Stahlfront 6: Aldebaran... und Mars!
zu, dabei niemals mehr als zehn Meter über Grund. Die Kombination aus hoher Geschwindigkeit und tiefem Anflug machte es dem Feind unmöglich, das Geschoß zu entdecken. Selbst hören konnte man es erst, wenn es vorüber war.
Schon jagte es ins Wurmloch hinein und verschwand.
Was dann passierte, war unspektakulär. Die senkrecht stehende, wie ein kleiner Teich schimmernde Fläche verwehte und verschwand spurlos. Durch den metallenen Ring, den sie gerade noch ausgefüllt hatte, konnte man jetzt auf das dahinterliegende trostlose Betonareal des Flugplatzes blicken.
Dr. Jansen erklärte das Geschehen trocken, wie es seine Art war: »Die Rakete ist durch das Wurmloch geflogen und wie programmiert auf der anderen Seite explodiert. Dabei muß sie die entsprechenden Anlagen dort dermaßen stark beschädigt haben, daß die Verbindung zusammenbrach. Das wiederum deutet darauf hin, daß sich die Wurmlochtechnik der AIn deutlich von unserem Verfahren unterscheidet. Unser Wurmloch hier kommt ohne jede auf Voestheim stehende Technologie aus. Das der AIn hingegen braucht offenbar eine Art Empfänger- oder Stabilisatorring. Ihr Wurmloch wurde jedenfalls definitiv nicht hier erzeugt, weil es dann von einer Explosion auf der anderen Seite nicht beschädigt worden wäre. Und es deutet auch nichts darauf hin, daß man mit diesem Ding da drüben ein neues Wurmloch aufbauen könnte! Das ist von allergrößter Bedeutung für unsere Operation !«
»Inwiefern, Doktor?«
»Insofern, als daß eine solche Verbindung zwar überlichtschnelle Durchgänge ermöglicht, aber nur mit Lichtgeschwindigkeit aufgebaut werden kann, wie wir inzwischen wissen. Wo auch immer die zerstörte Gegenstation sein mag: Wenn sie sich nicht im Aldebaran-System befindet, wovon wir eigentlich ausgehen dürfen, da der Verkehr innerhalb eines Sonnensystems mit Flugscheiben einfacher und billiger zu bewerkstelligen ist, wird es Jahre dauern, bis das Portal wieder aktiviert werden kann. Und wenn ich mir den Ring da unten anschaue, komme ich immer mehr zu der Überzeugung, daß er nichts weiter ist als ein Resonator. Sehen Sie die große Raketenstufe da unten ?«
Wittmann nickte.
Dr. Jansen kam jetzt richtig in Fahrt. »Es erfordert einen enormen Aufwand, um ein Wurmloch frei in den Weltraum zu projizieren, so wie wir das mit unserem getan haben. Ich habe mich in den letzten Monaten viel mit dieser Technik beschäftigt. Es ist viel einfacher, ein Wurmloch auf einen Resonator zu projizieren. Dann muß man den allerdings zu der Welt transportieren, mit der man eine Verbindung errichten will .«
»Mit einer Rakete? Doktor, das würde Jahrtausende dauern !«
»Nicht unbedingt! Denn man hat ja eine bestehende Wurmlochverbindung. Durch die kann man die Rakete ununterbrochen mit Treibstoff versorgen. Die erste Stufe der Saturn V war nach zweieinhalb Minuten ausgebrannt, ihre riesigen Tanks waren leer. Angenommen, sie könnte jedoch ununterbrochen weiterbrennen, weil durch das Wurmloch an ihrer Spitze Treibstoff in unbegrenzten Mengen fließt, dann halte ich ein erzielbares Durchschnittstempo von 25 Prozent der Lichtgeschwindigkeit für möglich: Die Rakete würde auf der ersten Hälfte der Reise ohne Pause beschleunigen und auf der zweiten abbremsen.«
»Aber dann hätte ja die Reise von der Erde hierher fast 270 Jahre gedauert .«
»Und? Das ist eine überschaubare, planbare Zeit. Die Reise in unser Nachbarsystem Proxima Centauri würde nicht einmal 20 Jahre dauern. Eine Zivilisation, die über einen langen Atem verfügt, könnte mit dieser Technik ein ganzes Netzwerk von Wurmlochverbindungen schaffen und so ein interstellares Reich gründen.
Aber das alles sind Spekulationen, für die ich noch keine Beweise habe. Ich gehe allerdings davon aus, daß unsere Freunde da unten vorerst von jedem Nachschub abgeschnitten sind. Und das ist immerhin auch schon etwas !«
»Aber warum eine Rakete nehmen, wenn man über Flugscheiben verfügt ?«
»Hauptmann, jetzt enttäuschen Sie mich aber. Flugscheiben bewegen sich mittels Magnetfeldantrieb, das ist bei denen der AIn nicht anders als bei unseren Haunebus. Damit der wirken kann, braucht er das Magnetfeld einer Sonne, an dem er sich sozusagen entlanghangeln kann. Das aber ist spätestens jenseits der Plutobahn - vermutlich sogar noch viel früher - so schwach, daß es einfach nicht mehr weitergeht. Für interstellare Reisen sind Flugscheiben völlig ungeeignet !«
Magnus nickte stumm. Während der kurzen Unterhaltung mit dem
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