn gerade trieb er den Wagen wieder mit Schwung eine Düne hinauf und mußte sich darauf konzentrieren, das Fahrzeug in Bewegung zu halten. In der Wüste galt das Motto aller Dieselfahrerauch für Autos mit Benzinmotor: Ein Wagen, der Schwung verloren und sich festgefahren hatte, mußte trotz Allradantrieb mühsam aus dem Sand gegraben werden. Das galt
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